Von der vollkommnen Weisheit Gottes.
Mel.: Mein Jesu, dem die Seraphinen
1) Allweiser Schöpfer aller Dinge,
Der Alles ganz genau versteht;
Nichts ist so groß, nichts so geringe,
Das nicht nach deiner Ordnung geht.
Dein kluger Sinn segt Ziel und Schranken,
Schreibt Maß, Gewicht und Regeln vor,
Sonst würde der Geschöpfe Chor
Verworren hin und wieder wanken.
2) Die kraft- und wundervollen Werke,
Die unserm Auge fern und nah,
Die stehen wie durch deine Stärke,
So auch durch deine Weisheit da.
Man kann an allen Sternen lesen,
Daß dein Verstand unendlich sei,
Und dieses große Weltgebäu,
Das zeigt von einem weisen Wesen.
3) Mit eben den geschickten Händen,
Damit du diesen Kreis gemacht,
Regierst du auch an allen Enden, (Psalm 67, 4)
Was dein Verstand hervorgebracht.
Du läßt die Regeln nie verletzen,
Es gehet Alles ordentlich, (Psalm 104, 24)
Der ganze Himmel drehet sich
Nach deinen weisesten Gesetzen.
4) Was du zu tun dir vorgenommen,
Das geht ohnfehlbar in die Tat;
Wenn tausend Hindernisse kommen,
So triumphiert dein weiser Rat.
Du weißt die Mittel so zu lenken,
Daß die Vernunft erstaunen muß,
Und den von dir gemachten Schluß
Kann kein Verstand der Klugen kränken.
5) Die Menge so verschied’ner Willen ,
Die bald auf dies, bald jenes fällt,
Muß doch denselben Zweck erfüllen,
Den sich dein Wille vorgestellt.
Du herrschest mitten auf der Erden,
Wo deiner Feinde Thron und Sitz,
Es muß vor dir ihr klügster Witz
Als Unvernunft beschämet werden.
6) Die Engel stehn noch jetzt entzücket,
Und beten deine Weisheit an,
Die einen Weg des Heils erblicket,
Darauf sich kein Verstand besann.
Der Himmel fiel zu deinen Füßen
Als du den Rat bekannt gemacht,
Den du nunmehr in’s Werk gebracht
Durch deines Sohnes Blutvergießen.
7) O Tiefe, die kein Sinn ergründet,
Geheimnisvoller Wunderschluß!
O Weisheit, die ein Mittel findet,
Das Erd und Himmel ehren muß!
Da Liebe deinen Zorn vertreibet,
Und so den Sündern Gnade beut,
Daß dennoch deine Heiligkeit
Bei ihrem Recht und Ehren bleibet.
8) O Weisheit! decke meiner Seele
Die angebor’ne Torheit auf!
Damit sie dich zum Leitstern wähle
In ihrem sonst verwirrten Lauf.
Ich bin umringt mit Finsternissen,
Ich weiß den Weg des Friedens nicht
Und werd‘, entblößt von deinem Licht,
In schwarzen Nächten tappen müssen.
9) Du hast mich durch mein ganzes Leben
Mit einer klugen Hand geführt,
Mein Herz muß dir das Zeugnis geben,
Daß du vollkommen wohl regiert.
Drum leg ich mich zu deinen Füßen,
Laß ferner meinen armen Geist,
Der durch ein Meer voll Klippen reist,
Der Wohltat deines Lichts genießen.
10) Geselle dich auf meiner Reise
Mir als die Feuersäule zu,
Die mir die sichern Wege weise
Zu deines Kana’ns stiller Ruh.
Da will ich deiner Weisheit Proben,
Die sich auf Erden kundgetan,
Davon ich hier kaum lallen kann,
Mit deinen Engeln ewig loben. (Psalm 145,2)
Liedtext: Johann Jakob Rambach (1693-1735)
Melodie: Johann Sebastion Bach „Mein Jesu, dem die Seraphinen“
Freylinghausen’s Gesangbuch, 1704
Quelle:
Lied Nr. 8, in: D. Joh. Jac. Rambach’s geistliche Lieder. Vollständig gesammelt und nebst einem Abriß seines Lebens unverändert herausgegeben von Dr. phil. Julius Leopold Pasig, Nachmittagsprediger an der Universitätskirche zu Leipzig und Mitglied der historisch=theologischen Gesellschaft daselbst. Leipzig, Verlag von Gebhardt und Reisland, 1844. [S. 9f. Digitalisat]
Schriftstellen
Die Völker freuen sich und jauchzen, daß du die Leute recht richtest und regierest die Leute auf Erden. (Psalm 67, 4)
HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. (Psalm 104, 24)
Ich will dich täglich loben und deinen Namen rühmen immer und ewiglich. (Psalm 145,2)
Weblinks und Verweise
Liedeintrag mit Melodieseite bei Hymnary.org
Notensatz, 4stimmig (im pdf-Format, Freylinghausen’s, externer Link zu Hymnary.org)
Audiofiles (midi, mp3, externe Links zu Hymnary.org)