Römer 8, 4 (Eichhorn)

„…auf daß die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.“
(Römer 8, 4)

Wir sprechen jetzt nicht vom Gehorsam als unserer Aufgabe, sondern vom Gehorsam, den Gottes Geist in uns bewirkt, also von der Gabe des Gehorsams. Wenn wir unsern Standpunkt in Jesus haben, dann stehen wir nicht mehr unter dem Gesetz, sondern im Gesetz. Es wird, wie der Apostel sagt, in uns erfüllt, ehe es noch von uns erfüllt wird. Denn durch den Geist Jesu wird Liebe zu Gott und den Menschen in unser Herz ausgegossen, und die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung.

Die Weissagung des Alten Testaments hat einen Neuen Bund in Aussicht gestellt, wo Gott sein Gesetz ins Herz der Bundesglieder schreiben will und in ihren Sinn geben wird. Das erfüllt sich an allen, die an Jesus glauben und seinen Geist haben. Der Wille Gottes wird ihr Wille. „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern“, heißt es nun (Psalm 40, 9). Zuvor steht der Mensch im Gegensatz zu Gott, im geheimen Widerspruch zu seinem Willen. –

Haben wir Geistesleben, dann können wir auch einen Geisteswandel führen. Viele wollen gottgefällig leben, ohne zuvor wiedergeboren zu sein. Das heißt: auf dem nackten Felsboden pflügen und ernten wollen. Wer noch fleischlich ist, ist auch fleischlich gesinnt, und wer geistlich ist, der ist geistlich gesinnt. Das Trachten beider ist so verschieden wie Himmel und Erde. Der fleischlich gesinnte Mensch möchte alles für sich haben und genießen. Der geistlich Gesinnte möchte andern etwas sein und ihnen dienen. Der eine will seinen Willen durchsetzen, der andere will sich von oben leiten lassen.

Nun müssen wir uns aber auch in unserem Tun und Lassen wirklich vom Geist Jesu regieren lassen. Unser natürliches Wesen setzt sich von selbst durch. Da bedarf es keines Kampfes, keiner Anstrengung, keiner Aufraffung. Anders ist es im geistlichen Leben. Hier müssen wir uns aufrichtig und entschlossen den heiligen Trieben des Geistes hingeben. Wir müssen uns immer wieder zum Glauben an Jesus durchkämpfen, denn soviel Glauben, soviel Geistesmacht. Jeder Glaubensblick auf den Herrn Jesus wird erwidert durch einen Geistesblick von oben, der uns neue Kraft gibt. Wie der Wasserstrom das Mühlrad in Bewegung setzt, wenn es ihm unterstellt wird, so müssen wir uns im Gehorsam dem Heiligen Geist unterstellen. Dann wird er die treibende Kraft in unserem Seelenleben.

(Pfr. Dr. Carl Eichhorn: Das Werk Gottes an der Seele. Tägliche Andachten. 2. Aufl., Gießen/Basel 1928)

O du Geist der Kraft und Stärke,
du gewisser, neuer Geist,
förd’re in uns deine Werke!
Wenn des Satans Macht sich weist,
schenk‘ uns Waffen in dem Krieg
und erhalt‘ in uns den Sieg!

Liedvers: Heinrich Held „Komm, o komm, du Geist des Lebens“


Eingestellt am 15. August 2020 – Letzte Überarbeitung am 17. Februar 2024