1. Korinther 5, 13

Gott aber wird, die draußen sind, richten. Tut von euch selbst hinaus, wer da böse ist. (1. Kor. 5, 13)

Auch die apostolischen Gemeinden waren nicht ohne Flecken, in Jerusalem treffen wir auf einen heuchlerischen Ananias und eine ihm gleichgesinnte Saphira, in Korinth hören wir von einem noch greulicheren Aergernis, von Einem, der sich einen Christen nannte, und seine Stiefmutter geheiratet, Blutschande begangen hatte. Und was dabei nicht weniger verabscheuenswert war, es war Niemand in der Gemeinde, der dagegen anging, der sich darüber betrübte, der auf Ausschließung dieses Menschen von der Gemeinde drang. So gibt es nichts Reines und Heiliges in der Welt, das Menschen nicht entweiht und besudelt hätten; auch das Christentum! Welch einen üblen Eindruck mußte das bei den Heiden machen, da nicht einmal bei ihnen dergleichen erhört war, und wie mußten sie in ihrem Vorurteil bestärkt werden, als ob die Christen ein Volk wären, die da glaubten, Alles sei ihnen erlaubt, die schlimmste Sekte, die je aufgekommen war!

Dieses üble Verhalten der Gemeinde betrübte Paulus ungemein, er tadelte sie deswegen scharf, griff ein, gebrauchte seine apostolische Gewalt, und schloß den Sünder aus der Gemeinde aus, tat ihn in den Bann. Das hatte, wie aus der zweiten Epistel (Kap. 2, Vers 7) erhellt, eine sehr gesegnete Wirkung für den Gefallenen selbst, wie für die ganze Gemeinde. Der Apostel schaltet bei der Gelegenheit eine allgemeine Vorschrift und Ermahnung ein, indem er sagt: Eure Prahlerei auf euern Christenstand ist nicht gut; ein wenig Sauerteig versäuert den ganzen Teig; feget darum den alten Sauerteig der Verderbnis mit seinen Wirkungen aus, und laßt euch vom Süßteig der Lauterkeit und Wahrheit durchdringen, die sich hütet, etwas Böses neben dem Guten zu hegen und etwas entschieden Böses als gut anzusehen. Wahre Christen müssen auch den Schein des Bösen, auch den Schein des Mangels an Abscheu gegen irgend ein Laster ernstlich vermeiden. Der Herr fordert von ihnen mehr als von den natürlichen Menschen! Es muß zuletzt jeder Spur des Sauerteigs verschwinden.

Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

Eingestellt am 29. August 2022