2. Samuel 2, 4a: David König in Juda

Und die Männer Juda kamen und salbten daselbst David zum König über das Haus Juda. (2. Sam. 2, 4a)

Fast ein halbes Jahrtausend, bevor Israel ein Königreich ward, lag schon für dessen künftige Regenten das göttliche Hausgesetz, das ihr Verhalten bestimmen und regeln sollte, im Reichsarchiv des Volkes bereit. 5. Mose 17, 15-20 finden sie es verzeichnet:

„So sollst du den zum König über dich setzen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird. Du sollst aber aus deinen Brüdern einen zum König über dich setzen. Du darfst nicht irgend einen Fremdem, der nicht dein Bruder ist, über dich setzen. Allein daß er nicht viele Rosse halte und führe das Volk nicht wieder nach Ägypten um der Menge der Rosse willen; weil der HERR euch gesagt hat, daß ihr hinfort nicht wieder diesen Weg kommen sollt. Er soll auch nicht viele Weiber nehmen, daß sein Herz nicht abgewandt werde, und soll auch nicht viel Silber und Gold sammeln.
Und wenn er nun sitzen wird auf dem Stuhl seines Königreichs, soll er dies andere Gesetz von den Priestern, den Leviten, nehmen und in ein Buch schreiben lassen. Das soll bei ihm sein, und er soll darin lesen sein Leben lang, auf daß er lerne fürchten den HERRN, seinen Gott, daß er halte alle Worte dieses Gesetzes und diese Rechte, daß er darnach tue. Er soll sein Herz nicht erheben über seine Brüder und soll nicht weichen von dem Gebot, weder zur Rechten noch zur Linken, auf daß er seine Tage verlängere in seinem Königreich, er und seine Kinder in Israel.“

Gott der Herr, heißt es daselbst, werde in eigener Machtvollkommenheit den jedesmaligen König ausersehen und setzen. Keinen Fremdling solle Israel je auf seinen Thron erheben wollen; sondern jederzeit solle sein König „aus ihren Brüdern“ sein. Der König solle sich niemals durch eine eitle Lust an einer Menge schöner und stattlicher Rosse verleiten lassen, mit Egypten in Verbindung zu treten, was ihm und seinem Volke nur zu Fall und Stricke geraten werde. Auch solle er nicht mehrere Weiber nehmen, damit sein Herz nicht abgewendet werde. Hüten solle er sich vor dem Geiz und einer ungebührlichen Anhäufung des Staatsschatzes. Er solle sein Gold und Silber vielmehr für des Landes Wohl im Flusse erhalten. Vor Allem aber solle er auf seinem Herrscherstuhle stets des Gesetzes seines Gottes gedenken, von der Hand der Priester eine Abschrift desselben sich behändigen lassen, diese heilige Urkunde unverrückt vor Augen haben, und darin lesen sein Leben lang, auf daß er lerne fürchten den Herrn seinen Gott, und alle Worte dieses Gesetzes und seine Rechte halte und darnach tue, damit sein Herz sich nicht erhebe über seine Brüder, und er nicht weiche von dem Gebot, weder zur Rechten noch zur Linken, und also seine Tage verlängere in seinem Königreiche, er und seine Kinder in Israel, d. h. das Scepter weiter vererbe und dauernd bei seinem Hause erhalte.

Hätte den Königen in so knappen Worten eine trefflichere Anweisung für ihr Regiment gegeben werden können, als diese war? Und ist derselben nicht ihrem wesentlichen Inhalt nach ein gegründeter Anspruch auf eine ewige Geltung für alle Großen der Erde, auch für die heutigen, beizumessen? Wo jemals die hier vorgezeichnete Bahn mit festem Schritte innegehalten ward, da hat sich der Segen des Himmels in Strömen über das Land ergießen müssen. Aber leuchten uns der Spuren von der Befolgung dieser Richtschnur viele aus der Geschichte entgegen? Unter denjenigen Herrschern, die mindestens annäherungsweise das Musterbild eines Fürsten, wie die Hand Gottes es in jener Vorschrift gezeichnet, in ihren Personen verwirklicht dargestellt haben, gebührt ohne Widerrede dem Manne eine der ersten Stellen, den wir heute im Namen Gottes den Thron werden besteigen sehen:

Und die Männer Juda kamen und salbten daselbst David zum König über das Haus Juda.

Was schon lange in Israel geahnt worden war, kommt jetzt zur Vollziehung. David, im Tiegel schwerer Verfolgungen und schmerzlicher Demütigungen geläutert, und auf den Jubelhöhen wunderbarer Errettungen und gnadenreicher Wiederaufrichtungen im Glauben gefestigt, ist nun für die hohe Würde, die der Herr ihm zugedacht, herangereift, und wird von der Gnade dessen, der sich das unbeschränkte Oberhoheits- und Lehensrecht über sein Bundesvolk vorbehalten hat, auf den Thron berufen. Drei edle Charakterzüge sehen wir heute als eine verheißungsreiche Vorbedeutung an David zu Tage treten, und zwar den ersten gleich nach seiner Thronbesteigung den Jabesitern, den andern später dem Feldherrn Abner, und den dritten dem Isboseth gegenüber. Fassen wir dieselben näher in’s Auge!

Daß nach dem Tode Sauls dem David außer dem bedeutungsvollen Salbungsakt, den Samuel einst zu Bethlehem an ihm vollzog, so manche prophetischen Andeutungen wieder in’s Gedächtnis zurückkehrten, die er bald hie, bald da über die Zukunft seines Lebens hatte aussprechen hören, ist sehr begreiflich. Weit entfernt jedoch, schon daraufhin irgend einen Anspruch geltend zu machen, wandte er sich, freilich wohl nicht ohne mächtige Bewegung seines Gemütes, an den Herrn, und fragte ihn durch das „Licht und Recht“ des Hohenpriesters: „Soll ich hinauf in der Städte Juda eine ziehen?“ Die göttliche Antwort lautete: „Zieh hinauf!“ David bittet um nähere Weisung. Da heißt es zu ihm: „Gehe nach Hebron in Juda“. – Warum aber nach Juda? Juda war sein Stammland, und beherbergte die Mehrzahl seiner Freunde. Zudem war Juda damals von den Philistern geräumt, während sie noch einen großen Teil der übrigen Gauen des Landes in Besitz hatten. Wo aber befand sich das Kriegsheer Sauls? Nach der Schlacht von Gilboa war dasselbe zersprengt, und nur einzelne Haufen desselben hatte der Feldhauptmann Abner an der Grenze von Gad und Manasse jenseits des Jordans wieder gesammelt, um mit deren Hilfe den Isboseth, Sauls vierten Sohn, auf den väterlichen Thron zu erheben. Auf seines Gottes Befehl machte sich David mit seinen beiden Frauen Ahinoam und Abigail, und seiner Waffenschar, die sich seit Kurzem namentlich durch einen starken Zuzug aus Manasse bedeutend vermehrt hatte, nach dem uralten Hebron auf. Kaum ist er dort angelangt, als sich auch schon von allen Seiten her das Volk um ihn sammelt, das längst in ihm seinen künftigen König erkannte, und in dieser Ahnung sonderlich auch durch den Umstand bestärkt wurde, daß der Hohepriester und mit ihm auch der Prophet Gad auf Davids Seite getreten war. Durch ersteren empfängt der Sohn Isais jetzt zuerst die Bestätigung der samuelischen Salbung, und wird unter allgemeinem Jubel als der von Gott erkorene und unzweideutig angezeigte Herrscher des Landes ausgerufen.

Davids erster Gedanke, nachdem er die Huldigungen des Volks entgegen genommen hatte, war sein unglücklicher Vorgänger auf dem Throne, der König Saul. Wo blieben die sterblichen Ueberreste dieses Gesalbten Gottes? Ward ihnen auch die einem Könige gebührende ehrenvolle Bestattung zuteil? David vernimmt, was die Männer zu Jabes in Gilead an Saul getan. Ungesäumt sendet er Boten an sie ab und läßt ihnen sagen: „Gesegnet seid ihr dem Herrn, daß ihr solche Barmherzigkeit an euerm Herrn, dem Könige, bewiesen, und ihn bestattet habt. So tue nun an euch der Herr Barmherzigkeit und Treue, und auch ich werde es euch vergelten, daß ihr Solches tatet. Es seien nur eure Hände stark, und seid wacker; denn da Saul, euer Herr, nun tot ist, so hat das Haus Juda mich zum Fürsten über sich gesalbt“.

Dieser Zug wahrer Pietät gegen den abgetretenen König, diese trotz all‘ des Bittern, das dem David durch ihn bereitet worden war, dem abgetretenen Könige öffentlich gezollte ehrende Anerkennung mußte Alle, die davon hörten, mit einer tiefen Achtung für die wahrhaft königliche Sinnesart des neuen Gebieters erfüllen. Ebenso konnten die herzlichen Dankesworte, die er den Jabesitern zurief, ihrer rührenden und herzgewinnenden Wirkung nicht verfehlen. Man gewann hier die Ueberzeugung, daß dieser Mann, unberührt von den niedern Affekten der Rachsucht und der Schadenfreude, zu vergeben und zu vergessen wisse, und daß alle Beleidigungen und Unbilden, die er erfahren, nicht vermocht hatten, ihm in seinem Vorgänger die Würde und Heiligkeit eines Gesalbten des Herrn zu verdunkeln. Zudem ward durch jenes Verhalten Davids dem Volke der entschiedene Eindruck, man werde sich zu ihm eines menschenfreundlichen Regimentes zu versehen haben, indem er auch das Unscheinbarste und Geringste, was irgendwo im Lande Löbliches geschehe, einer dankbar anerkennenden Beachtung würdigen werde.

Die hoffnungsvolle Stimmung, welche das Volk dem David von vornherein entgegenbrachte, sollte bald darauf noch eine weitere Stärkung erfahren. Abner, der Vetter und Feldhauptmann Sauls, eine unerschrockene tatkräftige Heldennatur, aber auch ein Mann von unbegrenztem Ehrgeiz, hatte mit den Heerhaufen, die er aus der Zerstreuung wieder um sich gesammelt, nach und nach den Philistern einen nicht unbedeutenden Teil der von ihnen eroberten Provinzen wieder abgenommen. Nicht aber zu Davids, sondern vielmehr zu dessen Gegenkönigs, Isboseths, des Sohnes Jonathans, Gunsten hatte er unter dem Scheine, als kämpfe er für Recht und Legitimität, den Schild erhoben, und zu Mahanaim in Gilead den Mann seiner Wahl förmlich zum Herrscher über ganz Israel ausrufen lassen, obwohl es immer nur erst einzelne Stämme des Landes waren, die er für ihn gewonnen und ihm unterworfen hatte. Jetzt schmiedete er Pläne gegen den Stamm Juda, und schleuderte zunächst die Fackel des Bürgerkrieges in denselben hinein. In der Tat gelang es ihm, nicht unbedeutende Scharen dem David wieder abspenstig zu machen und unter seine Aufruhrsfahne zu sammeln. Aber auch David rüstete, und sandte ihm seinen Feldherrn Joab, den Sohn der Zeruja, entgegen. In einem Quellgrunde bei Gibeon, nicht fern von Jerusalem, kam es zum Treffen. Auf Abners Vorschlag sollte ein Einzelkampf von je Zwölfen die Fehde entscheiden. Man ging darauf ein. Da aber die Ausgesonderten in wildem Handgemenge sich gegenseitig aufrieben, weshalb man von da an die Stätte Hellath Hazurim, d. i. „Acker der Schneiden“ (oder der scharfen Messer) nannte, und folglich keine der beiden Parteien den Sieg sich zuschreiben konnte, entspann sich eine große blutige Schlacht, in der das Rebellenheer gänzlich auf’s Haupt geschlagen wurde. Abner geriet persönlich ins Gedränge. Asahel, der Bruder Joabs, ein Mann „von leichten Füßen wie ein Reh auf dem Felde“ jagte ihm mit blanker Waffe nach und wich nicht von ihm weder zur Rechten noch zur Linken. Abner, der kampfgeübte Held, wehrte die Schwertesstreiche des Verfolgers lange ab, und bat ihn, daß er seinen Mut an irgend einem Andern seines Heeres kühlen möge; denn er trug Bedenken, den Bruder Joabs zu töten, weil ihm dies einen Querstrich durch gewisse geheime Berechnungen hätte machen können. Als aber Asahel auf seine Stimme nicht achtete, wandte sich Abner, und durchstach ihn mit seinem Spieße, daß er tot zu Boden sank. „Und wer an den Ort kam“, erzählt die Geschichte, „da Asahel tot lag, der stand stille“. Ein tiefes schmerzliches Bedauern, daß ein solcher Held fallen mußte, fesselte die Schritte jedes Nahenden. Oft genug hat diese Szene sich erneuert. Wie mancher stürmende Kämpfer stand mitten auf den Schlachtfeldern auch unsres letzten Krieges mit feuchtem Auge plötzlich stille, da er auf die blutige Leiche eines mutigen Waffengefährten oder gar eines tapferen und bewährten Führers stieß. Ja, wie viele rührende Beispiele kameradschaftlicher Treue und zarten Mitgefühls boten uns Männer dar, die man ihrer rauhen Außenseite nach solcher rein menschlichen Züge nicht hätte fähig halten sollen! – Mancher, der seinen Nebenmann, oder gar seinen Führer fallen sah, sprach mit ungeheucheltem Weh den Wunsch aus, daß eine zweite Kugel ihn dem Gefallenen beigesellen möchte, und hatte nicht Ruhe, bis er dem Erblaßten, so gut es gehen wollte, eine ehrliche Ruhestätte bereitet und seinen Hügel durch ein, wenn auch nur rohes Kreuz bezeichnet, und mit einem tränenfeuchten Eichenkranz geschmückt hatte. Im Heere Davids entbrannte jetzt natürlich der Grimm gegen Abner zum Aeußersten. Namentlich waren es die beiden Brüder des Gefallenen, Joab und Abisai, die es fortan persönlich auf Rache abgesehen hatten, und mit aller Macht, bis die Sonne sank, dem Mörder nachsetzten. Auf dem Hügel Amma angelangt, sah sich der Verfolgte plötzlich durch den Zuzug eines Haufen Benjaminiter verstärkt, und wagte unter deren Bedeckung dem Joab Frieden anzubieten.

Joab antwortete: „Hättest du uns nicht herausgefordert, das Volk würde führwahr schon vom Morgen an ein jeglicher von seinem Bruder abgelassen haben“. Und Joab ließ mit der Posaune das Signal zur Waffenruhe geben, und das Volk gehorchte. Abner aber überschritt noch in derselben Nacht mit seinen Schaaren den Jordan, und zog sich nach Mahanaim zurück. Joab dagegen, nachdem er zuvor den Bruder in seines Vaters Grabe zu Bethlehem feierlich bestattet hatte, zog mit den Seinen nach Hebron. Der Sieg war vollständig auf seiner Seite. Von seinen Männern vermißte er außer Asahel nur neunzehn. Von den Parteigängern Abners dagegen bedeckten dreihundertsechzig die Wahlstatt. In dem Kriege trat nun eine kurze Pause ein; aber in Joabs und Abisais Herzen erstarb der Gedanke an Blutrache wider den Mörder ihres Bruders nicht mehr.

Abner, in Mahanaim bei Isboseth wieder angekommen, vermählte sich daselbst mit einer der hinterlassenen Frauen Sauls, der Mizpa. Dieser verwegene Schritt wurde, und wohl nicht ohne Grund, dahin ausgelegt, daß er selbst nach der Krone über Israel trachte, indem die Nachfolger der Könige mißbräuchlicher Weise auch deren Weiber zu erben pflegten. Diese Anmaßung Abners brachte den Isboseth selbst gegen seinen vorgeblichen Sachwalter auf. Er unterließ es nicht, mit den ernstesten Vorwürfen ihn zu überschütten. Abner aber erwiederte ihm zornschnaubend nach seiner rauhen Art: „Bin ich denn ein Hund, der es mit Juda halte? Tue ich nicht Barmherzigkeit an dem Hause Sauls deines Vaters, und an seinen Brüdern und Freunden? Dankst du es mir nicht, daß du nicht in Davids Hände fielst? Und den Handel mit einem Weibe rechnest du mir heute als eine Missetat an? Gott tue Abnern dies und das, wo ich nicht tue, wie der Herr dem David geschworen hat: daß das Königreich vom Hause Saul genommen, und der Stuhl Davids aufgerichtet werde über Israel und Juda von Dan bis Berseba!“ – So der Wüterich. Einem Zornausbruche, wie diesem, war der schwächliche Isboseth nicht gewachsen. Er schrak zusammen, zitterte, und die Sprache verging ihm. Auch nicht ein Wort vermochte er ihm zu antworten. —

Und Abner? Er hielt Wort. Niemals hatte er es mit Isboseth treu gemeint, sondern in der Verbindung mit ihm nur seine selbstsüchtigen Zwecke verfolgt. Er ordnet Boten an David ab und trägt demselben seine Dienste an. „Wessen ist das Land?“ läßt er ihm sagen. Der Sinn dieser kurzen Frage war: „Wessen soll es sein? Ich verschenke es.“ „Mache einen Bund mit mir,“ lautet sein Antrag- weiter, „so soll meine Hand mit dir sein, daß sich das ganze Israel zu dir kehre!“ Abner erkannte jetzt auf’s deutlichste in David das aufgehende Gestirn Israels, und wie stolz auch seine Worte klangen, so war es doch nur Verzweiflung an der Sache Isboseths, die sich dahinter zu verbergen suchte.

David glaubte in dem Anerbieten Abners eine göttliche Fügung wahrzunehmen, die, wie er hoffte, dem unglückseligen Bruderkriege ein völliges Ende machen werde. Er erklärte sich bereit, auf das angetragene Bündniß einzugehn; nur stellte er dem Abner die Bedingung, daß er vor seinem Angesichte nicht wieder erschiene, ohne ihm seine rechtmäßige Gemahlin, die Michal, die Tochter Sauls, welche dieser ihm gegen Gesetz und Recht wieder entrissen und dem Phaltiel zum Weibe gegeben hatte, wieder zuzuführen. Die gleiche Forderung stellte er an Isboseth. Die Hand des Königssohnes selbst sollte das seitens des Vaters ihm angethane Unrecht wieder sühnen, damit die Rückgabe dadurch ein noch gesetzmäßigeres Ansehn gewänne. Daß übrigens dem David, auch abgesehn von seiner Liebe zur Michal, schon um seines Ansehns beim Volke willen daran liegen mußte, die Königstochter wieder mit sich vereint zu sehn, ist begreiflich. Isboseth, der gutmüthige Mann, der ohne Zweifel auch allmälig zu der Ueberzeugung gelangt war, daß ein begründeter Rechtsanspruch auf den Thron seines Vaters ihm nicht zur Seite stehe, gab dem Verlangen Davids nach. Dem Abner wurde der Auftrag, das unrechtmäßig geknüpfte Eheband mit Phaltiel zu lösen. Eine rührende Scene, die sich jetzt darbot. Phaltiel, auch Palti genannt, gab seiner Gattin eine Strecke weit unter vielen Thränen das Geleit, bis Abner ihm bei Bahurim befahl, den Rückweg anzutreten. Tief gebeugt unterwarf sich Phaltiel der traurigen Nothwendigkeit, und manche Throne träufelte noch auf dem Heimwege von seinem Auge. Aus diesem Vorgange erhellt, daß unter dem wilden Gestrüppe zerrütteter Familienverhältnisse, von welchem Israel damals noch überwuchert war, hin und wieder doch auch die Blume einer wahren und innigen Liebe und Treue angetroffen ward. Es blühte dieselbe wohl auch in Davids Hause, aber nicht unverkümmert, und er ist auch von dem Fluche nicht unberührt geblieben, mit dem der Herr den Greuel der Vielweiberei in Israel belegt hatte.

Nachdem Abner die Michal nach Hebron geleitet hatte, zog er wirklich ab, um die Aeltesten des sogenannten Königreichs Isboseth’s zum Uebertritt auf Davids Seite zu bewegen. „Ihr dachtet ja längst,“ redete er sie u. A. an, „daß David zu eurem Könige ersehen sei.“ Und dem war wirklich so. „Wohlan denn, lasset es jetzt eine Wahrheit werden, denn“ – so fügte er mit frommer Miene hinzu – „der Herr hat von David gesagt: durch die Hand Davids, meines Knechts, will ich mein Volk Israel erretten von der Philister Hand und von der Hand aller seiner Feinde.“ Dann durchreiste Abner das Land Benjamin, dessen Bewohner vor andern fest zum Hause Sauls gestanden hatten, und redete zu diesen ähnliche Worte. Nach dieser Rundfahrt kam er mit zwanzig Mann nach Hebron zurück, und verkündete dem David, mit welchen günstigen Erfolgen bis jetzt seine Bemühungen gekrönt worden seien. David, hoch erfreut, das Ende des Bürgerkriegs herannahen zu sehn, ließ ihm und seinen Begleitern ein königliches Festmahl bereiten. Nach demselben verabschiedete sich Abner wieder, um, wie er sagte, sein Friedenswerk auch in den übrigen dem Isboseth unterworfenen Landstrichen fortzusetzen. „Ich will hingehn,“ sprach er, „daß ich das ganze Israel zu meinem Herrn, dem Könige, sammle, und daß sie einen Bund mit dir machen, auf daß du König seiest, wie deine Seele es begehrt.“ Und David entließ ihn mit dem Friedensgruße.

Gleich darauf aber kam es zu Hebron zu einem andern Auftritt. Joab kehrte im Triumph mit dem von ihm befehligten Heere von einem beutereichen Streifzuge gegen die Philister zurück, und als er mit der Botschaft empfangen wurde, Abner sei beim Könige gewesen, und gnädig von ihm empfangen und ebenso wieder entlassen worden, loderte es wild in ihm auf. Er stürzte in des Königs Gemach, und sprach zu ihm minder ehrerbietig, als sich’s ziemte: „Was hast du gethan? Abner war bei dir, und du ließest ihn in Huld wieder abziehn? Kennest du den Abner nicht, den Sohn Ner’s? Wozu kam er, als um dich zu bethören, deine Anschläge zu belauschen und deine Kriegsmacht zu messen!“ David hörte ihn schweigend an; Joab aber hatte seinen Plan geschmiedet. Ohne Davids Vorwissen sandte er dem Abner Boten nach und ließ ihn, vorgeblich in des Königs Namen, einladen, nochmals nach Hebron zurückzukehren. Bei Bor Hasira, nicht fern von Hebron, holten die Boten den Abner ein. Dieser vertraute ihnen, kehrte mit ihnen um und wurde scheinbar freundlich von Joab empfangen. Dieser aber führte ihn, bevor er ihn in das Gemach des Königs geleitete, unter dem Thore, wo sein Bruder Abisai sich als Helfer ihm zugesellte, mit dem Vorgeben bei Seite, daß er ihm ein Geheimniß anzuvertrauen habe, knüpfte mit der Miene ungeheuchelter Treuherzigkeit eine Unterredung mit ihm an, senkte dann unversehens seinen Speer, und durchstach ihn, gleichwie Abner einst dem Bruder Asahel gethan, daß er sofort unter Todesröcheln zu Joabs Füßen niedersank. So war die dem Abner zugeschworene Blutrache vollzogen. Wer beschreibt aber die ebenso große Entrüstung wie Bestürzung, womit David die Nachricht von diesem Morde vernahm. „Ich und mein Königreich,“ rief er aus, „sind unschuldig vor dem Herrn ewiglich an dem Blute Abners, des Sohnes Ner!“ Dann donnerte er, freilich im alttestamentischen Geiste, dem Joab, auf dessen Haupt der Frevel falle, die furchtbare Verwünschung zu, daß es seinem Hause, allen Meuchelmördern zum abschreckenden Exempel, niemals an Einem fehlen möge, der an der Krücke gehe, oder unter dem Schwerte ende, oder des Brods ermangele. Und nach diesem ersten Zornausbruche schrieb er eine Landestrauer aus um den Erschlagenen, indem er, wie den Joab selbst, so alles Volk die Kleider zerreißen und sich in Sack und Asche hüllen ließ. Bei der Bestattung des Getödteten aber begnügte er sich nicht damit, in eigner Person der Bahre zu folgen, sondern brach an des Ermordeten Gruft gar in einen Strom von Thränen aus, und zog das Volk, das umher stand, also in seine Empfindungen mit herein, daß ringsumher kein Auge trocken blieb. Klagend bezeugte er: „Abner ist nicht gestorben wie ein Thor (d. i. wie ein Missethäter) stirbt,“ und schied dann von Abners Grabe mit dem Nachruf: „Deine Hände sind nicht gebunden worden, deine Füße nicht (als Füße eines Mörders,) in Fesseln geschlagen; sondern du bist gefallen, wie man von den Händen böser Buben fällt!“ Und diesem Zeugnisse seines Königes vertrauend beweinte alles Volk den Dahingeschiedenen nun noch mehr. Vom Grabe zurückgekehrt lehnte David die Theilnahme an dem Trauermahle, das man nach israelitischer Sitte bereitet hatte, entschieden ab, sprechend: „Gott thue mir dies und das, wo ich, bevor die Sonne untergeht, (es war noch hoch am Tage,) Brod oder irgend etwas koste.“ Da das Volk Solches vernahm, „gefiel es ihm gar wohl,“ daß der König so aufrichtig und tief um seiner Diener einen trauere, „wie denn,“ so sagt die Geschichte, „Alles, was der König that, vor den Augen des ganzen Volkes recht war.“ Jedermann lebte der vollen Ueberzeugung, daß er, der König, selbst mit dem blutigen Hergang durchaus unverwickelt war. David ehrte den Verstorbenen mit dem schönen und seitdem so manchmal schon bei Gräbern hochverdienter Männer wiederholten Zeugnisse: „Wisset ihr nicht, daß auf diesen Tag ein Fürst, ein Großer in Israel gefallen ist?“

Er sagte damit nicht zu viel. Abner war eine bedeutende Persönlichkeit, ein eherner Charakter, der dem David bei der Begründung seiner Herrschaft namentlich im Felde eine mächtige Stütze hätte werden können. Freilich verzehrte ihn, wie schon bemerkt, ein brennender Durst nach Ansehn und Ehre, ein Durst der früh oder spät dem Könige selbst gefahrdrohender hätte werden können, als dieser noch ahnete. David wußte wohl, daß Abner einstmals nicht der letzte unter den Rittern Sauls gewesen war, der diesen gegen ihn, in welchem der scharfblickende Feldhauptmann früher, als Alle, den künftigen König witterte, aufgestachelt hatte. Doch gedachte ihm David, der sich in dem Bewußtsein der Vergebung, die ihm selbst von Seiten Gottes schon so reichlich zu Theil geworden war, so glücklich fühlte, Solches nicht mehr, und so konnte ihm seine ungeheuchelte Trauer um Abner nur zur Ehre gereichen. In der That zeugte sie von einer königlichen Sinnesweise.

Warum aber ließ David den Joab ungestraft? Hatte sich derselbe doch offenbar mit einer schweren Schuld beladen, da es nicht „Blutrache“ war, was er geübt, sondern reiner Mord, indem Abner den Asochel nicht meuchlings, sondern inmitten des Kampfes und obendrein in dringender Nothwehr getödtet hatte? Hören wir den König selbst. Er sprach zu seiner Umgebung: „Ich bin noch zart,“ (d. i. kaum erst zum Thron gelangt,) „und ein gesalbter König,“ (ein Fürst erst über Juda, der sein Reich noch zu erobern hatte.)“ Die Kinder Zeruja, Joab und Abisai, sind mir zu mächtig,„ (buchstäblich: sie sind härter, spröder, unbiegsamer, als ich.) Was war der Sinn dieser seiner Rede? Er wollte sagen: „Solcher entschlossenen, handfesten Leute bedarf ich zu den kriegerischen Aufgaben, die noch auf mich warten.“ Zugleich gab David in seinen Worten deutlich zu verstehn, daß er nicht gern den Beginn seiner Regierung mit einem Bluturtheil über einen der heldenmüthigsten und geehrtesten Feldherrn seines Heeres bezeichnen möchte, und um so weniger dies, da es die Liebestreue gegen den erschlagenen Bruder gewesen war, der dem Joab die Waffe wider Abner in die Hand gab. „Der Herr,“ so schloß der König seine Rede, „wird dem, der Böses thut, nach dessen Bosheit vergelten.“ Dem Allmächtigen also stellte er in diesem Handel das Gericht anheim, und so stand er rein und gerechtfertigt vor seinem Volke da.
3.

Zwei Jahre waren verflossen, seitdem Isboseth zu Machanaim als Gegenkönig ausgerufen worden war. Der Krieg zwischen seinen Anhängern und David hatte sich auch noch nach Abners Tode, freilich ohne viel Blutvergießens und immer für die Waffen des rechtmäßigen Herrschers günstig, fortgesponnen. „David“ heißt es, „ging und nahm zu, während das Haus Sauls (sowohl durch erzwungene als freiwillige Unterwerfung der Stämme,) abnahm.“ Im ersten Buche der Chronika, Kap. 13 lesen wir ein langes Verzeichnis; waffenfähiger Mannschaften, welche namentlich, nachdem Abner getödtet, und in Folge dieses Ereignisses auch dem Isboseth selber der Muth entfallen war, aus allen Gauen des Landes nach Hebron strömten, um dem David ihre Unterwerfung anzuzeigen. Der allgemeinen Landeshuldigung jedoch wurde erst durch ein neues Ereigniß Bahn gemacht, das von Niemandem so aufrichtig und tief betrauert und beklagt worden ist, wie von demjenigen, der es als das Erwünschteste hätte begrüßen können, das in seinem Interesse sich begeben mochte.

Unter den Parteigängern Isboseth’s waren nämlich zwei Hauptleute, Baena und Rechob, Söhne Rimons, eines Mannes aus einer der Städte des kleinen hevitischen Freistaats der Gibeoniter, welche bei der Eroberung Kanaans einst durch List ein Bündnis mit den Israeliten zu erschleichen wußten, jedoch nach der Entdeckung ihres frommen Betrugs von Josua verschont, und, weil sie wirklich dem Götzendienst zu entsagen gelobten, in den Schutz Israels aufgenommen und zu allerlei Frondiensten namentlich bei der heiligen Hütte verwendet wurden. Drei Städte derselben, unter diesen auch Beeroth, der Geburtsort der genannten Hauptleute, wurden dem Stamme Benjamin zugeteilt. Vierhundert Jahre nach Josua geriet Saul ohne alle Veranlassung auf den tyrannischen Gedanken, diese Schützlinge, die als friedliche und fromme Lenke in seinem Lande lebten, nachträglich noch mit Stumpf und Stiel auszurotten. Viele derselben flohen nach dem fernen Gethaim. Unter diesen war auch Rimon, dessen Söhne übrigens wieder Gnade vor den Augen Sauls gefunden haben müssen, da sie uns als Führer in dessen Heer begegnen. Doch steht zu vermuten, daß sie in Erinnerung an die ihrem Geschlechte widerfahrene Unbilde nur mit halbem Herzen dem Hause Sauls dienten. Was etwa noch Besonderes sie gegen den Sohn Sauls erbittert haben mochte, wird nicht gemeldet. Freilich mußte ihnen frühe genug einleuchten, daß Isboseth’s Sache eine rettungslos verlorene sei. Die Hoffnung, unter der neuen Regentschaft Raum zu einer glänzenderen Rolle zu finden, als sie ihnen bisher zuteil geworden war, dürfte mit unter den Beweggründen zu ihrem verbrecherischen Anschlag gewesen sein. Genug, sie kamen nach Mahanaim mit dem Vorwand, Lebensmittel, namentlich Weizen, für ihre Heereshaufen holen zu wollen. Um Mittag war es, da die Sonne am heißesten schien. Isboseth hatte sich in ein kühles Gemach zurückgezogen, um dort auf einem Pfühl seine Mittagsruhe zu halten. Die Mordwaffen unter ihren Gewändern bergend, schlichen die beiden Verräher sich zu ihm ein, stürzten auf das Lager des Herrn, dem sie Treue geschworen hatten, zu, und durchstachen denselben im Schlafe. Nachdem sie ihm hierauf das Haupt vom Rumpf getrennt, eilten sie mit demselben voll freudiger Erwartung des Triumphs, welchen sie denen zu Hebron bereiten würden, die ganze Nacht durchwandernd der Residenz des neu gekrönten Königes von Juda entgegen. Angelangt daselbst traten sie vor David hin, enthüllten vor ihm ihre blutige Trophäe, und sprachen: „Siehe hier das Haupt Isboseths, des Sohnes Sauls, deines Feindes, der nach deiner Seele stand. Der Herr hat heute dich, meinen Herrn und König, gerochen [gerächt] an Saul und seinem Samen!“ – Erstarrt vor Bestürzung und Entsetzen stand David da. Wehe, daß ihm zum zweitenmale eine solche Gesandtschaft das Herz im Busen erzittern machen mußte! Doch bedurfte es für ihn nicht langen Besinnens, was hier seines Berufes sei. In heiliger Entrüstung sah er die Mörder an, und sprach dann zu seiner Umgebung gewendet: „So wahr der Herr lebt, der meine Seele aus aller Trübsal erlöst hat: jenen Mann, der einst mir verkündigte und sprach: Saul ist tot, und der mir ein guter Bote zu sein wähnte, ergriff ich und schlug ihn zu Ziklag. Dies war sein Botenlohn. Und diese gottlosen Leute hier erwürgten einen gerechten Mann in seinem Hause auf seinem Lager; und ich (den Blick auf die Fremdlinge richtend) sollte das Blut, mit dem ihr euch befleckt habt, nicht von euern Händen fordern, daß ihr vom Erdboden vertilget werdet?“ –

Und nachdem er dies gesagt, gab er einigen Kriegsleuten, die ihn umstanden, einen Wink, auf welchen hin diese die Meuterer von dannen führten, sie mit des Schwertes Schärfe zu Boden streckten, Hände und Füße ihnen vom Leibe trennten, und diese zum abschreckenden Exempel beim Teiche zu Hebron öffentlich zur Schau stellten. Das Haupt aber des ermordeten Königssohnes nahmen sie, und bestatteten es auf Davids Befehl ehrlich und feierlich in Abner’s Grab zu Hebron. —

Eine solche Handlungsweise Davids mußte die Verehrung sowohl, wie die Hoffnung, womit das Volk schon zu ihm hinaufsah, noch höher steigern. Fühlte doch Jedermann ihm ab, daß auch seine Trauer über das Geschick Isboseths eine ebenso lautere war, wie seine Entrüstung wider dessen Mörder eine ernstlich gemeinte. Man überzeugte sich auf’s neue, daß er bei strenger Handhabung der Gerechtigkeit überall, wo sich’s um Unbilden handle, die ihm persönlich widerfuhren, auch Milde zu üben, zu verzeihen, und selbst für die bessern Seiten seiner abgeschworenen Feinde ein offenes Auge sich zu bewahren wisse. Vor allem Volke ehrte er den Gegenkönig Isboseth mit dem Namen eines „gerechten Mannes“, und deutete damit an, daß derselbe nur durch eine herrschsüchtige und ehrgeizige Umgebung zur Schilderhebung wider ihn, den Gott zum Fürsten über Israel erkoren hatte, aufgestachelt worden sei. Lauter Züge dies, dazu angetan, auch uns die tröstlichsten und ermutigendsten Aussichten in die Zukunft des Regimentes des neuen Gebieters über das Volk Gottes zu eröffnen. Die blutigen Akte, zu denen er sich entschließen mußte, gereichten ihm nicht zum Vorwurf, sondern ziemten ihm als dem Vertreter und Hüter des unverbrüchlichen göttlichen Gesetzes in Israel.

Der ersten Zeit der königlichen Regierung Davids gehört unbezweifelt der 25. Psalm an, welchen er damit eröffnet, daß er den Herrn um seine Gnade und segnende Nahe anruft. „Es wird Keiner zu Schanden“, hören wir ihn bezeugen, „der deiner harret; zu Schanden aber müssen werden die losen Verächter!“ Hierauf bittet er den Herrn, daß er ihm seine Wege zeigen, und ihn in seiner Wahrheit leiten wolle. „Du“, fügt er zuversichtlich hinzu, „bist ja der Gott, der mir hilft; täglich harre ich deiner!“ – Rührend tönt uns der darauf folgende Seufzer an: „Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Uebertretung; gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit um deiner Gnade willen“; erhebend dagegen die Lobpreisung Gottes als eines Solchen, der „gut sei und fromm, und die Sünder unterweise auf dem Wege; ja dessen Wege eitel Güte und Wahrheit seien denen, die seinen Bund und Zeugnis halten“.

Nach diesem schildert der Sänger das selige Los dessen, der den Herrn fürchtet. Der Herr werde ihn den Weg lehren, den er zu wandeln habe; seine Seele werde im Guten wohnen, und sein Same das Land besitzen. Freilich sind der Feinde des Sängers noch viele im Innern des Landes selbst; an den Grenzen aber rüsten sich die Philister aufs neue. Auch sind die ungestümen Männer, welche ihm die nächsten sind, nicht ganz nach seinem Sinne. Oft fühlt er sich einsam und elend. Aber seine Augen blicken stets nach dem Herrn. Er weiß, der Herr werde seine Füße aus allen Netzen ziehn. So schließt er denn mit dem schönen Wahlspruch: „Schlecht und recht, das behüte mich; denn ich harre deiner“, und fügt die Bitte hinzu: „Gott erlöse Israel aus allen Nöten!“

Und womit schließen wir die diesmalige Betrachtung? Mit dem betenden Wunsche, daß jener Wahlspruch Davids nicht allein derjenige aller Großen und Mächtigen der Erde, sondern auch mehr und mehr der unsre werde. Denn dabei bleibt es: „Den Aufrichtigen läßt es Gott gelingen“, und „Er ist ein Schild aller derer, die in Frömmigkeit wandeln!“

Krummacher, Friedrich Wilhelm – XV.: David König in Juda.

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

2. Samuel

Eingestellt am 10. Oktober 2022 – Letzte Überarbeitung am 13. Oktober 2022