Der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe das Übel. Ich bin der HERR, der solches alles tut. (Jesaja 45, 7)
Daß gute und böse Zeiten, Tage und Jahre auf Erden miteinander abwechseln, ist bekannt. Auch der heutige Tag ist ohne Zweifel für Viele ein Tag des Friedens oder der ruhigen Wohlfahrt, für Viele aber eine Zeitfrist, da ihnen Übles widerfährt. Man darf einem Christen nicht zumuten, daß er den Frieden und das Uebel für gleichgültig halte, und gegen beide unempfindlich sei: denn Abraham machte selber zwischen den Schicksalen des reichen Mannes und des armen Lazarus einen Unterschied, daß er sagte: Jener habe sein Gutes in seinem Leben empfangen, Lazarus hingegen habe Böses empfangen. Wenn das Böse dem Guten und das Übel dem Frieden entgegengesetzt wird, so ist damit nicht von der Plage, die ein jeder Tag hat, oder von der Unvollkommenheit der menschlichen Glückseligkeit die Rede: sondern das Übel ist eine empfindliche Not, ein wehtuender Jammer, ein überwiegender Schmerz; der Friede aber eine ruhige Wohlfahrt, bei welcher der Mensch ungeachtet aller Unvollkommenheit derselben vergnügt ist, und sich gute Tage zu haben dünkt. Es liegt aber sehr viel daran, daß man weder den Frieden, oder die ruhige Wohlfahrt, noch das Übel, oder die empfindliche Not, als ein Schicksal, das ungefähr entstünde, oder auch nur als ein Gemächt der Menschen ansehe: denn Gott sagt selber, daß Er Frieden gebe, und das Übel schaffe, und setzt hinzu: Ich bin der HErr, der solches Alles tut.
Die Menschen sind zwar auch sehr tätig, und arbeiten darauf los, daß sie Frieden geben, und das Übel schaffen. Wer zur Zeit des Jeremias lebte, konnte denken, der König Nebukadnezar sei allein derjenige, der alles Übel über Jerusalem und Juda bringe, und wer zur Zeit Serubabels lebte, konnte dem Cores die Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft zuschreiben, ohne an Gott zu denken. Aber eben deswegen sagte Er durch den Jesajas sehr ernstlich: Ich bin der HErr, der solches Alles tut.
Er braucht freilich die Menschen als Knechte und Werkzeuge: aber Er ist’s auch, der ihren Geist erweckt, und ihnen hingegen den Mut nimmt, wenn Er will. Er gibt ihnen Gesundheit und Kräfte, etwas auszurichten, und nimmt, wenn Er will, ihren Odem weg, da dann alle ihre Anschläge verloren sind. Er schickt auch sehr viele andere Zufälle, die gar nicht in ihrer Macht stehen, welche aber sehr viel austragen, und ihr Vornehmen entweder hindern oder fördern. Leute, welche den größten Welthändeln und wichtigsten Taten großer Helden weislich zugesehen haben, können bezeugen, daß dieses wahr sei.
Ich will Gott bitten: Erhebe Dein Angesicht über mich, und gib mir Frieden; auch will ich bitten, daß Er mit dem Übel schaffe, daß mich’s nicht bekümmere (1. Chron. 4, 10). Ich will mich nicht weigern, Böses in diesem Leben zu empfangen, wie Lazarus, wenn es mich nur nicht bis zum Unglauben bekümmert, und von Gott, der ewigen Liebe, scheidet. Aber mitten unter diesem Bösen oder unter dieser Drangsal kann ich in Jesu Frieden haben, und die Verheißung genießen: daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Es ist also nicht nötig, daß das Herz bald trotzig und bald verzagt sei, sondern es kann und soll fest sein durch Gnade, und durch die Kraft des Evangelii bei allen Abwechslungen des Schicksals in einem gleichen Sinn das Ziel der ewigen Ruhe erreichen.
Mel.: „Valet will ich dir geben„
1) Wer kann Dein Tun begreifen,
Herr, Du bist schrecklich groß!
Wenn Menschen Sünden häufen,
Ziehst Du Dein Schlachtschwert los;
Du richtest ein Zerstören
Auf Deiner Erden an,
Du bist’s auch, der ihm wehren
Und Kriegen steuern kann.
2) Wenn Menschen Trotz Dir bieten,
So legst Du Ehre ein,
Und wenn sie noch mehr wüten,
Wirst du gerüstet sein.
Seid stille und erkennet:
Er sei der starke Gott;
Sein Eifer, wenn er brennet,
Macht alle Macht zu Spott.
3) Die Kirche muß gewinnen,
Ihr Feinde, merkt es doch:
Denn Gott ist bei ihr drinnen,
Und darum bleibt sie noch.
Dem glaubigen Geschlechte
Hilft dieses Wort im Krieg:
Hie Schwert des Herrn!
Die Rechte des Herrn behält den Sieg.
Liedtext: Philipp Friedrich Hiller (1699-1769)
Melodie: 1614, Melchior Teschner (1584-1635)