Römer 1, 29-31

…voll alles Ungerechten, Hurerei, Schalkheit, Geizes, Bosheit, voll Neides, Mordes, Haders, List, giftig, Ohrenbläser, Verleumder, Gottesverächter, Frevler, hoffärtig, ruhmredig, Schädliche, den Eltern ungehorsam, Unvernünftige, Treulose, Lieblose, unversöhnlich, unbarmherzig.
(Römer 1, 29-31)

Gleichwie es der Hauptzweck der Epistel an die Römer ist, zu zeigen, daß vor Gott kein Mensch besser sei, als der andere, sondern daß alle auf einerlei Weise – aus lauter Gnade – durch den Glauben an Christum – gerecht und selig werden – ohne Unterschied des Volks, es seien Juden oder Heiden, – so fängt der Apostel Paulus in diesem Kapitel an, den großen Unglauben und die öffentliche Gottlosigkeit der verderbten Menschen an dem Exempel der Heiden vorzustellen.

Er zeigt nämlich auf’s klarste, daß sie von dem Weg der Seligkeit weit entfernt seien, indem sie Gott aus den Kreaturen nicht so erkannt und geehrt haben, wie sie gesollt und gekonnt hätten, sondern sie seien auf närrische Abgötterei geraten, in verkehrten Sinn dahingegeben – und auf solche Laster verfallen, die jedermann Abscheu und Entsetzen verursachen, unfehlbar aber Gottes Zorn vom Himmel nach sich ziehen müssen.

Sonderlich haben wir zu lernen, welch eine schreckliche Sünde es sei, die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufzuhalten (Römer 1, 18) – und mit Verachtung einer erkannten Wahrheit wider besser Wissen und Gewissen zu sündigen. Denn dadurch wird Gott nach andern Strafen gereizt, daß Er solchen Menschen in verkehrten Sinn also verfallen lässt, daß kein Laster so abscheulich ist, welches ein solcher nicht sollte begehen können.

Da nun die Heiden, die doch nur das Licht der Natur gehabt, wegen dieses unverantwortlichen Mißbrauchs so bestraft worden sind, so ist leicht abzunehmen, wie es vielen vermeinten Christen gehen werde, die neben dem Licht der Natur auch das geoffenbarte Wort Gottes haben – und doch so oft durch mutwillige Sünden dawider sich vergreifen.

Gott lasse uns alle erkennen, daß an jenem Tage auf den Mißbrauch einer größeren Gnade auch ein unerträglicheres Gericht folgen werde, und regiere uns durch Seinen heiligen Geist, daß wir das Licht der göttlichen Erkenntnis allezeit zu Seiner Verherrlichung – und zu unserer Seelen Erbauung und Besserung anwenden mögen.

Amen.

(Veit Dieterich)

Eingestellt am 24. Juli 2023