Heldenreise (Hero’s Journey)
Das Motiv der Heldenreise wurde von Joseph Campbell populär gemacht. Joseph John Campbell (26.3.1904 – 30.10.1987) war ein amerikanischer Mythologe, Schriftsteller und Dozent. Bekannt geworden ist er vor allem für seine Arbeiten in vergleichender Mythologie und Religionswissenschaft.
Campbell, als Sohn irischer Einwanderer in der römisch-katholischen Religion erzogen, hatte schon im Kindesalter Interesse für die Mythen der amerikanischen Ureinwohner. Er studierte Englisch, Literaturwissenschaft und Sprachen in Dartmouth, an der Columbia University und in Paris an der Sorbonne. Er war vor allem beeinflusst durch den Psychologen Carl Gustav Jung, den Indologen Heinrich Zimmer, Friedrich Nietzsche und Arthur Schopenhauer, aber auch von Autoren wie James Joyce und Thomas Mann, in deren Werken er einen „Geist des Mythos auf zeitgemäße Weise vergegenwärtigt“ sah.
Campbell war knapp vierzig Jahre lang als College-Lehrer am Sarah Lawrence College, Bronxville, New York tätig.
Campbell entwickelte im Laufe der Jahre eine umfangreiche literarische und philosophische Tätigkeit. Es entstand ein mythisch-symbolisches Denksystem, welches Campbell in seinen letzten Lebensjahren in Form von Schriften, Vorträgen und Seminaren verbreitete.
Was kann man sich unter einem Mythos vorstellen? Hier kann die Definition von Johannes Engels hilfreich sein [Lit. 6]:
„In bildhaft anschaulicher Sprache vergegenwärtigt der Mythos in der Regel ein ur- oder frühzeitliches Ereignis und liefert Bilder der Welt und allgemeine Gleichnisse des menschlichen Verhaltens, in denen ein weitgehend kohärentes [= zusammenhängendes, einheitliches] Erfahrungssystem der Welt geprägt wird, das zugleich ein religiöses Orientierungs- oder Symbolsystem konstituiert.“
Den religiösen Charakter von Mythen unterstreicht die Bewertung des Theologen Hermann Gunkel:
„Mythen“ – man erschrecke nicht vor diesem Worte – sind Göttergeschichten, im Unterschiede von den Sagen, deren handelnde Personen Menschen sind.
J. Campbell hat als ein weltweit allgemeines Grundmuster von Mythologien das Motiv der Heldenfahrt (oder Heldenreise) entdeckt. Darauf basierend hat die Heldenreise (Hero’s Journey) in der Literatur und im Film großen Einfluss erlangt.
Die Stationen einer Heldenreise stellen sich nach Campbell wie folgt dar:
- Ruf: Erfahrung eines Mangels oder plötzliches Erscheinen einer Aufgabe
- Weigerung: Der Held zögert, dem Ruf zu folgen, beispielsweise, weil es gilt, Sicherheiten aufzugeben.
- Aufbruch: Er überwindet sein Zögern und macht sich auf die Reise.
- Auftreten von Problemen, die als Prüfungen interpretiert werden können
- Übernatürliche Hilfe: Der Held trifft unerwartet auf einen oder mehrere andersweltliche Mentoren. [Anm. des admin: das ist ein die wahre Natur dieser Geistwesen verdeckender Begriff; aus biblischer Sicht sind es Mächte der Finsternis, also Dämonen]
- Die erste Schwelle: Schwere Prüfungen, Kampf mit dem Drachen etc. [im Arbeitsbuch von P. Rebillot offen als Dämon bezeichnet], der sich als Kampf gegen die eigenen inneren Widerstände und Illusionen erweisen kann.
- Fortschreitende Probleme und Prüfungen, übernatürliche Hilfe.
- Initiation und Transformation des Helden: Empfang oder Raub eines Elixiers oder Schatzes, der die Welt des Alltags, aus der der Held aufgebrochen ist, retten könnte. Dieser Schatz kann in einer inneren Erfahrung bestehen, die durch einen äußerlichen Gegenstand symbolisiert wird. Oft wird ein Amulett gebraucht.
- Verweigerung der Rückkehr: Der Held zögert, in die Welt des Alltags zurückzukehren.
- Verlassen der Unterwelt: Der Held wird durch innere Beweggründe oder äußeren Zwang zur Rückkehr bewegt, die sich in einem magischen Flug oder durch Flucht vor den negativen Kräften vollzieht.
- Rückkehr: Der „Held“ überschreitet die Schwelle zur Alltagswelt, aus der er ursprünglich aufgebrochen war. Er trifft auf Unglauben oder Unverständnis, und muss das auf der Heldenreise Gefundene oder Errungene in das Alltagsleben integrieren. (Im Märchen: Das Gold, das plötzlich zur Asche wird)
- „Herr der zwei Welten“: Der „Held“ vereint Alltagsleben mit seinem neugefundenen Wissen, und lässt somit die Gesellschaft an seiner Entdeckung teilhaben.
Aus dieser Ablaufsbeschreibung wird die okkult–magische Zueignung der neuerworbenen Erkenntnisse und Erlebnisse deutlich. Wie bei den dämonisch inspirierten Erlebnissen des Spiritismus-erfahrenen Tiefenpsychologen und Visionärs Carl Gustav Jung hat auch dieser von Campbell dargestellte mythische Zyklus in seinen Situationsabfolgen und Figuren archetypische Grundstruktur.
Welcher antichristliche und lästerliche Geist hinter J. Campbell stand, zeigt deutlich ein Zitat über Jesus Christus aus seinem Buch „Die Kraft der Mythen“, welches auf Irrlehren der Gnosis und das nicht im Kanon des Neuen Testaments enthaltene Thomas-Evangelium gründet [Lit. 5]:
„So, wie wir die christliche Religion normalerweise auffassen, können wir uns nicht mit Jesus identifizieren, wir müssen Jesus imitieren. Mit Jesus zu sagen: Ich und der Vater sind eins, ist für uns Blasphemie. Jedoch im Thomasevangelium, das vor gut vierzig Jahren in Ägypten ausgegraben wurde, sagt Jesus: Wer von meinem Munde trinkt, wird wie ich werden, und ich selbst werde er werden. Das ist Buddhismus durch und durch. Wir sind alle Manifestationen des Buddhabewusstseins, oder des Christusbewusstseins, wir wissen es nur nicht. Das Wort Buddha bedeutet der Erwachte. Wir alle tun das — zum Christus- oder Buddhabewusstsein in uns erwachen. Das ist nach der normalen christlichen Denkweise Blasphemie, aber es ist die eigentliche Essenz der christlichen Gnosis und des Thomasevangeliums.“
Hier kommt auch die Nähe zum Buddhismus zum Ausdruck. Campbells Gottesverständnis wird unterstrichen durch seine Aufforderung in „Pathways of Bliss“:
„Mach deinen Gott transparent für die Transzendenz, und es spielt keine Rolle, wie sein Name lautet.“
Er anerkennt also nicht den wahren Gott, der sich den Menschen in Jesus Christus offenbart hat.
Campbell greift häufig religiöse Begebenheiten auf und passt sie seinem pantheistischen Weltbild an. Er verfährt auf diese Weise sogar mit den biblischen Inhalten.
In The Power of Myth vergleicht er zum Beispiel die Schlange im Garten Eden mit „unsterblicher Energie und Bewusstsein, das im Feld der Zeit agiert, ständig den Tod überwindet und neu geboren wird“. Das entspricht vielleicht dem, was die Schlange in Campbells Theologie darstellt, doch der biblische Bericht enthält keinen solchen Vergleich [Lit. 10].
Der Psychotherapeut Paul Rebillot, der durch Meditation außergewöhnliche Bewußtseinszustände erreicht hatte, entwickelte aus der Gestalttherapie, dem Psychodrama und dem oben dargestellten mythischen Zyklus den „Selbsterfahrungsprozess“ der Heldenreise. Durch [z.T. okkulte] Praktiken wie Phantasie– und Trancereisen (Visualisierungen), Inszenierungen, Tai-Chi-ähnlicher Tanz („Tanz des Narren“), Körperarbeit, holotropes Atmen, Methoden der Gestalttherapie und kreativer Techniken wie Malerei soll es den in einer Gruppe arbeitenden Teilnehmern möglich werden, ihre unbewussten „wahren“ Ziele sowie angeblich einschränkende, negative Selbst- und Weltbilder zu erkennen und durch Rituale aufzulösen und zu verändern [Lit. 7].
Beurteilung der Heldenreise
Symbol- und Ritualarbeit sowie Tranceinduktion sind typische Techniken der spirituellen Transkommunikation, also der Kontaktaufnahme zu Jenseitsmächten, dem Schamanismus ähnlich, nur deutlich verdeckter. Die Heldenreise ist also eine Methode zur medialen Inanspruchnahme übernatürlicher Inspiration, Orientierung und Instruktion (durch einen oder mehrere „Leitgeister“). In „Der Heros in tausend Gestalten“ bestätigt Campbell die Rolle der Mythologie als Einfallstor für die „Energien des Kosmos“, wie er die okkulten (von lat. occultus = verborgen, geheim) Kräfte nennt:
„Mythos ist die geheime Öffnung, durch welche die Energien des Kosmos in die menschliche kulturelle Manifestation strömen.“
Campbell geht davon aus, dass den Menschen in der heutigen Zeit überzeugende Mythen fehlten, mit denen diese Sinn und Ausrichtung des eigenen Lebens gewinnen könnten. Die Heldenreise hat Einfluß auf die Persönlichkeits- und Identitätsbildung und dient der religiösen Indoktrination im Sinne des Aufbaus eines unpersönlichen, entchristlichten Gottesbildes. Es handelt sich um eine Initiation [Einführung, Einweihung] in das Reich der Finsternis, als diabolische Nachahmung der christlichen Bekehrung und Wiedergeburt [8]. Der Glaube an den lebendigen Gott wird durch die mythologischen, abergläubischen Vorstellungen ersetzt:
„Und wer braucht dann noch Gott, wenn wir unsere eigenen Welten erschaffen können? Spielerisch.“
(Aus: Fantasy als Religion – Heldenreise zur Erlösung, Lit. 9)
Der Literaturwissenschaftler Matthias Hurst faßt in einem Satz die heutige Rolle der Mythologie (heute bekannter als Fantasy-Geschichten!) zusammen [Lit. 9]:
„Insofern sind Fantasygeschichten ganz wichtig, weil sie uns das bringen, was vielleicht in früheren Zeiten durch Religion und auch gesellschaftlich kollektiv organisierte Rituale den Menschen zur Verfügung stand und was eben heute nicht mehr so wirksam ist.“
Belegstellen aus Gottes Wort
Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen. Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist aus Gott; und jeder Geist, der nicht bekennt, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist nicht aus Gott. Und das ist der [Geist] des Antichristen, von dem ihr gehört habt, daß er kommt; und jetzt schon ist er in der Welt. (1. Joh. 4, 1-3)
Denn wenn der, welcher [zu euch] kommt, einen anderen Jesus verkündigt, den wir nicht verkündigt haben, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so habt ihr das gut ertragen. (2. Kor. 11, 4)
Habt acht, daß euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß. (Kol. 2, 8)
Predige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Geduld und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich nach ihren eigenen Lüsten Lehrer anhäufen werden, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln [Mythen] zuwenden. Du aber bleibe nüchtern in allen Dingen, erleide das Ungemach, tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus! (2. Tim. 4, 2-5)
Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden. (1. Tim. 4, 1)
Denn es steht geschrieben: „Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen“. Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weltweisen? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? Denn dieweil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben.
(1. Kor. 1, 19-21)
Nein, sondern daß die Heiden das, was sie opfern, den Dämonen opfern und nicht Gott! Ich will aber nicht, daß ihr in Gemeinschaft mit den Dämonen seid. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen; ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilhaben und am Tisch der Dämonen! (1. Kor. 10, 20.21)
Du glaubst, daß es nur einen Gott gibt? Du tust wohl daran! Auch die Dämonen glauben es – und zittern! (Jak. 2, 19)
Diese Dinge aber sind geschrieben, auf dass ihr glaubet, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und dass ihr glaubend das Leben habt in seinem Namen. (Joh. 20,31)
Und es ist in keinem anderen das Heil; denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen!
(Apg. 4, 12)
Weblinks und Quellenhinweise
Wir weisen darauf hin, daß wir die Verweise auf externe Links als Zitatbelege und zu Informationszwecken anführen. Das bedeutet jedoch keinesfalls, daß wir uns mit den darin geäußerten Meinungen und Äußerungen identifizieren.
„Prüfet aber alles, und das Gute behaltet“ (Die Bibel, 1. Thess. 5, 21)
Bildnachweis: Held und Drachen (pixabay.com/de)
[1] Wikipedia (DE): Heldenreise
[2] Wikipedia (DE): Joseph Campbell
[3] Die deutsche Joseph Campbell Website über Mythologie, Kunst & Symbole (im Web Archive)
[4] Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten. Aus dem Amerikan. von Karl Koehne. Frankfurt a.M., 1999
[5] Joseph Campbell: Die Kraft der Mythen. Bilder der Seele im Leben des Menschen. Artemis & Winkler, Zürich u. a., 1994
[6] Johannes Engels: Mythos. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik Online, Band 6, Niemeyer Verlag Tübingen 2003, Spalten 80–98. Online über Verlag Walter de Gruyter [2] (kostenpflichtiger Zugang).
[7] Paul Rebillot, Die Heldenreise (mit Arbeitsbuch)
[8] C.H. Mackintosh, Was ist die Wiedergeburt?
[9] Deutschlandfunk Kultur: Fantasy als Religion – Heldenreise zur Erlösung
[10] STAR WARS, „THE FORCE AWAKENS“: IT’S ALL ABOUT BALANCE – With Information on Joseph Campbell. By Marcia Montenegro, July 2016 (englischsprachig)