Die Realität der Geisterwelt (Markus Hauser)

Gibt es überhaupt eine Geisterwelt? fragst Du. Ei, mein Lieber, kennst du denn dich selber nicht? Hast du nicht schon oft das Nahen der Lichtwelt an deinem eigenen Herzen verspürt? Gnade und Heil umrauscht dich auf allen Schritten und Tritten! Ging nicht der Heiland in früher Jugend schon bleibend dir nach? Merkst du nicht, daß wir göttlichen Geschlechts sind und keine Ruhe haben, bis wir ruhen in Jesus? Und hast du nicht schon oft das Nahen der finsteren Welt kräftig an deinem eigenen Herzen verspürt? Erinnere Dich der Nöte und Kämpfe, deren du dich unmöglich erwehren konntest. An Sterbebetten hast du doch wohl auch schon gestanden. Siehe jenen Nachfolger des Lammes, wie ruhig und geduldig leidet er, Friede verklärt noch im Tode sein Angesicht. Er hofft nicht nur, er glaubt, er lebt, er legt Vergangenheit und Zukunft getrost in die Hände seines Herrn. Segnend scheidet er aus diesem Leben, und schon umgeben ihn Boten der Lichtwelt. Fühlst und ahnst du nicht etwas davon, was sein Herz in diesen wunderbaren Augenblicken schwellt?

Tritt an das Lager eines Heuchlers, eines Menschen, der vorgab, an keine Geisterwelt zu glauben. Oh, was für Dinge hat man da schon erleben müssen! „Ich will nicht“ – „Ich will nicht“ schreit da einer mit geballten Fäusten. „Treibt mir diesen Schwarzen weg! Muß ich denn so elend umkommen?“ – Wie Mancher hat da alle Tröstungen mit dem eifrigen: „Ich kann nicht mehr, ich bin verloren!“ zurückgewiesen. Ja die Unsterblichkeit ist kein Traum, kein Wahn, sie ist Wahrheit und Wirklichkeit.

Auch berühmte Freigeister haben in diesem Leben schon der nackten Ewigkeit grausige Schrecknisse mächtig empfinden müssen. Bei allem Leugnen übermannt sie die Furcht. Es ist oft lächerlich, wie abergläubig diese Ungläubigen sich benehmen. Finsternis umlagert ihre Seele, und sie erkennen ihre Gebundenheit nicht. Beachte die Menschen und ihr Treiben; hinter dem Freiheitstraum nimmst du die Macht wahr, die sie leitet. Wir Menschen haben einen starken Widersacher, und dieser geht umher und suchet, welche er verschlingen könnte. Der Herr weiß, daß wir wohnen, wo der Satan sein Unwesen treibt. Und Paulus sagt uns: „Wir haben nicht einen Kampf wider Fleisch und Blut, sondern wider die Mächte, wider die Gewalten, wider die Weltregenten der Finsternis dieser Zeit, wider die bösen Geister unter dem Himmel“, Eph. 6, 12. Selbst an unseren hochgelobten Herrn hat sich der Erzfeind gewagt. Wie herrlich aber hat er die Versuchung überstanden, wie vollständig war sein Sieg! Matth. 4, 1-11.

Ganz anders ging es dem König David. In 1. Chr. 21, 1 lesen wir: „Der Satan stand auf wider Israel und reizte den David, daß er Israel zählen ließ“. Und David ließ sich reizen; er widerstand den Anläufen des Teufels nicht und ließ sich zur Sünde fortreißen.

Wie oft hat sich Ähnliches bei Tausenden zugetragen! Der Satan durchzieht die Lande; er selbst hat dies bekannt, als Gott ihn frug: „Wo kommst du her?“, Hiob 1, 7. „Dem widerstehet fest im Glauben“, werden wir dringend ermahnt. Uns umgibt ein finsteres Heer. Das läßt sich nun einmal nicht ändern. Und mit dem Leugnen schafft man den Bösen und das Böse nicht aus der Welt. Der Mensch in seinem Wesen und seinem Tun und Lassen ist selbst ein Beweis dafür, daß eine Geisterwelt vorhanden ist. Gott sei Dank nicht nur finstere Mächte, auch Wesen aus der Lichtwelt durchziehen die Lande, umgeben die Menschen. Im Traume sah einst Jakob die Engel Gottes von der Erde auf- und niedersteigen, 1. Mose 28. Und daß es nicht ein blosser Traum gewesen, dafür zeugt der Bund, den Gott in jener denkwürdigen Nacht mit ihm gemacht hat. Ja, als er aus der Fremde heimkehrte, da begegneten ihm am hellen Tage der Engel Heere. 1. Mose 32, 1. Die heilige Schrift sagt uns viel von diesen Boten des Himmels, von diesen unsichtbaren Begleitern der Menschen. „Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines himmlischen Vaters“, sagt Jesus von den Kleinen, Matth. 18, 10. Darum warnt er, sollen wir keinen der Kleinen verachten. In Hebr. 1, 14 wird uns von ihnen gesagt:

„Sie sind alle dienstbare Geister, ausgesendet um derenwillen, welche die Seligkeit ererben werden“. Von diesem Dienst zeugen viele Geschichten der Bibel und gar manche wahre Begebenheiten im Leben von Knechten und Mägden des Herrn. Sollten dir auch nicht etliche bekannt sein? Luk. 16,v22 sagt uns Jesus vom armen Lazarus: Er wurde von Engeln getragen in Abrahams Schoß. Das muß ein Anblick sein, wenn die Seele vom Leibe sich loslöst und nun diese Lichtgestalten das Kind des Lichtes in Empfang nehmen, um es seiner Bestimmung entgegen zu führen! Heimatluft umweht den Pilger, der solcher Gesellschaft gewürdigt ist. Wer sollte sich für den Übergang nicht eine solche Begleitung wünschen?

Gibt es eine Geisterwelt? Durch diese Frage höre ich leise den Zweifel durchklingen: Ist Jesus wahrhaftiger Gott? Ist der gekreuzigte Jesus wirklich auferstanden von den Toten? Eine große Plage sind dem Herzen diese immer und immer wieder auftauchenden Zweifel. Selbst Leute, die schon kostbaren Gnaden teilhaftig geworden sind, werden in derartige Leiden verstrickt. Wie mächtige Schrecknisse stürmen sie nicht selten auch auf betende Seelen ein. Können solche Zweifel so gründlich widerlegt werden, daß sie auf immer ihre Macht verlieren? Gewiß, mein Teurer. Für redliche Zweifler schon, nicht aber für solche, die einfach zweifeln wollen, weil ihnen Christus und sein Heil unbequem ist, will sagen: weil sie von ihren Sünden nicht lassen und weil sie der Erneuerung ausweichen, ja weil sie gerne das zukünftige Gericht verneinen wollen. Wahrheit will ich dir bieten und weiter nichts. Und hier stehen wir vor einer seligen Wahrheit.

Gott erleuchte dich, damit du sie erkennen kannst, während du diese Zeilen liest. Zuerst laß mich dir bezeugen, daß ich den tiefsten Eindruck von der Gottheit Jesu Christi beim aufmerksamen Lesen und Erwägen der Lebensgeschichte empfangen habe. Welche eine Ruhe, welche eine Würde, welche eine Kraft und Hoheit entfaltet sich da! Die gotthungrige Seele wird unwillkürlich von beseligender Liebe beschaut. Ja, er ist es, muß ich wiederholt ausrufen. Er leidet, er stirbt für mich! Das wurde mir klar. Hast du beim Durchlesen des neuen Testamentes es nicht beobachtet, welchen Respekt die Geister der finsteren Tiefe vor Jesus haben? Sie bekannten, daß er ist der Heilige Gottes, und seinem Machtworte unterwarfen sie sich stets sofort. Schimmert nicht bei all seinen Taten deutlich seine Herrlichkeit durch? Wenn du sein Leben hienieden betrachtest, und dann dich unter dem Kreuze niederlässt, was siehst und hörst du nicht alles da! Der Herr am Kreuz und die Vorgänge um und unter seinem Kreuze! Oh welche Wirkungen übt dies alles auf uns aus, auf ein Gemüt, das redlich nach Wahrheit frägt! Und das Siegel seiner Gottheit, seine herrliche Auferstehung! Wie durchströmt sie die Seele mit göttlichem Leben! Hast du die Schriften des Apostels Paulus gelesen? Fühlst du es nicht, daß du es hier mit einem sehr aufrichtigen und äußerst verständigen Manne zu tun hast? Ein mächtiger Eiferer für das Gesetz war er; ein nüchterner Denker, ein gebildeter Pharisäer. Den Jüngern in Jerusalem verursachte er viel Not, er hielt sie für Verirrte und war ein kräftiger Gegner. Aber wunderbar hat ihn der auferstandene Jesus auf einem verkehrten Wege aufgehalten, hat sich ihm als der Lebendige geoffenbart und ihm gezeigt, was Wahrheit ist. Und welche Umwandlung hat dieser Mann von dieser Stunde an erfahren! Sein Leben zeigt uns, was die Gnade des Herrn vermag. Und dieser Mann der Tat bezeugt uns, daß der am Kreuz gestorbene und auferstandene Jesus sich im Kreise von mehr als 500 Brüdern als der Sieger über Tod und Grab offenbarte. Sie haben ihn gesehen, haben mit Ihm gesprochen und sich willig davon überführen lassen, daß er derselbe ist, der in Knechtgestalt unter den Sündern gewandelt hatte. Nicht einen Geist, einen Menschen haben sie geschaut und betastet. Ja, den Menschen, der Gott der Herr ist, das Haupt der Menschen, den Erlöser aller, den verklärten Menschen und Gottessohn haben sie gesehen! Angesichts dieser Tatsachen stürzen alle Zweifel in sich selbst zusammen.

Durch Jahrhunderte durch, bis auf diese Stunde hat sich Jesus als der Lebendige, als der da tot war und ist wieder lebendig geworden, als der wahrhafte Gott und als das ewige Leben erwiesen. „Jesus Christus ist gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ Hebr. 13. 8.

Ja, mein Teurer, es gibt in der Tat eine Geisterwelt, ein Leben auch dem Tode, eine Unsterblichkeit. Ehre sei dem, der uns geliebt hat, ehe der Welt Grund gelegt war! Ehre sei unserem teuren und hochgelobten Erlöser! Ehre sei Ihm, der da ist die Auferstehung und das Leben! Auch wir werden Ihn einst sehen, wie Er ist. Auch uns wird Er auferwecken, auch wir werden bald verklärt das Angesicht des Verklärten schauen. Gelobt sei Er!
Für mich sind Zweifel an der Unsterblichkeit und an dem Vorhandensein einer Welt der Finsternis und einer Welt des Lichtes völlig unmöglich, da der Herr mir seit Jahren die Augen geöffnet hat, Wesen beider Welten zu sehen.

(Markus Hauser)

Quelle:

Hauser, Markus: Blicke in die Ewigkeit. Bei: christliche eBooks -Lesekammer

Hauser, Markus – Bücher 2023


Eingestellt am 23. April 2024