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1) [1] Mache dich, mein Geist, bereit,
wache, fleh‘ und bete,
daß dich nicht die böse Zeit
unverhofft betrete;
denn es ist Satans List
über viele Frommen
zur Versuchung kommen!
2) [2] Aber wache erst recht auf
von dem Sündenschlafe;
denn es folget bald darauf
eine lange Strafe;
und die Not samt dem Tod
möchte dich in Sünden
unvermutet finden!
3) [-] Wache auf, sonst kann dich nicht
unser Herr erleuchten!
Wache, sonsten wird sein Licht
dir noch ferne deuchten;
denn Gott will für die Füll‘
seiner Gnadengaben
off’ne Augen haben.
4) [-] Wache, daß dich Satans List
nicht im Schlaf antreffe,
weil er sonst behende ist,
daß er dich beäffe:
denn Gott gibt, die er liebt,
oft in seinen Strafen,
wenn sie sicher schlafen.
5) [-] Wache, daß dich nicht die Welt
durch Gewalt bezwinge
oder, wenn sie sich verstellt,
wieder an sich bringe!
Wach und sieh, damit nie
viel von falschen Brüdern
unter deinen Gliedern!
6) [-] Wache dazu auch für dich,
für dein Fleisch und Herze,
damit es nicht liederlich
Gottes Gnad‘ verscherze:
denn es ist voller List,
und kann sich bald heucheln
und in Hoffart schmeicheln.
7) [3] Bete aber auch dabei
mitten in dem Wachen
denn der Herre muß dich frei
von dem allem machen,
was dich drückt und bestrickt,
daß du schläfrig bleibest
und sein Werk nicht treibest!
8) [4] Ja, er will gebeten sein,
wenn er was soll geben;
er verlanget unser Schrei’n,
wenn wir wollen leben
und durch ihn unsern Sinn,
Feind, Welt, Fleisch und Sünden
kräftig überwinden.
9) [5] Doch wohl gut, es muß uns schon
alles glücklich gehen,
wenn wir ihn durch seinen Sohn
im Gebet anflehen;
denn er will uns mit Füll
seiner Gunst beschütten,
wenn wir gläubig bitten.
10) [6] Drum so laßt uns immerdar
wachen, flehen, beten,
weil die Angst, Not und Gefahr
immer näher treten;
denn die Zeit ist nicht weit,
da uns Gott wird richten
und die Welt vernichten.
Liedtext: 1695, Johann Burchard Freystein (1671-1718)
Melodie: vor 1681, geistlich Braunschweig 1686, Dresden 1694 „Straf mich nicht in deinem Zorn“; „Betgemeinde, heilge dich“
Versnummern nach dem Evangelisch-Lutherischen Gesangbuch von 1872, Synode von Wisconsin u.a. Staaten (externer Link zu hymnary.org)
in [ ]: Versnummern des zeitgenössischen Evangelischen Gesangbuches (EG 387)
Über den Autor
Johann Burchard Freystein, 1671 in Weißenfels geboren, war ein deutscher Jurist und Kirchenlieddichter. Sein Vater war Adam Samuel Freystein, Vizekanzler von Herzog August von Sachsen, Inspektor des Gymnasiums von Weißenfels, Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ (auch „Palmenorden“ genannt).
Freystein studierte an der Universität Leipzig Rechtswissenschaften, Mathematik, Philosophie und Architektur. Er lebte einige Zeit in Berlin und Halle. 1695 wurde er in Jena zum Dr. iur. promoviert. Anschließend eröffnete er seine eigene Kanzlei in Dresden. 1703 wurde er Rat in Gotha, im Jahre 1709 kehrte er als Hof- und Justizrat nach Dresden zurück. Er verstarb 1718 daselbst.
Freysteins Religiosität stand unter dem Einfluß Philipp Jakob Speners. Sein hier wiedergegebenes Lied „Mache dich, mein Geist, bereit, wache, fleh und bete“ findet sich noch heute in evangelischen Gesangbüchern (EKG 261, Evangelisches Gesangbuch EG 387).
Quelle der Kurzbiographie: Wikipedia (DE)
Links und Verweise:
Eingesungen: Liedvortrag als mp3 von Kantor Arnd Pohlmann (externer Link)
Notensatz, 4 Stimmen gemischt (pdf, externer Link zu liederindex.de)
Audiofile der Melodie (mp3, externer Link zu liederindex.de)
Johann Burchard Freystein in der „Christlichen Liederdatenbank“