Christian Knorr von Rosenroth (* 15. Juli oder 16. Juli 1636 in Alt-Raudten, Herzogtum Wohlau; † 4. Mai oder 8. Mai 1689 auf Gut Großalbershof bei Sulzbach/Oberpfalz) war ein deutscher Polyhistor, Dichter, Schriftsteller und evangelischer Kirchenlieddichter.
Leben
Knorr von Rosenroth war schlesischer Pfarrerssohn, besuchte die Lateinschule zu Fraustadt, dann das Pädagogium in Stettin und studierte ab 1651 in Frankfurt an der Oder und ab 1655 in Leipzig Theologie, Jura, Geschichte, Philosophie, klassische und moderne Sprachen und schloß die Studien 1660 als Magister mit einer Dissertation zur antiken Numismatik ab. In den folgenden Jahren betrieb er Privatstudien, vermutlich in Wittenberg, und bereiste 1663–1666 die Niederlande, Frankreich und England.
In den Niederlanden fand er Kontakt zu christlichen Gruppierungen wie den Mennoniten, jedoch auch zu okkultistisch orientierten wie Theosophen und Kabbalisten. Der Rabbiner Meir Stern unterrichtete ihn in der Kabbala, einer mystischen jüdischen Geheimlehre. Lebensentscheidend für ihn wurde der Kontakt zu Franciscus Mercurius van Helmont, dem Sohn des Alchemisten und Hermetikers Johan Baptista van Helmont, durch dessen Vermittlung er 1668 Hof- und Kanzleirat von Herzog Christian August zu Pfalz-Sulzbach wurde. Im gleichen Jahr heiratete er in Regensburg Susanna Paumgartner († 1696). Mit ihr hatte er vier Kinder, von denen zwei früh verstarben. Der Sohn Johann Christian Knorr Baron von Rosenroth (* 22. September 1670; † 1. April 1716) war Legationsrat und Kammerjunker beim Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel und wurde ab 1705 Gesandter für Braunschweig-Wolfenbüttel am Reichstag in Regensburg, wo er starb. Begraben wurde er auf dem Gesandtenfriedhof mit einem Epitaph als Denkmal. In der Inschrift sind ein Sohn und zwei Töchter als Hinterbliebene erwähnt.
Unter Förderung von Christian Knorr von Rosenroth wurde um 1670 der Sulzbacher Musenhof etabliert, der auf die damalige Geisteswelt großen Einfluß hatte. Sulzbach war – vor allem in den 1760er und 1770er Jahren – ein Zentrum der frühen Gold- und Rosenkreuzer. Im Compaß der Weisen, einer Grundschrift der Gold- und Rosenkreuzer, wurde auf Knorrs Kabbala denudata verwiesen. Die Bedeutung einer mystischen Interpretation von Offenbarung und Evangelium des Johannes, wie sie in Knorrs (unter dem Pseudonym Christian Peganius) 1670 publizierten Eigentlichen Erklärung über die Gesichte der Offenbarung S. Johannis formuliert wurde, spiegelt sich bei den Gold- und Rosenkreuzern im Ordenseid auf den Apostel Johannes und der Anlage der „himmlischen Stiftshütte“. Die von der Sulzbacher Schule ausgehenden Traditionslinien reichen demnach auf der Seite der okkultistisch-esoterischen Tradition über die Gold- und Rosenkreuzer zur Societas Rosicruciana in Anglia, von da über den Hermetic Order of the Golden Dawn mitten hinein in den Okkultismus des 20. Jahrhunderts.
1671 machte van Helmont Christian Knorr von Rosenroth mit Leibniz bekannt. Ab 1687 war Knorr von Rosenroth Kanzleidirektor unter Christian August.
Der Jurist und Schriftsteller Christian Anton Philipp Knorr von Rosenroth ist sein Neffe.
Von den vielen Liedern, die er für private Familienangelegenheiten dichtete, ist das Lied Morgenglanz der Ewigkeit (EG 450) noch heute im kirchlichen Gebrauch.
Quellen und Weblinks: