Klagelieder Jeremiae 3, 31-33

31 Denn der HERR verstößt nicht ewiglich;
32 sondern er betrübt wohl, und erbarmt sich wieder nach seiner Güte.
33 Denn er nicht von Herzen die Menschen plagt und betrübt;

Die Trübsal wird leicht, wenn man hofft, es werde bald besser werden. Hierbei soll ein Betrübter sich’s vorstellen,

1. daß sein Elend gewiß ein Ende nehmen werde, und vielleicht noch in diesem Leben, wie Gott also Davids Flucht, Hiskias Krankheit, Hiobs Elend, der Witwen Tränen, des Gichtbrüchigen Schmerzen noch in diesem Leben gewendet. Am allergewissesten aber wird Gott der Frommen Kreuz enden und wenden nach dem Tode und abwischen alle Tränen von ihren Augen.

2. Soll sich ein Betrübter vorstellen, daß seine Seele von der Welt weg zu Gott getrieben werden soll; so bleibt der Ausgang des Kreuzes fröhlich und selig, es mag sich enden hie zeitlich oder dort ewig.

Gebet.

Ach du großer Gott, wie ist doch mein Leiden so schwer und groß, wie du selbst weißt, aber doch soll mein Glaube, Hoffnung und Vertrauen deswegen nicht aufhören, sondern ich will mitten in der Trübsal meine Augen aufheben zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt, nämlich zu dir, allmächtiger, gütiger und barmherziger Gott. Ich weiß, du wirst endlich nach der Trübsal mich erfreuen, ja nach dem Ungewitter mir die Sonne wieder lassen scheinen. Du hast versprochen, daß du die Mühseligen und Beladenen erquicken wollest, nun warte ich auf die Erfüllung dieser gnädigen Verheißung. Ach gib mir, wenn es zu deiner Ehre und meiner Seligkeit gereicht, meines Herzens Wunsch und was mein Mund bittet. Denn du bist meine Zuversicht, Herr, Herr!, von meiner Jugend auf. Ich weiß, deine rechte Hand kann alles ändern.

Ach, so ändere, wenn es dein beiliger Wille ist, meinen Zustand. Nun sehe ich deinen heiligen Rat, du hast mich demütig, sanftmütig und fromm machen wollen, mich zu dir ziehen, daß ich meine Freude an dir allein haben und meine Hoffnung auf dich stellen soll, und da nun dieses ausgerichtet ist, so nimmst du meine Trübsal wieder von mir und lässest mein Gemüte, das vorber ganz unruhig war, wieder still, gelassen und zufrieden werden. Welche herrliche Frucht hat diese bittere Wurzel getragen, o welch großer Nutzen ist aus meinem Leiden entstanden! Davids Verfolgungen gaben ihm Gelegenheit, die trefflichsten Lob- und Danklieder zu verfertigen. Meine Tränen sollen ein Same werden, daraus gute Früchte wachsen. Die Dornen, die mich stechen, sollen Rosen tragen, nach dem Kampf soll der Sieg, nach dem Streit die Krone, nach dem Leiden die Errettung, nach der traurigen und betrübten Nacht der fröhliche Morgen folgen.

Nun, dafür danke ich dir, dafür preise ich dich. Lobe den Herrn meine Seele, und vergiß nicht was er dir Gutes getan hat. Wie herrlich wird am jüngsten Tag die fröhliche Erlösung sein, wenn ich von allem Uebel erlöst in das himmlische Freudenleben eingeben werde! Ist dieses denn das erstemal, daß wir betrübet werden? Was haben wir als Angst und Qual bisher gehabt auf Erden; wir sind wohl mehr und hoch gekränkt, und doch hat Gott uns darauf geschenkt ein Stündlein voller Freuden.

Amen.

Gesang.

1) Wann kommt mein Jesus doch
Will er mich gar verlassen?
Mein Heil, wann werd ich dich
Zu meinem Trost umfassen?
Ach, wenn mein Seelenfreund
Ja ferne von mir weicht
Wer ist, der in dem Kreuz
Mir seine Hand darreicht?

2) Wann kommt mein Jesus doch?
Sieh, Andre sind beglücket,
Sie steh’n in Herrlichkeit,
Mit Wohlergeh’n geschmücket.
Nur ich muß traurig gehn,
Ja, ich muß gehn allein,
In meinem Jammerstand
Von Gott verlassen sein.

3) Es will mir die Geduld
In meinem Kreuz verschwinden,
Dieweil ich JEsum fast,
Weiß nirgends mehr zu finden
Wo ich mich nun hinwend‘,
Sieh, da verbirgt er sich
Und wo ich nach ihm greif‘,
Sieh; da verläßt er mich.

4) Wann kommt mein Jesus doch?
Ach höre doch mein Klagen!
Wie lange soll ich noch
„Wann kommt mein Jesus“ sagen?
O Jesu, komm doch bald,
Die Zeit wird mir so lang,
O Jesu, komm doch bald,
Mir wird sonst angst und bang!

5) Dein Jesus kommet bald,
O Seele, sei doch stille
Und stell dein Trauern ein!
Es ist so Gottes Wille.
Weil Jesus sich nicht zeigt,
So schmeckst du Bitterkeit,
Doch bald erquickt er dich
Mit süßer Seelenfreud.

6) Dein Jesus kommet bald,
Du liegst in seinen Armen,
Sei freudig, er wird sich
In Gnaden dein erbarmen,
Er sieht dein Leiden wohl,
Sieh da, in kurzer Zeit
Erquickt er deinen Geist
mit Trost und Freudigkeit!

7) Dein Jesus kommet bald,
Er wird dich nicht verlassen,
Denn du bist ja sein Kind,
Wie könnt‘ er dich denn hassen?
Schau doch auf Andre nicht,
Die da beglücket stehn,
Bald wird dir auch dein Licht
Nach trüber Nacht aufgehn.

8) Dein Jesus kommet bald;
Er wird sich zu dir nahen,
Sein Mund und Arm wird dich
Aufs freundlichste empfa’hen,
Auf Seele, sei getrost,
Dein Heiland ist dir nah‘,
Nun ist dein Wunsch erfüllt:
Dein Jesus, sieh, ist da!

Andacht und Liedtext: Johann Friedrich Starck (1680-1756)
Melodie: 1679, Ahasverus Fritsch O Gott, du frommer Gott
Andere Melodie: 1710, Johann Georg Christian Störl (1675-1719)

Quelle: Johann Friederich Starck, Evangelischer Prediger und Consistorialis zu Franckfurt am Main: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen, enthaltend Aufmunterungen, Gebete und Gesänge, nebst mehreren Festandachten, S. 267ff. Philadelphia, Verlag von J. Kohler, No. 202, Nord Vierte Straße, 1870

Verheißung und Trost aus Gottes Wort

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
(Psalm 121, 1.2)

Er errettete mich von meinen starken Feinden, von meinen Hassern, die zu mir mächtig waren, die mich überwältigten zur Zeit meines Unglücks; und der HERR ward meine Zuversicht. (2. Samuel 22, 19.20)

Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
(Matth. 11, 28)

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. (Offb. 21, 4)

Weblinks und Verweise

Notensatz, 4stimmig (pdf, J. Störl, externer Link zu Hymnary.org

Notensatz, 4stimmig (pdf, A. Fritsch, externer Link zu Hymnary.org)

Eingestellt am 27. Oktober 2020