1 Im dritten Jahr des Königs Kores aus Persien ward dem Daniel, der Beltsazar heißt, etwas offenbart, das gewiß ist und von großen Sachen; und er merkte darauf und verstand das Gesicht wohl.
2 Zur selben Zeit war ich, Daniel, traurig drei Wochen lang.
3 Ich aß keine leckere Speise, Fleisch und Wein kam nicht in meinen Mund, und salbte mich auch nie, bis die drei Wochen um waren.
4 Und am vierundzwanzigsten Tage des Monats war ich bei dem großen Wasser Hiddekkel
5 und hob meine Augen auf und sah, und siehe, da stand ein Mann in Leinwand und hatte einen goldenen Gürtel um seine Lenden.
6 Sein Leib war wie Türkis, sein Antlitz wie ein Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße wie helles, glattes Erz, und seine Rede war wie ein großes Getön.
7 Ich, Daniel, aber sah solch Gesicht allein, und die Männer, so bei mir waren, sahen’s nicht; doch fiel ein großer Schrecken über sie, daß sie flohen und sich verkrochen.
8 Und ich blieb allein und sah dies große Gesicht. Es blieb aber keine Kraft in mir, und ich ward sehr entstellt und hatte keine Kraft mehr.
9 Und ich hörte seine Rede; und in dem ich sie hörte, sank ich ohnmächtig auf mein Angesicht zur Erde.
10 Und siehe, eine Hand rührte mich an und half mir auf die Kniee und auf die Hände,
11 und er sprach zu mir: Du, lieber Daniel, merke auf die Worte, die ich mit dir rede, und richte dich auf; denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Und da er solches mit mir redete, richtete ich mich auf und zitterte.
12 Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel; denn von dem ersten Tage an, da du von Herzen begehrtest zu verstehen und dich kasteitest vor deinem Gott, sind deine Worte erhört; und ich bin gekommen um deinetwillen.
Mit Daniel 10 stehen wir im Jahr 536 v. Chr. (vgl. V. 1), und damit haben wir auch die letzte göttliche Offenbarung im Leben des Propheten vor uns, zu der auch Kapitel 11 und 12 gehören. Alle drei Kapitel gehören zeitlich und inhaltlich zusammen.
Diese Offenbarung empfing Daniel drei Jahre später als das neunte Kapitel (539 v. Chr.). Dort forschte und betete er wegen der 70-jährigen Verwüstung Jerusalems, die Jeremia prophezeit hatte. Nur ein Jahr später, 538 v. Chr., kam der Erlaß des Kyrus zum Wiederaufbau des Tempels und die erste Gruppe Juden kehrte aus der Gefangenschaft unter Serubabel nach Jerusalem zurück. 537 v. Chr. wurde der Brandopferaltar in den wiederaufgerichteten Grundmauern des Tempels aufgerichtet. Das erlebte Daniel noch aus der Ferne mit. Was er nicht mehr miterlebte, war die Fertigstellung und Einweihung des Zweiten Tempels, da der Wiederaufbau für 16 Jahre unterbrochen wurde (vgl. Esra 4, 24).
Quelle und Weiterführendes:
Johannes Pflaum: Daniel, die letzte Offenbarung und die himmlische Erscheinung. Erschienen in: Aufblick und Ausblick 2023, IV. Quartal, S. 17-20.
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