Johannes 14, 6

Jesus spricht zu ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich“. (Johannes 14, 6)

Wir könnten nicht zu Gott kommen, wenn er nicht zu uns käme. Dies glauben viele Menschen nicht, hauptsächlich zweierlei Menschen. Dies glauben nicht die toten Sünder, die aber ehrbar sind und einen guten Namen vor der Welt haben, die hingehen und machen sich einen Vorsatz, dies und das zu lassen oder zu tun, und führen diesen Vorsatz auch aus. Solchen Leuten dünkt es, daß sie durch sich selbst einen offenen Weg zu Gott haben, daß unser Herr Gott eher vor ihrer Rechtschaffenheit und Tugend erschrecken und sich entsetzen müsse, als sie sich vor Seiner Heiligkeit. Die Türen des Himmels müssen einmal sich weit und geschwinde öffnen, wenn ein solcher Ehrenmann kommen wird. So träumen sie. Und da sind viele neuere Lehrer dazugekommen und haben aus diesem Wahne der menschlichen Torheit und Eigenliebe eine Lehre gemacht. Sie haben den Willen des Menschen unmäßig herausgestrichen und erhoben und dem Menschen eine natürliche Kraft und Anlage zu allem Guten zugesprochen, ja auf gute Werke, auf Werke der stinkenden Eigenliebe, auf natürliche Tugenden den Himmel gesetzt. Aber wir haben nichts mit ihnen zu schaffen; wir lassen sie fahren; sie sind blinde Leiter der Blinden.

Es gibt aber noch eine andere Art Menschen, die das, was ich oben gesagt habe, nicht glauben. Das sind erweckte Seelen, die im Anfange der Bekehrung stehen. Wenn ein Mensch die große Entdeckung an seinem Herzen macht, daß eine Scheidewand zwischen ihm und seinem Gott liege durch die Sünde: – Wie greift er es gewöhnlich an, um diesen Übelstand zu heben? Er will die Scheidewand niederreißen, er zerarbeitet sich elendiglich daran, er will durch sein Wollen und Wirken in den Himmel und in die Gemeinschaft Gottes hineinsteigen. Aber das hilft nichts. Mit unserem Tun können wir es nicht erlangen. Ich wüßte nicht, wozu der Heiland geboren wäre; ich wüßte nicht, wozu er seinen Lauf, seinen Leidenslauf bis Golgatha, und von da ins Grab, und von da in die Herrlichkeit des Vaters gemacht hätte; ich wüßte nicht, warum wir eine solche erbarmungsvolle Anstalt hätten, die man das Reich Gottes nennt; ich wüßte überhaupt nicht, was ich aus der ganzen Bibel machen sollte, wenn wir es tun könnten, wenn es an unserem Rennen und Laufen läge! Nein! Er muß es anfangen, fortsetzen und vollenden; und wir haben uns nur dazu herzugeben und es uns gefallen zu lassen. Das ist unsere ganze Sache.

Andacht: Ludwig Hofacker

O ihr Gottesheere!
Stimmt zu Christi Ehre
allenthalben ein!
Unsre Siegesweisen
sollen täglich preisen
Gottes Lamm allein,
das uns all‘
vom Sündenfall
durch sein blutiges Versühnen
sauer wollt‘ verdienen.

Quelle: Ludwig Hofacker, Erbauungs- und Gebetsbuch für alle Tage, nebst einem Anhang von besonderen Gebeten.
Bildnachweis: Joh. 14, 6 – Geschwister Dönges, Dillenburg (In: Die große Entscheidung, 3. Aufl., pdf-Datei, externer Link zu Martin Arhelger)
Eingestellt am 17. Juli 2021 – Letzte Überarbeitung am 20. Februar 2023