Wochengottesdienste, Versäumen der

Und lasset uns untereinander unser selbst wahrnehmen mit Reizen zur Liebe und guten Werken und nicht verlassen unsere Versammlung, wie etliche pflegen, sondern einander ermahnen; und das so viel mehr, soviel ihr sehet, daß sich der Tag naht. (Hebr. 10, 24.25)

Betstunde und Predigt am Mittwoch, wie gewöhnlich. Liebe Brüder, ich bitte euch alle, die Wochengottesdienste zu besuchen. „Verlasset nicht unsere Versammlungen, wie etliche pflegen“. –Einige der „lieben Brüder“ verhielten sich folgendermaßen: Bruder A. meinte, es sähe nach Regen aus und zog daraus den Schluß, daß seine Familie, er selbst natürlich mit einbegriffen, besser thäte, zu Hause zu bleiben. Am Donnerstag Abend regnete es sehr stark, und derselbe Bruder nahm einen Wagen und führte seine ganze Familie nach der Musik-Akademie, um Agassiz’ Vorlesung „Über die Intelligenz des Hummers“  zu hören. Bruder B. meinte, er sei zu müde, um zu gehen, darum blieb er zu Hause und arbeitete an dem Schlitten, den er Willy versprochen hatte.  Schwester C. meinte, es sei zu glatt, um zu gehen. Es wäre sehr gefährlich für sie, sich hinauszuwagen. Ich sah sie am nächsten Morgen die Straße hinuntergehen, um ihren alten Hut zurechtmachen zu lassen. Sie hatte ein Paar alte Strümpfe über ihre Schuhe gezogen. Drei Viertel der Gemeindeglieder blieben zu Hause. Gott war in der Betstunde. Der Pastor war da, und Gott segnete die Anwesenden. Die, welche zu Hause geblieben, waren jeder durch einen leeren Sitz vertreten. Gott segnete nicht die leeren Sitze. – U n i t e d  P r e s b y t e r i a n.

Aus: Charles Haddon Spurgeon, Federn für Pfeile, oder Illustrationen für Prediger und Lehrer (autorisierte Übersetzung von E. Spliedt)

„Die Ägypter drückten in ihren Hieroglyphen die Nutzlosigkeit eines alleinstehenden Mannes durch einen einzelnen Mühlstein aus, der, wenn allein, kein Mehl mahlt, obgleich er, mit einem andern verbunden, sehr nützlich für diesen Zweck sein würde.“

Lasst dies als ein Sinnbild für jene ungeselligen Christen dienen, die versuchen, allein zu wandeln und die Gemeinschaft der Heiligen nicht wollen. Sie sind vergleichsweise nutzlos. Der Herr hat uns für unsere Wirksamkeit voneinander abhängig gemacht. Unsere Talente werden nicht richtig gebraucht, bis sie die Mängel anderer ergänzen; dies ist die eine Seite der Notwendigkeit für die Gemeinschaft – wir müssen uns mit den Schwachen verbinden, um eine Sphäre zu finden, wo wir mit unserem Pfund wuchern können, indem wir ihnen helfen. Auf der anderen Seite sind unsere Schwächen und Mängel dazu bestimmt, uns in die Gemeinschaft mit stärkeren Brüdern hineinzuziehen, von denen wir Hilfe und Anleitung empfangen können. Ob wir von der stärkeren oder schwächeren Art sind, wir haben gleiche Ursache, christliche Gemeinschaft zu suchen. Es gehört mit zur Natur des Volkes Gottes, dass sie sich zusammen gesellen und in Gemeinschaften leben; wilde Bestien mögen allein durch die Wälder streifen, aber Schafe gehen in Herden. David sprach: „Ich halte mich zu denen, die Dich fürchten,“ und er zeigte seine Frömmigkeit nicht nur dadurch, daß er seine Gesellschaft auswählte, sondern auch durch seine Liebe zu den Gefährten, wenn er sie fand.

(Charles Haddon Spurgeon)

O, Du, der Du Deine Jünger „Freunde“ nanntest, gib mir immer den freundschaftlichen Sinn, und laß mich alle lieben, die Du liebst.

(Th. Manton)

Ein Haupterfordernis, um der Gnade Gottes in Christo recht froh zu werden, ist, daß wir keine Gelegenheit versäumen, wo wir uns in ihm erbauen können. Wäre Thomas gleich am Abend des Auferstehungstages, als die Apostel versammelt waren, in ihrer Mitte gewesen, so hätte er gleich anfangs den Herrn gesehen, und hätte sich mit seinen Brüdern über die Auferstehung des Herrn gleich anfangs freuen können. So aber, er mochte nun einen Grund haben, welchen er wollte, blieb er weg, und das war, soweit wir es beurteilen können, nicht recht. Denn er wußte doch, daß die Jünger zu jener Stunde zusammenkamen, um sich über das, was ihrem Herzen so wichtig war, zu beraten und wahrscheinlich auch miteinander zu beten; aber er blieb doch weg. Darum aber, weil er diese Gelegenheit ungenützt vorüber ließ, mußte er auch eine ganze Woche lang auf den Herrn warten, mußte sich eine ganze Woche lang mit Unglauben und Zweifel herumschlagen, was keine Kleinigkeit ist. Wer es schon erfahren hat, was es heißt, glauben wollen und nichts mehr wünschen, als daß man glauben könne, und doch nicht glauben können, der wird mit mir übereinstimmen, wenn ich sage, daß sich Thomas eine ganze Woche lang in einem höchst unglückseligen Zustande befand. Dieses alles hätte er nun vermieden, wenn er am ersten Abend zu den Jüngern gegangen wäre. Davon können wir ein Beispiel nehmen und lernen, daß wir keine Gelegenheit versäumen sollen, wo der Heiland an unser Herz treten kann. Freilich ist es nicht unsere Sache, ihm Zeit und Stunde zu bestimmen, wo er uns erquicken soll vor seinem Angesicht, und wer die Erquickungen von ihm zu dieser oder jener Zeit erzwingen will, der tut Unrecht, baut auf sein eigenes Können und Vermögen, und kommt so lange zu keiner Ruhe, bis er sich ihm gänzlich überläßt und nur wacht, daß er die Türe auftut, so er anklopft und begehrt eingelassen zu werden. Aber trotzdem ist es doch fehlerhaft, die Gelegenheiten, die sich anbieten, uns in ihm zu erbauen, ungenützt vorbeistreichen zu lassen. Wer daher des Heils in Christo recht froh werden will, der soll sich nicht zu den Gottlosen halten, soll nicht sitzen, da die Spötter sitzen, auch nicht eigensinnigerweise allein bleiben, wie Thomas tat, sondern er soll den Umgang und die Gemeinschaft derjenigen suchen, die den Herrn liebhaben.

(Ludwig Hofacker)

Ach du holder Freund, vereine
deine dir geweihte Schar,
daß sie sich so herzlich meine,
wie’s dein letzter Wille war!

Ja, verbinde in der Wahrheit,
die du selbst im Wesen bist,
alles, was von deiner Klarheit
in der Tat erleuchtet ist!

 

Liedverse: Philipp Friedrich Hiller Herz und Herz vereint zusammen«)


Eingestellt am 27. August 2020 – Letzte Überarbeitung am 6. Juni 2024