1. Mose 35, 1-4

Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf und ziehe gen Beth-El und wohne daselbst und mache daselbst einen Altar dem Gott, der dir erschien, da du flohest vor deinem Bruder Esau. Da sprach Jakob zu seinem Hause und zu allen, die mit ihm waren: Tut von euch die fremden Götter, so unter euch sind, und reinigt euch und ändert eure Kleider und laßt uns auf sein und nach Beth-El ziehen, daß ich daselbst einen Altar mache dem Gott, der mich erhört hat zur Zeit meiner Trübsal und ist mit mir gewesen auf dem Wege, den ich gezogen bin. Da gaben sie ihm alle fremden Götter, die unter ihren Händen waren, und ihre Ohrenspangen; und er vergrub sie unter eine Eiche, die neben Sichem stand.“

Eine auffallende Autorität tritt uns in diesem Text entgegen. Jakob sagt zu seinen erwachsenen Söhnen: „Tut von euch die fremden Götter!“ Ohne Widerstand werden diese hergegeben und beseitigt. Woher hat dieser Vater solche Vollmacht? Was verleiht seinen Worten den gewaltigen Nachdruck, dem nichts widerstehen darf? Der Text läßt uns eine dreifache Quelle wahrer Autorität erkennen, die für alle Eltern, Erzieher und Ermahner sehr beachtenswert ist.

1. Jakob redete mit seinen Söhnen, nachdem Gott mit ihm geredet hatte.

Laßt uns die Reihenfolge beachten: „Gott sprach zu Jakob“ (V. 1). – „Da sprach Jakob zu seinem Hause“ (V. 2).

Offenbar stand Jakob bei seinem Reden mit den Söhnen ganz unter dem Eindruck dessen, was Gott zu ihm geredet hatte. Er leitete den Einfluß des göttlichen Wortes weiter an die Söhne. Hier haben wir ein Geheimnis echter Vollmacht beim Ermahnen. Wenn Gott mit jemand geredet hat, so merkt man es ihm an. Dann steckt in seinen Worten eine Kraft, so daß man nicht leicht daran vorbeikommen kann. So laßt uns denn zusehen, daß Gott erst mit uns redet in seinem Wort und im Gebet, bevor wir an das Ermahnen anderer herantreten!

2. Die Fehler, die Jakob andern abzulegen befahl, klebten ihm selbst nicht mehr an.

Jakob gebot die Auslieferung der Götzen. Aus seiner Rede merken wir, daß er selbst keine fremden Götter hatte. Denn während bei der Aufforderung, nach Beth-El aufzubrechen, er sich selbst mit einschließt („Laßt uns nach Beth-El ziehen!“, V. 3), so tut er dies bei der Ermahnung, die fremden Götter wegzutun, nicht. Da heißt es: „Tut von euch die fremden Götter, so unter euch sind“ (V. 2)! und nicht: „Laßt uns die fremden Götter von uns tun, so unter uns sind!“

Hätte Jakob selbst noch Götzen gehabt, so hätten seine Worte wenig Eindruck gemacht. Nun aber die Söhne wußten, daß der Vater voll und ganz auf Gott allein vertraute und nichts mit jenen verbotenen Schutzmitteln und Götzenbildern zu tun haben wollte, verfehlten seine Ermahnungen ihr Ziel nicht. Das Leben des Vaters stand hinter seinen Worten.

Hier liegt ein zweites Geheimnis wahrer Vollmacht. Wenn unser Leben die eigenen Worte abschwächt oder gar lächerlich macht, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn unsere Worte vergeblich sind. Wenn wir selbst aber den Pfad vorangehen, den wir andern empfehlen, dann ist es anders. Laßt uns zuerst auf uns selbst achthaben, daß nicht in uns noch steckt, wovon wir andere befreien wollen.

3. Jakob bezeugte seinen Söhnen die Herrlichkeit des richtigen Weges.

Die Götzenbilder, welche Jakobs Familie ausliefern sollte, waren nach der Anschauung jener Zeit auch Schutzmittel für die Reise, worauf sich die Leute gern verließen.

Jakob nimmt ihnen dieses falsche, verbotene Schutzmittel weg. Aber gleichzeitig zeigt er ihnen ein besseres, das er aus eigener Erfahrung kennt und dessen Kraft er bezeugen kann. Es ist das Gebet und das Vertrauen auf den lebendigen Gott. Diesen Schutz hatte Jakob in schwerer Zeit wunderbar erfahren. Er bezeugt seinen Kindern nicht nur im allgemeinen, daß Gott Gebete erhört, sondern er preist ihnen den Gott an, der ihn persönlich zur Zeit seiner Trübsal erhört hat und mit ihm auf dem Wege gewesen ist (V. 3). Solche Worte sind dazu angetan, den Kindern Lust und Freudigkeit für den Weg des Glaubens zu erwecken. Das Schimpfen über die Torheit der Götzenbilder hätte längst nicht soviel ausgerichtet wie diese kostbare Empfehlung auf Grund eigener Erfahrungen.

Möge die Zahl der Eltern und Erzieher wachsen, die ihren Kindern aus eigenem Erleben heraus die Herrlichkeit des Glaubensweges bezeugen und empfehlen können! Ihre Worte werden Macht haben.