5. Mose 13, 4: Die Notwendigkeit der Proben (2)

Denn der HERR, euer Gott, versucht euch, daß er erfahre, ob ihr ihn von ganzem Herzen liebhabt. (5. Mose 13, 4 LUT)

Zu diesem Zweck stellt uns Gott hinein in eine böse Welt, die von ihm nichts wissen will und ihre Ehre, Freude und ihren Besitz in eitlem vergänglichem Wesen sucht. Wenn Gotteskinder immer nur im Kreise von Gleichgesinnten leben und sich bewegen, dann werden sie getragen und mit fort gezogen. Sie überschätzen sich gar leicht alsdann und nehmen das Gefühl der Liebe für wirkliche Liebe. Wenn sie dann in die kalte Welt gestellt
werden, so geht es ihnen wie Treibhauspflanzen, wenn sie in die raue Luft kommen: Sie lassen den Kopf hängen.

Wenn man umgeben ist von Ungerechtigkeit, so muß sich zeigen, ob die Gottesfurcht stärker ist denn alles. Gar manche, die sich zu den Gotteskindern rechnen, haben sich schon anstecken lassen von der Habsucht. Wenn alle anderen Wucherpreise verlangen, wollen sie auch nicht zurück bleiben. Wie oft schon sind besonders junge Seelen von der Liebe zu Jesus und zum Vater wieder abgekommen durch die Weltfreuden, durch Heiratslust und durch allerlei, was die Augen ergötzt und einen Ohrenschmaus bereitet!

Es hat sich gezeigt, daß sie den Herrn noch nicht von  g a n z e m  Herzen und von
g a n z e r  Seele lieb haben. Demas, der mit Paulus nahe verbunden war, bestand die Probe nicht. Als die Sache des Apostels eine gefährliche Wendung nahm, verließ er ihn und gewann diese Welt wieder lieb (2. Timotheus 4. 10). Samuel bestand seine Probe. Neben den gottlosen und ausschweifenden Söhnen Elis blieb er fest am Herrn hängen und wich nicht aus Menschenfurcht und falscher Rücksichtnahme aus der Bahn des Gehorsams.

Besonders aber zeigt es sich bei Verlusten und in Trübsalen, wie stark die Liebe zum Herrn ist. Gotteskinder müssen wie das Gold im Feuer bewährt werden. Es muß sich zeigen, ob sie mehr an den Gaben Gottes hängen als an ihm allein. Wahre Liebe spricht: „Wenn ich nur dich habe, frage ich nichts nach Himmel und Erde, und wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil“ (Psalm 73, 25.26). Wer unter schweren Verlusten, harten Schlägen und Enttäuschungen verbittert wird und heimlich oder laut mit Gott hadert, der beweist damit, daß er zu Gott noch nicht richtig gestanden hat, daß sein Herz noch mehr an Menschen und an Dingen hing als an ihm. Beugt er sich im Bewußtsein dieser Kreaturenliebe, so kann er einen Schritt weiterkommen und reiner und völliger lieben als bisher.

(Dr. Carl Eichhorn: Das Werk Gottes an der Seele)


Eingestellt am 16. Juli 2021 – Letzte Überarbeitung am 27. Oktober 2023