Leben und Wandel im Geist.
Weise: „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen“
1) Ich will Dich immer treuer lieben;
Mein Heiland, gib mir Kraft dazu.
Die Welt hat mich lang umgetrieben;
Nun schenkst Du mir die wahre Ruh,
Die Ruh, mit der nichts zu vergleichen,
Der alle Königskronen weichen,
Die uns den Himmel offen zeigt.
Ach, daß ich ganz in Lieb zerflöße
Vor Deiner Liebe Wundergröße,
Die alles Wissen übersteigt!
2) Wie freundlich hast Du mich gezogen,
Wie ging mir Dein Erbarmen nach!
Ich flohe dich, der mich bewogen,
Und rang nach Tod und Ungemach.
Du aber nahmst ohn mein Verlangen
In Deiner Liebe mich gefangen
Und offenbartst Dich meinem Sinn.
Nimm, Seelenfreund, für diese Treue
Mein ganzes Herz, das ich Dir weihe;
Entreiß mir’s doch und nimm’s Dir hin.
3) O lehre mich, mich ganz vergessen,
Damit ich nur an Dich gedenk;
Lehr mich nach Dir nur alles messen,
Damit ich mich ganz in Dich senk.
Ich wünsch in mir ganz zu verschwinden,
Um Dich vollkommener zu finden,
Du süße Lieb und höchstes Gut!
Werd ich mich selber recht verlieren,
So wirst Du Kräfte in mich führen,
Daß ich Dich liebe bis aufs Blut.
4) Ich hange nicht an Deinen Gaben;
Dich, Jesu, such ich ganz allein.
Soll ich nichts mehr zu fühlen haben,
Ich will auch so zufrieden sein.
Vertausch den Trieb nach eitlen Freuden
Mit der Begierde, still zu leiden,
Und mach in allem mich getreu.
Nimm hin mein Wollen, Denken, Richten,
Mein Eigenlaufen, Wirken, Dichten,
Daß nichts denn du mehr übrig sei.
5) Mir ist am seligsten geraten,
Wenn ich aus eigner Macht nichts tu.
Ein andrer sinn auf große Taten;
Mein Geist erblicket eine Ruh,
Worin er leidend das vollführet,
Was von des Geistes Trieben rühret,
Und das heißt recht in Gott getan.
O mischte sich doch in mein Lieben
Nichts mehr von meinen eigenen Trieben,
So fing ich recht zu lieben an!
6) Getreuer Jesu, soll ich hoffen,
daß meine Liebe treuer werd?
Ach ja, Dein Herze steht noch offen
Dem, welcher ernstlich Hilf begehrt.
Ich flieh zum Reichtum Deiner Güte:
Durchleuchte du, Herr, mein Gemüte,
Daß ich, was Du nicht selber bist,
Erkenn und haß und dämpf und töte;
So schau ich nach der Morgenröte,
Wie hell die Sonne selber ist.
Liedtext: Johann Adam Flessa (1694-1796)
Melodie: 1700, Christian Friedrich Richter (1676-1711),
Halle 1704, Geistreiches Gesangbuch „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen“;
1736, Johann Sebastian Bach
Quelle:
Lied Nr. 63, aus: Christliches Hausbüchlein. Von † Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, Seite 109f.. Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2, Stuttgart 1910.
Weblinks und Verweise
Liedeintrag bei Christliche Liederdatenbank
Dort ist zusätzlich aufgeführt die Strophe:
7) Auf, auf, mein Geist, nach Zions Höhen,
Ihr Ketten springt, ihr Bande, reißt!
Ich sehne mich zur Ruh‘ zu gehen,
Entlasst den g’nug ermüd’ten Geist.
O hätt‘ ich doch nur Adlerflügel,
So würde mir zum Sternenhügel
Der kurze Lebenslauf nicht schwer!
Gott mag’s, wie’s gut ist, mit mir halten,
Ich schreie stets bis zum Erkalten:
Ach Flügel, Flügel, Flügel her!
Liedeintrag bei Hymnary.org
Melodieseite bei Hymnary.org „WIE WOHL IST MIR (Richter)“
Lied Nr. 388, in: Evangelisches Gesangbuch. Nach Zustimmung der Provinzialsynode vom Jahre 1884 zur Einführung in der Provinz Brandenburg mit Genehmigung des Evangelischen Oberkirchenrats. Königliches Konsistorium, Berlin 1911 (Seite 265f., 6 Strophen, jeweils externe Links zu Hymnary.org)
Lied Nr. 315, in: Evangelisches Gesangbuch: herausgegeben von dem Evangelischen Kirchenverein des Westens, Vereins-Secretair, Pastor L. Nollau, Evangelical and Reformed Church, St. Louis, Mo./U.S.A., 1862. (Digitalisat, mit 4stimmigem Notensatz im JPEG-Format, 5 Strophen, jeweils externe Links zu Hymnary.org)
Lied Nr. 291: Glaubenslieder aus dem Reichsliederbuch (mit mp3-Audiodatei, zip_File, externe Links zu jose-online.eu)
Lied Nr. 661, in: Gesangbuch der Evangelischen (Herrnhuter) Brüdergemeine, Ausgabe 1967. Hrsg. von den Direktionen der evangelischen Brüder-Unität in Herrnhut u. Bad Boll.