Der Römerbrief

Die  Lehrbücher des Neuen Testaments haben die Form von Briefen, die von Aposteln Jesu Christi und von solchen, die den Aposteln nahestanden (wie Hebräer-, Jakobus- und Judasbrief) geschrieben und die an verschiedene Christengemeinden, Gemeindegruppen oder auch einzelne Personen (wie Philemon, Timotheus) gerichtet waren. Übermittelt wurden sie durch eigene Boten oder durch die Ausnutzung von sich bietenden Gelegenheiten (Römer 16, 1.2). Sie wurden üblicherweise vor der Gemeindeversammlung vorgelesen (vgl. 1. Thess. 5, 27; Kolosser 4, 16) und haben den Zweck, die Gläubigen in der Erkenntnis der christlichen  Wahrheit zu fördern, Anweisung für den christlichen Wandel zu geben und sie zum Warten auf die Zukunft des Herrn zu ermuntern.

In der Reihe der Lehrbriefe voran stehen die Briefe des Apostels Paulus;  sie sind allerdings nicht nach der Reihenfolge ihrer Abfassung geordnet, sondern einerseits nach ihrem Umfang, andererseits nach ihrer Bedeutung für das Leben der Kirche Christi.

Die beiden Thessalonicherbriefe hat Paulus während seiner zweiten Missionsreise (49-51 n. Chr.) geschrieben, während seiner dritten (51-56) die Briefe an die Galater, die Korinther und an die Römer.  Aus der Zeit seiner ersten Gefangenschaft (56-61) datieren die Briefe an die Epheser, die Kolosser, an den Philemon und die Philipper. Die Briefe an Timotheus und Titus fallen wohl in die Zeit zwischen der in Apostelgeschichte 28 erzählten und seiner zweiten Gefangenschaft in Rom.

Die Christengemeinde zu Rom war nicht von Paulus selbst gegründet worden, noch weniger von Petrus, von dem die Römischen fabeln, er sei dort 25 Jahre Bischof gewesen. Die übrigen Kirchen lehnen diese Behauptung, auf der der Primatanspruch des Papstes beruht, ab. Ein Aufenthalt Pauli in Rom wird in der Heiligen Schrift an keiner Stelle erwähnt.

Schon beim Pfingstfest  (Apg. 2, 10) finden sich „Ausländer von Rom“. Von den aus Rom vertriebenen Juden erfuhren manche erst in den östlichen Ländern von der Frohen Botschaft; die bekanntesten von ihnen sind wohl Aquila und Priscilla. Es bestand überhaupt ein lebhafter Austausch zwischen der Hauptstadt des Römischen Reiches und den übrigen Ländern. So ist es zu erklären, daß schon einige Jahre vor Pauli Ankunft in Rom eine zahreiche Christengemeinde vorhanden war, welche sowohl aus bekehrten Juden, als auch aus Heidenchristen zusammengesetzt war. Sie standen zum Teil Paulus sehr nahe, wie aus den Schlußkapiteln des Römerbriefes hervorgeht.

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