Die Sonne soll nicht mehr des Tages dir scheinen, und der Glanz des Mondes soll dir nicht leuchten; sondern der HERR wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Preis sein. (Jesaja 60, 19)
„Ich kann nicht, ich vermag es nicht, es ist ganz und gar unmöglich“, klagten wir gestern noch. Aber jetzt geht es los. Wie wunderbar, wir werden licht! Wie geht das zu? Ein Schöpferwort berührt uns, als Leben und Geist erweist sich des Herrn Ruf, wir vernehmen das Wort, es durchdringt uns, und siehe da: Wir werden licht!
Sie gehen nicht verloren, unsere Seufzer, der Notschrei ist nicht umsonst, der Herr macht sich für uns auf, wenn wir Seiner begehren. Es ist so: Gott kann überall da etwas tun, wo Menschen sich an die Verheißungen anklammern. Das in Gebet umgesetzte Verheißungswort geht unfehlbar in herrliche Erfüllung. Dein Licht kommt! (Jesaja 60, 1). O Zion, höre es: Dein Licht kommt! Du kennst dein Licht. Finsternis bedecket die Erde, das hat dich lange schon daniedergedrückt. Nach deinem Licht hast du herzlich verlangt, lange, lange ließ es auf sich warten; aber jetzt kommt dein Licht. O, wie Zion sich freut!
Unsere Hoffnung ist das kommende Licht, alles wird neu, wenn unser Licht kommt. Die Herrlichkeit des Herrn breitet sich schnell über Zion aus. Als Er in Niedrigkeit durch Palästina wandelte, erhielt die Finsternis einen kräftigen Schlag: Die Geister fuhren aus, die Kranken wurden gesund, die armen Herzen wurden entlastet, Freude erfüllte die Gläubigen. Der Erde war ein Gottestag angebrochen, die Jünger sahen Jesu Herrlichkeit. Jetzt aber erscheint der Herr in hoher Majestät. Wie großartig wird nun die Hilfe werden! Er wird nicht ruhen, bis aller unserer Not ein Ende gemacht ist; allen Fluch nimmt Er hinweg, und der Erde bringt Er das Paradies wieder.
Daß Gott ein Licht, das hab ich stets gespürt,
Wenn Er mich aus der Nacht ins Licht geführt.
Daß Gott ein ewiges Licht wird sein,
Das kündet klar des Glaubens Schein.
Vers aus:
Die Studierstube. Theologische und kirchliche Monatschrift. Zweiter Jahrgang. Stuttgart, Druck und Verlag von Greiner & Pfeiffer, 1904.