Daniel 9, 27

Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Greuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird. (Daniel 9, 27)

Diese Worte der Weissagung erfüllten sich, als Du Dein sechstes Wort am Kreuze riefest: “Es ist vollbracht!“ – Du setzest nicht hinzu, was vollbracht sei, noch wie es vollbracht worden, damit ich desto begieriger nach dieser großen Wahrheit forschen soll. Es ist das große Erlösungswerk, das Du aus reiner Liebe übernommen, das Werk, das keine Kreatur hätte ausführen können. Es ist das Werk, an dem so vieler Millionen Menschen ewiges Wohl und auch meine Seligkeit hängt; das Werk, darum Dich Dein Vater liebet, wie Du selber sagst: „Darum liebt mich mein Vater, daß ich mein Leben lasse für die Menschen“ das Werk, dafür Du in alle Ewigkeit wirst erhoben, angebetet, geliebt und gelobt werden.

Und dieses Werk ist ganz vollbracht, vollkommen so, wie es einem solchen göttlichen vollkommenen Erlöser möglich und rühmlich war. Alle Schrift ist erfüllet, alles Heil erworben, aller Zorn in Gnade verwandelt, alle Feinde sind besiegt, alle Forderungen des Gesetzes befriedigt, die Hölle ist geschlossen, der Himmel eröffnet, alle Handschriften, die wider uns waren, hängen zerrissen am Kreuze. Kurz: alle Menschen sind erlöset. Ein köstliches Wort: Es ist vollbracht! Wie dreist sollte sich mein Glaube darauf lehnen, wie könnte es ihm ein Stecken und Stab sein, der ihn unterstützte und womit er alle überwundene Feinde und Verkläger abwiese! Es sollte ihm ein Paradies sein, darin er weidete. Ja, es sollte die Losung aller wahren Christen sein, daß sie einander zur Stärkung zuriefen: “Es ist vollbracht!“

Was für Geist und Kraft steckt doch in Deinen Worten, Du Meister mit der gelehrten Zunge! Schreibe dieses teure Wort mit Deinem Blute in mein Herz, daß es mir nie aus dem Sinne komme. Gib, daß ich mich in aller Ohnmacht und Schwachheit des Geistes mit kindlichem Glauben auf Dein: „es ist vollbracht“ verlasse; aber auch bei aller Glaubens- und Liebesgeschäftigkeit mein Tun für gar nichts achte, und mich nur auf Dein: „es ist vollbracht“ gründe, ja, selbst im Tode laß es mir einen festen Anker sein, daran ich mich bei allen etwa auf mich stoßenden Stürmen festhalten könnte, und damit glücklich hinüberkomme in den Hafen der seligen Ewigkeit, wo ich Dich für Dein vollbrachtes Werk vollkommen preisen kann. Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Quelle: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren


Zu den Scheinmanövern der ersten Phase des Wirkens des Antichristen gehört auch noch ein ganz bedeutsames Geschehen, das seine Folgen bis in die zweite Phase hinein haben wird, die dann erst zur ganzen Auswirkung kommen: Er schließt nämlich einen Bund mit Israel. Denn bei dem Gesicht Daniels von der antichristlichen Jahrwoche heißt es:

Er wird einen festen Bund mit der Volksmenge eine Jahrwoche lang schließen. (Daniel 9, 27a)

Bei dieser Weissagung spricht der Prophet nur von dem Volk der Juden, wie die vorherigen Verse zeigen. Mit den Juden wird dieser Bund geschlossen, den der Antichrist dann später, wenn er als solcher offenbar wird, mitten in der Jahrwoche bricht, und von dem mehrfach gesagt wird, daß es von vornherein ein trügerischer Bund ist:

„Denn nachdem er mit ihm befreundet ist, wird er listig gegen ihn handeln und wird heraufziehen und mit geringem Volk ihn überwältigen“ (Dan. 11, 23). Ja, „durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben“ (Dan. 8, 25). Denn schon während er diesen Bund  – wohl um politischer Vorteile willen – mit den Juden geschlossen hat, wird sein Herz, so heißt es, „gegen den heiligen Bund gerichtet sein“ (Dan. 11, 28).


Hamilton Smith schreibt dazu:

Hier werden wir jetzt zu Ereignissen weitergeführt, die noch in der Zukunft liegen. Diese Ereignisse beruhen nicht so sehr auf den Handlungen des römischen Volkes, von denen wir schon gehört haben, sondern auf denen des Hauptes des Reiches, der hier der Fürst des Volkes genannt wird. Von diesem Mann lesen wir: „Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche“. Dieses Haupt des wieder auferstandenen römischen Reiches wird ein Abkommen eingehen mit der Masse der jüdischen Nation, die, obwohl sie Christus noch immer als ihren Messias verwerfen, in ihr Land zurückgekehrt sein werden. Wahrscheinlich aus Angst von einem anderen Feind – der Macht des Nordens oder der überflutenden Geißel (Jes. 28, 15) –, werden die Juden eine Verbindung mit dem kaiserlichen Oberhaupt des römischen Reiches eingehen.

Dann scheint es so, als ob der, an den sich die Juden zum Schutz vor anderen Feinden anlehnen werden, selbst ihr größter Feind werden wird. Sein eigenes Abkommen wird er brechen und in der Mitte der Woche (oder am Ende von dreieinhalb Jahren) „Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen“. Der nächste Satz scheint den Grund für das Aufhören der Opfer anzugeben, denn er spricht von der „Beschirmung der Gräuel“. Dies ist eindeutig ein Hinweis auf das, was in anderen Schriften ausgesagt wird, nämlich daß der kommende Antichrist ein Standbild im Allerheiligsten aufrichten lassen und allen befehlen wird, diesem göttliche Ehre zu erweisen (siehe Matth. 24, 15; 2. Thess. 2, 4; Offb. 13, 14.15).

Nichtsdestotrotz wird es während der letzten halben Woche einen „Verwüster“ geben, eine überströmende Flut aus dem Norden, vor dem kein Bündnis mit dem Fürst des römischen Reiches die Juden wird schützen können. Während dieser Zeit wird die jüdische Nation durch die große Drangsal gehen. Der Herr sagt definitiv: „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, stehen seht an heiligem Ort … dann wird große Drangsal sein“ (Matth. 24, 1521). Während dieser furchtbaren Zeit wird die ungläubige jüdische Nation Gegenstand unaufhörlicher Gerichte sein, bis das Gericht ausgeschöpft ist, indem es vollständig über die verwüstete Stadt und Nation ausgeschüttet sein wird.

Quelle: Hamilton Smith (1863-1842): Das Buch Daniel, Kapitel 9. (bibelkommentare.de)

Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, an heiliger Stätte stehen seht – wer es liest, der merke auf!

(Matth. 24, 15)

Weblinks und Verweise

Jakob Kroeker/Hans Brandenburg: Das lebendige Wort. Eine Einführung in die göttlichen Gedankengänge und Lebensprinzipien des Alten Testaments
in 15 Bänden – Band 9: Daniel – Staatsmann und Prophet.
[Digitalisat als pdf-, epub- oder Word-Datei, externe Links zu sermon-online.de]

Heimbichner, Dr. Andreas: Der Prophet Daniel und die Zukunft Israels – Die 70 Jahrwochen (Präsentation, Download pdf-Format – nur für den privaten Gebrauch)

Kommentare/Betrachtungen zum Buch Daniel: bibelkommentare.de


Übersicht Daniel 9

Eingestellt am 10. August 2023 – Letzte Überarbeitung am 16. September 2023