1. Thessalonicher 5, 25

„Liebe Brüder, betet für uns.“

Betet für eure Lehrer, die sich eurer Seelen annehmen. Diese Ermahnung zur Fürbitte für die Diener am Evangelium lasset euch heute ans Herz gelegt sein, und wir bitten mit allem Nachdruck jedes christliche Haus, jede gläubige Familie, dieses innige Verlangen unsers Schriftworts zu beachten, das zuerst ein Apostel ausgesprochen hat, und das wir nun wiederholen. Liebe Brüder, die Arbeit eines Lehrers der Wahrheit ist unschätzbar wichtig, denn Wohl und Weh von Tausenden hängt davon ab; er hat mit den Seelen im Namen Gottes über die höchsten und heiligsten Dinge zu verhandeln, und das Wort, das er zu reden hat, wird entweder ein Geruch des Lebens zum Leben, oder ein Geruch des Todes zum Tode. Es ruht auf den Zeugen des Evangeliums eine große Verantwortung und es ist keine geringe Gnade, wenn sie zuletzt unschuldig erfunden werden am Blut aller Menschen. Als Anführer im Heere Christi sind sie das besondere Angriffsziel der Menschen und der höllischen Mächte; alle ihre Schritte und Tritte werden von diesen ihren Widersachern mit gierigen Blicken bewacht, und ihre Füße entfliehen kaum den Schlingen der verfolgenden Feinde. Ihr heiliger Beruf setzt sie Versuchungen aus, denen andre nicht unterworfen sind, und entrückt sie über dies alles nur zu oft dem persönlichen Genuß der Wahrheit unter den Rücksichten, die ihre öffentliche und amtliche Stellung ihnen auferlegen. Sie werden in manche Verwicklung von Umständen mit hineingezogen, wo ihr Witz keinen Rath mehr weiß; sie müssen zum größten Herzeleid ihrer Seele sehen, wie vielversprechende Seelen abfallen; sie müssen mit tiefem Schmerz sehen, wie Tausende in’s Verderben rennen, und ihre Seele verliert allen Muth. Sie wünschen sehnlich, daß das Wort ihrer Verkündigung euch zum Segen gereiche; sie hoffen, euren Kindern zum Segen zu werden; sie verlangen den Heiligen und den Sündern Beistand zu gewähren; darum, theure Brüder, bittet für sie vor Gott. O seht, wir sind elende Menschen, wenn uns die Hülfe eures Gebets fehlt, aber selig sind wir, wenn wir in eurer Fürbitte leben. Ihr sucht nicht bei uns, sondern beim erhabenen Meister allen himmlischen Segen, und doch hat Er diesen Segen so oft durch seine Knechte vermittelt; darum bitten wir alle, die wir im Dienste des Herrn stehen als Verkündiger seiner Wahrheit und Gnade, um Jesu willen:

„Liebe Brüder, betet für uns.“

Andacht zum 7. Juli, in: Thau-Perlen zur täglichen Erquickung aus Gottes Wort, gesammelt von C.H. Spurgeon, Prediger in London. Dem deutschen Christenvolke dargeboten von Dr. Balmer-Rinck. Verlag von William Oncken, Hamburg 1867.