Jesaja 54, 10

Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer. (Jesaja 54, 10)

Eine der schönsten Eigenschaften der göttlichen Liebe ist ihre Dauerhaftigkeit. Die Säulen der Erde mögen von ihrem Ort gerückt werden, aber die Freundlichkeit und der Bund unsres erbarmungsvollen Jahwes weichen nie von seinem Volke. Wie glücklich fühlt meine Seele sich in einem festen Glauben an diese von Gott eingegebene Erklärung! Das Jahr ist fast vorüber, und der Jahre meines Lebens werden wenige, aber die Zeit ändert meinen Herrn nicht. Neue Lampen nehmen den Platz der alten ein, immerwährender Wechsel ist in allen Dingen; aber unser Herr ist derselbe. Kraft stürzt die Hügel um, aber keine erdenkliche Macht kann den ewigen Gott antasten. Nichts in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft kann Jahwe veranlassen, unfreundlich gegen mich zu sein.
Meine Seele, ruhe in der ewigen Freundlichkeit des Herrn, der dich als einen Ihm nahen Verwandten behandelt. Gedenke auch an den ewigen Bund! Gott gedenkt stets daran – siehe zu, daß du auch daran gedenkst. In Christo Jesu hat der glorreiche Gott sich verbürgt, daß Er dein Gott sein und dich als einen der Seinigen halten will. Freundlichkeit und Bund – hange an diesen Worten, als an sicheren und dauernden Dingen, welche die Ewigkeit selber dir nicht nehmen wird.

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So spricht der HErr zu Seinem Volk, welches Er einen kleinen Augenblick verlassen, und vor welchem Er Sein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig verborgen hatte, ja welches Er selbst (V. 11) ein elendes Volk, über das alle Wetter gehen“, und ein trostloses“ nennt. Wer in einem solchen Zustand auf den HErrn harret, bei dem sind die zärtlichen und vollen Verheißungen, die in diesem Kapitel vorkommen, wohl angelegt; der demühige Glaube kann sie fassen, und es ist alsdann kein Mißbrauch derselben zu befürchten. Ps. 89, 1.2 sagt Ethan, der Esrahit: „Ich will singen von der Gnade des HErrn ewiglich, und Seine Wahrheit verkündigen mit meinem Munde für und für, und sagen also, daß (durch den Messias) eine ewige Gnade wird aufgehen, und Du wirst Deine Wahrheit treulich halten im Himmel“. Ps. 103, 15.17.18 spricht David: „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras – die Gnade aber des HErrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit, und Seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die Seinen Bund halten und gedenken an Seine Gebote, daß sie darnach tun“.

Auch sagt Paulus Röm. 11, 29: „Gottes Gaben und Berufung mögen Ihn nicht gereuen“; Jes. 54, 8-10 aber wird die ewige Gnade Gottes gegen Sein Volk gepriesen, und Gott verheißt sogar mit einem Schwur, daß Er so wenig mehr über dasselbe zürnen wolle, so wenig Er hinfort eine Sündflut werde kommen lassen, und daß Seine Gnade und der Bund Seines Friedens fester sei als Berge und Hügel, und niemals von Seinem Volk weichen und hinfallen werde.

Aus allen diesen Zeugnissen ist Folgendes zu schließen: Wenn Gott einem Menschen namentlich große Gnade verheißen hat, wie dem Abraham, Isaak, Jakob und David geschehen ist, oder wenn Er einem Volk große Verheißungen gegeben hat, wie dem Volk Israel, und hernach auch der christlichen Kirche widerfahren ist, so läßt Sich Gott diese Gnade nie reuen, und die Verheißungen, welche, wenn sie feierlich bestätigt sind, ein Friedensbund heißen, werden nie zernichtet werden; doch müssen dieselben einzelnen Menschen glaubig sein und bleiben, und wenn sie gefallen sind, wie David ernstlich Buße tun: auch sind von dem Volk, dem die Verheißungen gegeben sind, nur diejenigen des Genusses derselbigen fähig, welche wahre Israeliten oder Christen sind und bleiben. Wenn Gott sagt: Ich will nimmer über dich zürnen, so sieht Er voraus, daß man durch Seine Kraft im Glauben fest stehen werde bis an’s Ende. Auf Gottes Seite ist kein Wankelmut.

Wenn auch von einem solchen Volke Viele unglaubig sind und durchfallen, so hebt solches Gottes Treue nicht auf. Die Gnade weicht doch nicht von diesem Volk, und der Bund des Friedens fällt nicht hin; Andere können sich anstatt Jener daran halten, und dadurch selig werden; und ein solches Volk kann in spätern Zeiten durch die ewige Gnade Gottes wieder gesegnet und erleuchtet werden, wenn es lange in der geistlichen Unfruchtbarkeit und Finsternis gesteckt ist. Lasset uns wachen, beten, treu sein, Glauben halten, wozu Er selbst Kraft schenken will, so werden wir ewiglich die Gesegneten des HErrn sein.

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

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Es kommt die Zeit, da die Berge weichen und die Hügel hinfallen werden; denn wir warten eines neuen Himmels und einer neuen Erde, die von keinem Fluch befleckt und keiner Vergänglichkeit unterworfen sein werden. Des Christen Glaube hat es mit unvergänglichen, unbeweglichen Gütern zu tun. Zu diesen gehört die Gnade Gottes, sie soll nicht von uns weichen, spricht der Herr, unser Erbarmer.

Wie viele Tausende hat dieses Wort schon getröstet und in allerlei Trübsal aufrecht erhalten! Sehen wir nur zu, dass wir dieser Gnade, die nicht weicht, teilhaftig seien. Sie ist eine Gabe des Herrn, unseres Erbarmers. Das tut allen gedemütigten Herzen wohl und macht ihnen Mut, daß das göttliche Erbarmen die Quelle aller Gnade ist, die uns widerfahren soll. Wir werden in das Elend herein geboren und gewöhnen uns daran, so dass wir, so lange wir hienieden sind, nur ein Stück unseres Jammers erkennen.

Der Vater der Herrlichkeit und des Lebens steht zu unserem Zustande in einem so starken Gegensatz, daß er ihn ganz durchschaut. Da wird sein Herz im Anblick unseres Elendes von Erbarmen bewegt, und in diesem Erbarmen reicht er uns in Jesu die rettende Gnadenhand. Die Gnade ist und bleibt der Boden, auf dem er uns begegnet und mit uns verkehrt, und so ungeschickt wir sein mögen, so viel Mühe wir ihm auch machen mögen, seine Gnade soll nicht weichen, so treu ist er! Wir wollen es nicht machen wie die Galater, die diese Gnade wieder verließen und unter das armselige Joch des Gesetzes zurückgingen. Nur die Gnade bietet uns Friede. Aus Gnaden sind wir selig geworden, aus Gnaden haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christum. Der Bund Gottes, den er im Blute Jesu mit uns gemacht, ist ein Friedensbund, aber der Boden, auf dem er geschlossen ist, ist Gnadenboden. Bleibest du in der Gnade, so bleibest du im Friedensbund. Auf des Erbarmers Seite ist unwandelbare Treue; sie sei unser Trost und die Kraft für unsere Treue!

Dank und Anbetung sei Dir, unserm Gott, für Dein ewiges Erbarmen, Deine wunderbare Gnade, Deine unwandelbare Treue und für Deinen Frieden, der höher ist denn alle Vernunft. Amen.

Elias Schrenk
(1831-1913)

Quelle:

Andacht zum 22. August, in: Suchet in der Schrift. Tägliche Betrachtungen für das ganze Jahr mit Anhang, S. 235. Von E. Schrenk. 2. Auflage, 32. bis 36. Tausend. Kassel. Druck und Verlag von Ernst Röttger, 1892.

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„Wem soll ich in bezug auf Gott mehr glauben als Gott dem Herrn selbst?“ sagt Ambrosius. Es ist in Wahrheit ein unglücklicher Umstand, daß bei allen Menschen, auch bei den erweckten und gläubigen, eine starke Neigung vorhanden ist, nach inneren Gefühlen, nach eigenem Dünken und eigener Vernunft über die Seligkeit zu urteilen, über das Verhältnis Gottes zu uns nach dem zu urteilen, was wir in uns selbst erfahren oder vernehmen. Man will nicht zu Gott emporsehen, wie Er Seinen Willen und Rat zu unserer vollen Seligkeit offenbart hat, und auch nicht darüber nachdenken, was bei Gott beschlossen ist und wie es in Seinen Ratschlüssen geschrieben steht, sondern vertieft sich stattdessen in sich selbst, ängstigt sich, seufzt und fragt gleichsam ins Ungewisse hinein: „Ach, daß ich wüsste, wie es mit der Sache meiner Seele vor Gott steht! Wie kann ich es wohl in dieser Weise mit einiger Gewißheit erfahren? Welche Gewißheit kann ich aus meinen eigenen Gedanken, meinem Denken und meinen Gefühlen erhalten?“

Das eine Mal scheint es mir, daß Gott eitel Gnade und Liebe ist, das andere Mal meine ich, daß Er ein gestrenger Richter ist, der nur mit Gesetz und Recht umgeht. Das eine Mal sehe ich Gott in allem, was mich umgibt, das andere Mal scheint es mir, daß es keinen Gott gibt. Das eine Mal halte ich mich für einen ganz guten Christen, das andere Mal für einen ganz hilflosen Sünder. So schwanken und wenden sich Meinung und Gefühl hin und her; und was ich das eine Mal meine, kann ebenso falsch sein wie das, was ich das andere Mal denke.

Gerade diese Neigung, nach eigenem Dünken zu urteilen, bewirkt auch, dass so unzählig viele den Weg zur Seligkeit verfehlen. Dem einen scheint es, daß Gott an diesem, dem anderen, daß Er an etwas anderem Gefallen habe. So wählt jeder seinen eigenen Weg, fühlt dabei vielleicht etwas Liebliches in seinem Herzen und urteilt dann gleich, daß dies ein guter Weg sei, dem er folgt. So will der eine mit einigen äußeren Werken des Gesetzes Gott wohlgefallen und für sich gewinnen, wie z.B. mit Werken der Barmherzigkeit, mit Kirchgang usw., ein anderer mit einigen inneren, wie z. B. mit Demut, Liebe usw., ein dritter mit Entsagung, Gebet, Alleinsein, ein vierter mit religiöser Wirksamkeit vor den Menschen, ein fünfter mit all diesen Stücken zusammen.

Was aber ist die Ursache von all diesen falschen Pfaden, die die Menschen nach eigenem Belieben erwählen? Sicherlich nichts anderes, als daß sie weder wissen, noch bedenken, was Gott schon von Ewigkeit her in Seinem himmlischen Rat über die Seligkeit der gefallenen Menschen beschlossen hat, und welchen Bund Er mit Seinem Sohn geschlossen und welches Testament Er den Menschen errichtet hat. Wir reden jetzt nicht von denen, die etwa mit heuchlerischem und falschem Sinn ihr Heil zu suchen vergessen oder mit eingebildetem Glauben „die Gnade unseres Gottes auf Mutwillen ziehen“. Wir reden vielmehr von denen, die wirklich die Seligkeit suchen, jedoch auf falschem Wege. Das geschieht, wenn du zwar die Seligkeit richtig allein durch den Glauben, den Glauben aber bei dir selbst suchst, zu glauben dir vornimmst und dich mühst, mit deinem Herzen arbeitest und ringst, um es zum Glauben zu bringen. Dein Auge richtest du aber nur auf dich oder auf das, was du erfährst und fühlst, um zu merken, ob noch Glaube vorhanden ist oder nicht, bekommst aber keine Gewißheit, sondern schwankst hin und her.

Was glaubst du dann, was die Ursache dazu ist? Wahrlich nichts anderes, als daß du an der unrechten Stelle, in der Luft – nämlich bei dir selbst – das suchst, was nie da gefunden wird, sondern was in der Ratssitzung des Himmels zu suchen war und was uns im Wort Gottes offenbart ist. Beachte! Der Glaube wird nicht dadurch entzündet, daß man zu glauben sich vornimmt und abmüht, sondern dadurch, daß wir unsere Augen von uns wegwenden, weg von dem, was wir haben, fühlen und sind, und sie auf das richten, was Gott über unsere Seligkeit beschlossen und offenbart hat. Du hast zu glauben dich bemüht und hast Gott um Gnade angerufen, hast aber noch nie Glauben oder Frieden empfangen, und wunderst dich nun darüber, was daran wohl die Ursache sein mag. Wundere dich nicht! Du hast vielleicht noch nie gewußt, erforscht oder bedacht, was in dem großen Rat beschlossen wurde, den Gott im Himmel über die Sache der Menschen hielt, ehe der Welt Grund gelegt war. Du hast vielleicht nie gewußt oder bedacht, welchen Bund Gott dazumal mit Seinem Sohn schloß und welches Testament Er für den Menschen machte. Wie notwendig ist es, dies recht kennenzulernen und sich in Zukunft allein danach zu richten, allein darauf zu bauen! Dann nämlich stehe ich auf einem festen Grund, einem im Leben und im Tode bestehenden Grund, denn es ist ein ewiger Grund. Er wurde tiefer und früher als die Grundfesten der Erde gelegt.

Gott hat uns in Ihm (Christus) erwählt, ehe der Grund der Erde gelegt war. Er besteht auch länger als der Grund der Erde. Denn „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber Meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund Meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer“.

Ja, außer mir, in Christo, ist meine Seligkeit, Mein Trost und meine Ruhe in Zeit und Ewigkeit. Dem Herrn sei dafür Lob und Preis und Ehre!

(Carl Olof Rosenius)

Eingestellt am 19. März 2023