2. Korinther 11, 3

Ich fürchte aber, daß etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, [also] auch euer Sinn verderbt und abgewandt werde von der Einfalt gegen den Christus. (2. Kor. 11, 3 ELB)

Unser Herr sagt: Der Teufel ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm. Er kann die Wahrheit nicht sagen; wenn er sie in den Mund nimmt, so ist es, um zu lügen. Das ist dem Teufel eigen: den Menschen wegzuzaubern von der Einfalt des Evangeliums, ihn hineinzubringen in alle Ketzerei, in alle Schwärmerei, zu einem Glauben, der keinen Halt hat, wenn er in den Tiegel hinein soll. Das wird nun ausgeschmückt und aufgeputzt mit einem Kunstlicht, das himmlisches Licht sein soll.

Was ist denn nun aber Einfalt des Evangeliums? Einfalt des Evangeliums ist: Gott fürchten und seine Gebote halten, sich wahrhaftig vor Gott benehmen als ein Mensch, und alle seine Hoffnung allein auf Jesum Christum setzen, also von allen andern Dingen absehen und das Blut Jesu Christi für allein mächtig und gültig halten, um hindurch zu kommen durch Leben und Tod, hindurch in die ewige Herrlichkeit. Bei der Einfalt des Evangeliums Jesu Christi bleiben, das ist: bleiben bei Gottes Gesetz und dem Blute Jesu Christi als dem einzigen Probierstein. Alle verkehrten Werke des Menschen, was für einen Namen sie auch haben, und wie der Teufel sie auch aufputzt, werden an diesem Probierstein erkannt als übergoldet.

Herr, behüte mich auf Erden,
ich bin hilflos, rette mich!
Laß mich nicht zu Schanden werden,
ich vertrau allein auf dich.
Setz‘ zur Schutzwehr meiner Seel‘
Einfalt und gerades Wesen!
Herr, wirst du nicht Israel
bald aus aller Not erlösen?

(Hermann Friedrich Kohlbrügge)

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Es war in der korinthischen Gemeinde über dem parteiischen Anhangen an begabte Lehrer ein Zwiespalt entstanden, 1 Kor. 1, 11. Weil aber sowohl Paulus, als auch Apollo und Petrus Christum lauter predigten, so konnte der Zwiespalt nur über der Verschiedenheit ihrer Gaben und ihres Vortrags, und über den Lehrpunkten, die einer von dem andern vorzüglich trieb, entstanden sein. Ob nun gleich Paulus sie wegen dieser und andern Ausschweifungen in seinem ersten Brief bestraft, und von der zanksüchtigen Beobachtung der Lehrer auf Christum gewiesen hatte, so hielt er es doch für nötig, in seinem zweiten Brief noch Einiges nachzuholen, und insonderheit sein Apostelamt ausführlich zu verteidigen, weil er befürchtete, die Verachtung desselben möchte die Verachtung des von ihm gepredigten Evangeliums nach sich ziehen.

Gleichwie er im ersten Brief vornehmlich auf diejenigen, die apollisch heißen wollten, seine Absicht gerichtet hatte, also weist er im zweiten Brief vornehmlich diejenigen zurecht, die den Kephas und alle sogenannten hohen Apostel ihm vorziehen wollten, handelt aber dabei weitläufig von seinen Schwachheiten oder Leiden, um ihnen zu bedeuten, daß sie ihn zwar als einen Apostel erkennen, aber auf einen so geplagten elenden Menschen, wie er sei, nicht zum Nachteil des Glaubens an Christum sehen, folglich nicht auf eine parteiische Weise paulisch heißen sollen.

Bei dem Anfang dieser Abhandlung sagt er mit einem großen Ernst: Ich fürchte, daß nicht eure Sinnen verrücket werden von der Einfältigkeit auf Christum. Es ist eine sehr zarte Sache um diese Einsichtigkeit, und es sind nicht eben grobe Laster nötig, um davon abgebracht zu werden, sondern es kann’s ein aufblähendes und kraftloses Wissen, und das parteiische Anhangen an einen jeden Menschen tun. Die Sinnen, von denen Paulus redet, sind geistliche Sinnen oder Fähigkeiten der wiedergebornen Seele, wodurch sie Christum als den einigen Seligmacher erkennen und genießen kann. Eines Lehrers Schuldigkeit ist, nicht sich selber, sondern Christum zu predigen, der übertriebenen Hochachtung seiner zu wehren, und die Zuhörer auf Christum zu weisen, ja Ihm zuzuführen, 2. Kor. 11, 2; der Zuhörer Schuldigkeit aber ist, sich Christo zuführen zu lassen, und Ihm allein anzuhangen.

Wer in der Einfältigkeit auf Christum steht, sagt von Herzen: Ich rühme mich keines Menschen, sondern des HErrn, 1. Kor. 1, 31, ich weiß nichts als Christum den Gekreuzigten, 1. Kor. 2, 2. Es ist Alles mein, ich brauche alles zu meiner Förderung: Ich aber bin Christi, Christus aber ist Gottes, 1. Kor. 3, 22.23. Die Einfältigkeit auf Christum führt bei einer ausgebreiteten Liebe eine genaue Bewahrung des Evangeliums von Christo mit sich, und da sie viele Dinge als Mittel gebraucht, so hält sie doch Christum allein für den Gegenstand ihres Vertrauens, und für die einzige Quelle des Heils. Wenn eine Lehre auch wahr ist, so ist sie doch, wenn sie ein Religionsunterricht sein soll, eine lose Verführung, wenn sie nicht nach Christo ist, Kol. 2, 8, oder auf Christum weiset, und Alles aus Ihm herleitet. Wer das Gewissen beruhigen will ohne die Gerechtigkeit Christi, und wer die Menschen fromm machen will, und die Frömmigkeit nicht aus dem Tod, Leben und Geist Jesu herleitet, ist entweder ein vorsätzlicher oder ein unwissender Betrüger.

(Magnus Friedrich Roos)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

Lieder zum Vers

Die Einfalt scheint verächtlich (Ph. Fr. Hiller)

Von Satans tausend Listen (Ph. Fr. Hiller)

Übersicht 2. Korintherbrief

Eingestellt am 21. Januar 2022 – Letzte Überarbeitung am 7. Juli 2023