Jesaja 24, 1-3

1 Siehe, der HERR macht das Land leer und wüst und wirft um, was darin ist, und zerstreut seine Einwohner.
2 Und es geht dem Priester wie dem Volk, dem Herrn wie dem Knecht, der Frau wie der Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Leiher wie dem Borger, dem Mahnenden wie dem Schuldner.
3 Denn das Land wird leer und beraubt sein; denn der HERR hat solches geredet.

Das zukünftige Gottesgericht über die Erde

Die großen Weltbewegungen  unter den Völkern (Jesaja, Kapitel 13-23) laufen aus in das große Weltgericht, das der HErr über die ganze Erde (הָאָ֖רֶץ , so statt „Land“, Vers 1) bringen wird. Es trifft alle Menschen ohne Unterschied des Standes (V. 2; vgl. Röm. 2, 11).

Menschenleer und freudenleer  (Verse 7 ff.) wird die Erde, namentlich der Mittelpunkt des wüsten Welttreibens wird zur wirklichen Wüste werden, „die feste Stadt der Nichtigkeit“ (Vers 10). Das macht, die Erde ist mit dem Fluch der Sünde belastet; ihre Bewohner haben die ewige Ordnung Gottes gebrochen (Verse 5.6, vergleiche Römer 2, 14f.)


Der Ausleger Jakob Kroeker schreibt dazu:

„In dieser Gerichtsschilderung handelt es sich nicht mehr, wie in den vorhergehenden Kapiteln, um die Katastrophe einzelner Völker. Es handelt sich um die Erde, um die Menschheit, die das Ende eines Zeitalters, das Ende ihrer Geschichte und ihrer Kultur erlebt.“

Der Prophet schaut ein trostloses Bild. Der ganze Erdkreis gleicht einem verwüsteten Land. Niemand konnte sich der Zerstörung entziehen, der die Länder der Erde unterworfen wurden. Ohne Unterschied des Standes, des Besitzes, des Berufes sind alle Menschen davon betroffen. Die einst so reichen Völker wurden durch eine Gerichtskatastrophe, die alle bisherigen Ausmaße überstieg, bettelarm. Der Schlußsatz spricht deutlich aus, daß das alles durch ein richtendes Wort Jahves, des Schöpfers der Erde, geschah.

„Mit seiner Kultur stirbt der Mensch, siecht das Volk: die Erde wird leer! Der Volksseele ist der Kulturkörper erschlagen, in dem sie atmete, durch den sie wirkte, in dem sie stark und hoffnungsfreudig war. Mit einer untergehenden Kultur stirbt auch die alte Gesellschaft.“

In der Folge werden dem Propheten auch die Gründe dafür aufgedeckt.

„Die Erde beginnt zu schweigen, schweigt der Mensch erst seinem Gott gegenüber.“ (Kroeker)

Quellenangaben:

Bibeltext: bibel-online.de (Luther 1912)

Stuttgarter Jubiläumsbibel, mit erklärenden Anmerkungen. Privilegierte Württembergische Bibelanstalt, Stuttgart 1912

Jakob Kroeker/Hans Brandenburg: Das lebendige Wort. Eine Einführung in die göttlichen Gedankengänge und Lebensprinzipien des Alten Testaments. Band 5: Jesaja I. (Jesaja 1-39), 5. Aufl., S. 164. Brunnen-Verlag, Gießen 1989.

Verweise:

Gewaltiges steht uns bevor

Andreas Hornung: Eine Auslegung zum Text der fortlaufenden Bibellese – Jes. 24, 1-23

James Butler Stoney: Die Erziehung in der Schule GottesJesaja