Zwei Ort, o Mensch! hast du vor dir (Chr. Arnschwanger)

Selige und unselige Ewigkeit.

Mel.: Es ist das Heil uns kommen her.

Zwei Ort, o Mensch! hast du vor dir,
Dieweil du lebst auf Erden,
Die nach dem Tode stehen für;
Und dir wird eines werden,
Sobald du deine Zeit beschließ’st,
Nachdem du selber dir erkies’st,
Und eines willst erwählen.

2) Ein’s ist des Himmels Freudenort,
Da Gott mit Seinen wohnet;
Das and’re ist der Höllen Pfort‘,
Da man den Sündern lohnet;
Dort geht es wohl, da übel zu;
Da ist viel Pein, dort hat man Ruh‘;
Dort lacht man, da ist Weinen.

3) O Hölle! welch ein Wort ist das!
Nichts wird dadurch bedeutet
Als Jammer ohne Ziel und Maß,
Und was für Qual bereitet
Den Feinden Gottes insgemein,
Den Teufeln, die verworfen sein
Und allen freveln Sündern.

4) Ist etwas überall bewußt,
Das schrecklich anzuhören;
Kann ‚was der Menschen Freud‘ und Lust
In Traurigkeit verkehren;
Bringt etwas Schmerzen, Pein und Not;
Macht ‚was Verlangen nach dem Tod,
So ist es in der Höllen.

5) Da muß der Mensch, der kommt hinein,
Sich ewig lassen quälen,
Und leiden unerhörte Pein
An Leib und an der Seelen;
Den Wurm der nimmer wird ertödt’t,
Das Feu’r, das ewig nicht vergeht,
Wird er beständig fühlen.

6) Die Angst, die sein Gewissen hat,
Die Furcht in seinem Herzen,
Zur Straf‘ für manche Freveltat
Macht ihm viel tausend Schmerzen,
Was er gethan hat und gesagt,
Das kommt ihm vor, das nagt und plagt
Die sündenvolle Seele.

7) Die Augen, die nach Pracht geschaut;
Die geilen Hurenohren;
Und die dem Lügenmaul getraut;
Die Zung‘, die falsch geschworen;
Den Mund, der Lästerung gered’t;
Die Hand, die freventlich getöt’t,
Die lafterhaften Füße;

8) Ja, alle Glieder insgemein,
Die sich in Sünden üben,
Wird künftig die verfluchte Pein
In Ewigkeit betrüben;
Daß sie die jetzt gesuchte Freud‘
Mit desto größer’m Herzeleid
Zu büßen werden haben.

9) O Mensch! daran erkenne wohl,
Was sich dort wird begeben,
Denk‘, was man tun und lassen soll,
Und führ ein christlich Leben.
O Gott! regier‘ uns allezeit,
Daß wir im Glauben steh’n bereit
Und einst entflieh’n der Höllen!

Liedtext: 1625, Johann Christoph Arnschwanger (1625-1696)
Melodie: Mainz um 1390 / Nürnberg 1523/24

Quelle:

Lied Nr. 527, in: Gesangbuch für Gemeinden des Evangelisch-Lutherischen Bekenntnisses. Herausgegeben von der Allgemeinen Ev. Luth. Synode von Ohio u. a. St.
Columbus, Ohio. Druck von  Schulze und Gaßmann, 1870.
[Digitalisat, externer Link zu Hymnary.org und in der Google Buchsuche]

»Zwei Ort’, o Mensch, hast du vor dir«, hieß es im alten Gesangbuch. In neuern Zeiten hat man den Teufel totgeschlagen und die Hölle zugedämmt.

(Claus Harms)

»Nie ist aber jemand innerlich fürs Gericht ausgereift, der nicht auf dem Wege zum Gericht die warnende Stimme Gottes gehört hätte.«

(Jakob Kroeker)

Weblinks und Verweise

Johann Christoph Arnschwanger bei Hymnary.org

Notensatz, 4stimmig ohne Text (pdf, externer Link zu Hymnary.org)

Notensatz, 4stimmig ohne Text (pdf, externer Link zu Hymnary.org)

Audiofiles:    midi


Eingestellt am 28. Juli 2024