Aus dem Vorwort der ersten Auflage (Geistlicher Liederschatz)

Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit.

Ebräer 13, v. 8.

Jesus Christus ist der Kern und Stern dieser Sammlung. So bezeichnete die Ankündigung vom 17. December 1831 den geistlichen Liederschatz, welcher durch Gottes Gnade nun vollendet, der Gemeine unsers Herrn Jesu Christi, Freunden und Beförderern des christlichen Gesanges gewidmet ist zu einem Haupt=Erbauungs= und Beförderungsmittel christlicher Erkenntniß und christlichen Glaubens (2 Petr. 3 v. 18.)

Man hat es seit der Reformation als eine ganz besondere Gnaden=Vorsorge Gottes für seine evangelische Kirche betrachtet, daß aus derselben ein so großer und theurer Schatz geistlicher und erbaulicher Lieder hervorgegangen ist. Der Gottesmann Luther bahnte den Weg durch Uebersetzung vorhandener und Ausarbeitung neuer Lieder und sagt über den Zweck und Nutzen derselben Folgendes:

„Daß geistliche Lieder singen gut und Gott angenehm sey, achte ich, sey keinem Christen verborgen, dieweil Jedermann nicht allein das Exempel der Propheten und Könige im alten Testament, die mit Singen und Klingen, mit Dichten und allerlei Saitenspiel Gott gelobet haben, sondern auch solcher Brauch sonderlich mit Psalmen gemeiner Christenheit von Anfang kund ist. Ja, auch St. Paulus solches 1. Corinth 14, v. 15. eingesetzt und Coloss. 3, v. 16 gebeut: von Herzen dem Herrn zu singen geistliche Lieder und Psalmen, auf daß dadurch Gottes Wort und christliche Lehre auf allerlei Weise getrieben und geübt werde.“

*) Der sel. Dr. L u t h e r  hat im Jahre 1523 den Anfang zu unsern deutsch=evangelischen Liedersammlungen gemacht, indem er folgende 2 Lieder auf ein Paar Blätter in Quart drucken ließ: „Nun freu’t euch, lieben Christen g’mein“ (von ihm selbst), und „Es ist das Heil uns kommen her“ von Paul  S p e r a t u s.  Beiden waren die Noten der Melodieen hinzugefügt. 1524 kamen 8 Lieder mit Noten und Anmerkungen, ebenfalls in Quart heraus; 1526 eine Sammlung von 39 Liedern in Octav zu Erfurt; 1546 erschien eine Ausgabe in Magdeburg mit beigefügten Noten. Die Sammlung enthielt 83 Lieder ohne Psalmen.

„Demnach hab‘ ich auch, mit sammt etlichen Andern, zum guten Anfang, und Ursach‘ zu geben denen, die es besser vermögen, etliche geistliche Lieder zusammen bracht, das heilige Evangelium, so itzt von Gottes Gnaden wieder aufgangen ist, zu treiben und in Schwang zu bringen, daß wir auch uns möchten rühmen, wie Moses in seinem Gesang thut, 2 Mos. 15, v. 1. 2.; daß Christus unser Lob und Gesang sey, und nicht wissen sollen, zu singen noch zu sagen, denn Jesum Christum, unsern Heiland, wie Paulus sagt 1 Corinth. 2, v. 2. etc.“

Ein Zeugen=Haufe (Ebr. 12, v. 1.), getrieben durch den heiligen Geist, folgte und besang die Wahrheiten des theuren, werthen Wortes (1 Tim. 1, v. 15.) in geistlichen, lieblichen Liedern (Coloss. 3, v. 16.)

Aus den Zeiten, wo der Glanbe in der Evangelischen Kirche am lebendigsten sich zeigte, schreibt sich auch der größte Theil dieses Schatzes her.

Um dazu beizutragen, diese theuren Schätze der Evangelischen Kirche in ihrer Lauterkeit (2 Corinth. 2 ,17.) zu erhalten, vereinigten sich im Jahre 1830 einige christliche Freunde, diese Sammlung zu veranlassen, und können die ewige Liebe nicht genug preisen für den göttlichen Gnadenbeistand, der ihnen bei dieser Arbeit so fühlbar und reichlich zu Theil geworden ist; der auf ihr anhaltendes Flehen die schwachen Hände stärkte, willige Herzen zur Unterstützung geneigt und es möglich machte, die vorzüglichsten seit der Reformation erschienenen Liedersammlungen zu benutzen.

Mit herzlichem Dank werden Verbesserungen oder geschichtliche Berichtigungen angenommen werden.

Hinsichtlich der Sprüche, welche über den Liedern stehen, muß bemerkt werden, daß man unter Gebet und Flehen um den Geist, der vom Vater und Sohn ausgehet und uns in alle Wahrheit leitet, bemüht gewesen ist, aus der unerschöpflichen und unversiegbaren Quelle des göttlichen Wortes solche Stellen zu wählen, die vorzüglich geeignet sind, entweder den Hauptinhalt des Liedes anzugeben, oder das Herz des Sängers für die Sache Jesu Christi zu begeistern und es zum Gebet und Gesang geschickt zu machen.  Ist hin und wieder dieser zweifache Zweck nicht vollkommen erreicht worden, so liegt die Ursache darin, daß man

a) die Wiederholung eines und desselben Spruchs möglichst vermeiden wollte, obgleich nicht selten mehrere Lieder über einen und denselben Spruch verfaßt worden sind;

b) daß in vielen Liedern mancherlei Gegenstände vorkommen, also daß fast jede Strophe oder Vers einen besondern Spruch verlangt.

Bei solchen Liedern konnte man entweder nur die Hauptsache oder die besondern Umstände und Zeit oder andere Verhältnisse, für welche das Lied gemacht worden ist, im Auge behalten. Der Hauptzweck dieser Sprüche soll jedoch der seyn, daß ungeübte Christen eine Gelegenheit bekommen, das Wort Gottes auf eine angenehme, leichte Art und Weise in’s Gedächtniß zu fassen und dadurch im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung im Leben, Leiden und Sterben fest begründet zu werden; geübte Christen hingegen, die da wissen, daß jeder Bibelspruch eine glühende Kohle aus dem Heiligthume Gottes ist, durch welche der Herr ihr Herz zum Singen und Loben entzünden will, werden sich freuen, wenn ihnen Jesus Jehovah, ehe sie das Hallelujah angestimmt haben, an’s Herz tritt, mit ihnen redet und ihrem Geiste durch sein Bibelwort Freudigkeit einflößt, durch den Gesang des Liedes ihm wieder an’s Herz zu treten, und zuversichtlich, kindlich und recht vertraulich mit ihm zu reden. –

So dürfen wir hoffen, daß diese Sprüche Jedermann eine willkommene Gabe seyn und Tausende veranlassen werden, im heiligen Bibelbuche nachzuschlagen und zu forschen, ob sich’s also verhalte. Damit dies leichter von Statten gehe, haben wir alle im Liederschatze befindlichen Sprüche in ein alphabetisches Register gebracht und dasselbe dem Liederschatze beigefügt.

Da der Liederschatz selbst eine große Anzahl Gebets=Lieder enthält, so war die Hinzufügung noch mehrerer Gebete für diesen Zweck nicht erforderlich.

Zum Schluß noch die Worte der Ankündigung:

„So möge denn dieser geistliche Liederschatz zur Erkenntniß und Lobpreisung Gottes, unsers himmlischen Vaters, zur Verherrlichung des allein seligmachenden Namens Jesu beitragen, und das unter Anrufung und dem Beistand des heiligen Geistes begonnene und geförderte Werk durch den Anfänger und Vollender des Glaubens (Ebräer 12, v. 2.) auch nach Seinem Wohlgefallen weiter gefördert werden (2 Cor. 13, v 13.)

Ihm, der da ist der Weg und die Wahrheit und das Leben (Joh 14, v. 6.), unserm hochgelobten Herrn und Heiland Jesus Christus, sey Dank und Lob und Ruhm und Preis in Zeit und Ewigkeit!  Amen.“  (Ephes. 6, v. 24.).

Offenbar. Joh. 22, v. 21: Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sey mit euch Allen!
Amen.

B e r l i n,  den 11. December 1832

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Auflagen:

Geistlicher Liederschatz. Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder für Kirche, Schule und Haus und alle Lebensverhältnisse. Erste Auflage. Berlin, 1832. Bei Samuel Elsner. Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn. [Digitalisat]

Geistlicher Liederschatz. Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder für Kirche, Schule und Haus und alle Lebensverhältnisse. Zweite Auflage. Berlin, 1840. Bei Samuel Elsner. [Digitalisat]

Geistlicher Liederschatz. Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder für Kirche, Schule und Haus und alle Lebensverhältnisse. Zweite Auflage, mit großer Schrift. Berlin, 1842. Bei Samuel Elsner. [Digitalisat]

Geistlicher Liederschatz. Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder für Kirche, Schule und Haus und alle Lebensverhältnisse. Vierte Auflage. Berlin, 1846. Bei Samuel Elsner. [Digitalisat]

Eingestellt am 12. Mai 2023 – Letzte Überarbeitung am 17. Juli 2023