Sollt ich mich meiner Tränen schämen?
O, habet damit keinen Spott!
Es gibt so tiefes Leid und Grämen,
Und auch die Tränen sind von Gott.
Hat denn nicht Christus selbst geweinet
An seines Freundes frühem Grab?
Und Alle sah’n, um ihn vereinet,
Wie lieb er den Entschlafnen hab.
Er, der bereits im Geist gesehen
Des ew’gen Vaters Herrlichkeit,
Und den Geliebten auferstehen,
Aus seiner Grabesnacht befreit.
So fließet hin denn, meine Tränen,
Strömt aus dem Herzen ungescheut
Ein Segenstau dem heißen Sehnen,
Den mir der Himmel selber beut*!
* heutige Form: bietet
Liedtext: Albert Zeller (1804-1877)
Quelle: Albert Zeller, Lieder des Leids, S. 19f. (Druck und Verlag von Georg Reimer, Berlin 1865) [Digitalisat]