2. Timotheus 4, 7

Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten;

Ein Ringen nannte Paulus sein Leben, und er dachte dabei an den Eifer, mit dem die anderen rangen, auf den Sportplätzen, in den Theatern, auf den Märkten, in der Wirtschaft und in der Politik. Dort rangen sie und setzten ihre ganze Kraft dabei ein. Auch Paulus rang und wandte seine ganze Kraft an seinen Beruf. Es war ein edler Wettkampf, den er auf sich nahm; denn das Ziel, nach dem er strebte, war es wert, daß er seine ganze Kraft hergab. Sein Ringen war kein nutzloses Spiel, kein die Ringenden schädigender Kampf. Gottes Lob gab seinem Ringen den Glanz. Nun war er am Ziel; denn er stand dicht vor dem Richtplatz, auf dem ein Schwerthieb seinen Leib zerstören wird. Das war in seinen Augen kein Mißerfolg, vielmehr die Vollendung seines Laufs und der sieghafte Ausgang seines Kampfes. Denn er hat den Glauben bewahrt. Daß er auch jetzt am Ende seines Wirkens und seines Leidens glauben kann, das nennt er die Vollendung seines Laufs und den Sieg in seinem Kampf. Das wollte er ja bei allem, was er tat, sich als den Glaubenden erweisen und allen zeigen, was der Glaube sei. Nun ist es ihm gelungen; denn er stirbt als Glaubender. Hatte er sonst nichts, worauf er sich stützen konnte? Hatte er nicht Erfolge, die für immer blieben? War er in seinem inwendigen Leben nicht reich geworden, reicher als wir alle? Hatte er nicht eine reiche Saat von Liebe ausgestreut, die aufgegangen war? War nicht die große Schar mit ihm verbunden, die in betender Liebe seiner gedachte? Allein, Paulus begehrte keine Stützen neben seinem Glauben und suchte sie weder in sich noch in den Menschen um ihn her. Eines tat er: Er glaubte, und damit stand er am Ziel.

Dein Knecht und Bote zeigt uns allen, lieber Herr, was wir bei Dir finden. Uns allen sagst Du: Glaube nur. In Dir, Herr, ist die Ruhe für mich vorhanden und die Gewißheit, die mich heilt. Bei Dir endet die Furcht und das Schwanken. Greife ich nach anderem, so schwanke ich. Glaube ich Dir, dann stehe ich. Halte mich, damit ich stehe, durch Glauben stehe. Amen.

(Adolf Schlatter)

Quelle: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren

Eingestellt am 13. September 2021