Die Bibel, das Wort Gottes (Emil Dönges)

„Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Zerteilung [Scheidung] der Seele und des Geistes… und ist ein Richter [Beurteiler] der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Dessen, mit dem wir es zu tun haben“. (Hebr. 4, 12. 13)

Es ist ein wunderbares Buch, die Bibel. Sie wendet sich an das Herz und Gewissen des Menschen mit einer Erweisung von Geist und Leben, Ernst und Kraft, wie ein bloß menschliches Buch solches nie zu tun vermöchte. Der Mensch muß notgedrungen die göttliche Macht anerkennen, die die Heilige Schrift offenbart. Sie durchleuchtet ihn besser als das Licht der Röntgen- oder Radiumstrahlen seinen Körper und stellt ihm sein Innerstes vors Angesicht. Was in ihm dunkel und verborgen war, das macht sie ihm offenbar. ─

Auch wäre der Mensch trotz seiner Vernunft, deren er sich so gern rühmt, sich selbst ohne die Bibel ein unenthülltes Rätsel geblieben. Was wüßte der Mensch über seine Herkunft oder seine Zukunft? Was über Gott, wenn es ihm die Heilige Schrift nicht gesagt hätte? „Die Welt hat durch ihre eigene Weisheit Gott nicht erkannt“ (1. Kor 1, 21). Dafür ist auch die bekannte Anschrift auf dem Altar zu Athen „dem unbekannten Gott!“ ein klares, beredtes Zeugnis, und doch war Athen der Sitz der höchsten Weisheit und Bildung.

Ja, wir bedurften einer Offenbarung von Seiten Gottes in unserer inneren und äußeren Verfinsterung; und Gott hat sie uns gegeben. Wir haben Sein Wort, die Heilige Schrift.

Sie ist ein helles Licht und durchdringt, wenn wir ihr nur Einlaß bei uns gestatten, die innersten Falten unserer Herzen. So sagt sie von sich selbst: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Zerteilung von Seele und des Geistes und ist ein Richter [Beurteiler] der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“.

Aber ein solcher „Richter“ oder „Beurteiler“ ist dem menschlichen Herzen keineswegs angenehm: denn die Gesinnung des Herzens ist böse; und aus demselben kommen „arge Gedanken“. Daher die Feindschaft wider Gottes Wort. Der Mensch liebt die Finsternis mehr als das Licht, denn seine Werke (nicht also nur seine „Gesinnung“ und „Gedanken“) sind böse.

So ist denn die Bibel das meist bekämpfte Buch der Welt, ja, das einzige Buch, gegen welches der Mensch seit Jahrtausenden unausgesetzt seine fruchtlosen Angriffe richtet. Andere Schriften und Bücher mögen auch angegriffen werden, aber diese Kämpfe legen sich früher oder später.

Nicht so ist es mit der Bibel; denn sie gibt ihre Rechte und Forderungen nicht auf; sie macht heute nicht weniger, als vor Jahrtausenden ihre Autorität geltend und richtet sich in unseren Tagen des vielgepriesenen Fortschrittes ebenso bestimmt an Herz und Gewissen des Menschen wie im grauen Altertum. Sie hat nichts, gar nichts eingebüßt an ihrer Kraft und Klarheit, durchdringenden Schärfe und Lichtstärke. Das fühlt der Mensch, und so will er das Licht, das ihn bestrahlt und offenbar macht, bei Seite räumen. Durch die Macht Gottes aber, dessen Wort und Stimme sie ist, hat die Bibel alle Feindschaft der Menschen überlebt und wird sie auch ferner überleben samt ihren Angriffen. „Das Wort des Herrn bleibt ewig“.

Es wird noch in seiner ganzen Machtvollkommenheit bestehen, wenn der letzte seiner stolzen Verächter und Feinde diesen Schauplatz der Auflehnung gegen Gott verlassen hat, um in der Ewigkeit in Schmach und Schmerz zu erkennen, wie töricht und schrecklich es war, wider die Heilige Schrift gestritten zu haben; denn damit stritt er wider Gott selbst, der sie uns gegeben hat. „Gottes Wort wird nicht vergehen“.

Welch ein Schrecken und Gericht muß es aber sein, einmal in das volle Licht des Wortes Gottes gestellt zu werden, dessen Strahlen man hier scheute und haßte! Ja, jetzt muß sich das Wort Gottes Spott und Feindschaft gefallen lassen; man verachtet und verdreht es. Aber einmal kommt Jesus Christus, der selbst und persönlich „das Wort Gottes“ ist, als Richter hernieder. Und dem scharfen zweischneidigen Schwerte Seines Mundes und der verzehrenden Glut seiner Majestät kann der Spötter und Gleichgültige nicht entgehen. Heute, am Tage des Heils, hat dieser keine Lust oder keine Zeit, Gottes Wort zu hören, er weist es ab in jeder Form und Gestalt. Er will es nicht lesen und hören, sondern ungestört die breite Straße der Sünde und Lust und Ehre der Welt weiterziehen. Dann aber am Tage des Gerichts, wird er Jesum, das Wort Gottes, schauen und in seinem Lichte sich nackt und bloß sehen, unrein und verloren. Dann wird das Wort Gottes ihn richten, ohne jede Gnade. Ja, welch ein Schrecken und welch ein Gericht wird es sein!

Dann muß der Mensch, der durch Gottes Wort nicht innerlich erneuert worden war, erfahren, daß dasselbe nicht eines Menschen Wort war, daß der Herr des Himmels und der Erde, der Richter aller, das ewige Wort Gottes ist: „Und kein Geschöpf ist vor Ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Dessen, mit dem wir es zu tun haben“ (Hebr. 4, 12-13).

Teurer Leser, du hast Gottes Wort in deinem Hause, oder du kannst es doch allerwärts bekommen; nimm’s zur Hand; höre es, lies es und nimm es zu Herzen! Es zeigt dir jetzt, am Tag des Heils, wer du bist in deiner Armut, Schwachheit und Schuld; aber es zeigt dir auch, wer Gott ist: Licht und Liebe. Es sagt dir die Wahrheit über einen Gott der Liebe, der nicht den Tod des Sünders will; der „also die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß ein jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“. Und dasselbe Wort, das wir durch den Glauben an Jesum Leben, Heil und Frieden schenken wird, wird dir eine Quelle des Trostes und der Kraft und Weisheit Gottes werden auf dem Lebenspfade, bis du hingelangst zum seligen Schauen. Ja, „glückselig sind die, die Gottes Wort hören und bewahren!“

Die Bibel oder die Heilige Schrift

Dieses Buch zeigt uns den Willen Gottes, den Zustand des Menschen, den Weg des Heils, das Gericht des Sünders, die Glückseligkeit des Gläubigen. Seine Lehren sind heilig, seine Vorschriften bindend, seine Geschichten wahr, seine Aussprüche unwandelbar und ewig. Lies es, um errettet zu werden; befolge es, um glücklich zu sein, heilig und gerecht!

Es enthält Licht, um dich zu führen, Speise um dich zu nähren, Trost um dich zu stärken und zu erquicken. Es ist des Wanderers Reisekarte, des Pilgers Stab, des Seefahrers Kompaß, des Kriegers Schwert, des Christen Urkunde.

Hier öffnet sich der Himmel, und der Höllen Pforten tun sich auf. Sein Hauptgegenstand ist Christus; unser Glück und Heil sein Zweck, Gottes Ruhm und Herrlichkeit sein Ziel. Es sollte unser Gedächtnis füllen, unser Herz regieren, unsere Füße und Schritte leiten. Lies es langsam täglich unter Gebet. Es ist eine Grube voll Gold, ein Paradies der Herrlichkeit, ein Strom des Segens und der Wonne. Im Leben ward es uns gegeben, für die Ewigkeit ist es bestimmt, dort ist es bestätigt und wird droben auf immer in Erinnerung bleiben. Es stellt uns unter die größte Verantwortung, belohnt die ihm dargebrachte Treue aufs reichste und richtet einst alle für ewig, die es gering geachtet haben oder verwarfen.

Woher stammt die Bibel?

Ein ernster Gelehrter legte sich diese Frage vor und sagte sich: „Nur vier Fälle sind möglich. Entweder ist sie von guten Menschen oder von bösen Menschen ersonnen, oder sie hat direkt Gott oder den Teufel zum Urheber“.

„Gute Menschen können die Bibel nicht erfunden und ersonnen haben. Denn gute Menschen lügen nicht: und die würden gelogen haben, wenn sie dieselbe aus sich geschrieben hätten und hätten doch dabei wohl tausend Mal gesagt: „Und Gott sprach“ ─ „Und der Herr redete“.

„Böse Menschen aber würden die Bibel nicht ersinnen und schreiben können, noch wollen. Denn sie sind unfähig, solch heilige Wahrheiten und Lehren zu ersinnen und aufzustellen; ja, sie hassen die Bibel, die ihr Dichten und Trachten, Tun und Treiben verurteilt und ihnen das ewige Gericht als ihr sicheres Teil verkündigt“.

„Noch weniger kann aus dem angegebenen Grunde ein böser Geist Urheber der Bibel sein, welche Gottes Heiligkeit und Majestät so wunderbar entfaltet“.

„So muß die Bibel also sein, was sie auch von sich behauptet: Gottes Wort“.

Diese richtige Erwägung führte den Mann zur Bekehrung.

Des Seemanns Bibel.

Vor einigen Jahren starb ein wackerer Seemann und hinterließ neben anderem Erbteil auch eine  B i b e l.  Dieselbe wurde von der Familie ganz besonders in Ehren gehalten. Was ihr aber einen so hohen Wert verlieh, das waren die einfachen und viel sagenden Worte, die der Besitzer vorn auf das weiße Blatt mit eigener Hand geschrieben hatte. Sie lauteten also:

„Diese Bibel erhielt ich von Herrn Reikes in Herford im Januar 1791 zur Belohnung. Sie ist während 53 Jahren, von denen ich 41 auf dem Meere zubrachte, meine stete Begleiterin gewesen. Während dieser Jahre war ich in 45 Seeschlachten und Gefechten, erhielt 13 Wunden, litt dreimal Schiffbruch, einmal verbrannte unser Schiff, zweimal schlug unser Boot um, ich hatte fünfzehnmal Fieber mancherlei Art und – immer war die Bibel mein Halt und mein Trost! Dies alles bezeuge ich mit meiner eigenen Handschrift.“

Wahrlich, eine vielgebrauchte Bibel! Und welch inhaltsreiche Geschichte erzählen diese schlichten Worte auf jenem weißen Blatte! Man hört da das Brausen des Sturmes, das Toben der Wellen, das Krachen des Schiffsbruchs, den Donner der Seeschlacht, das Stöhnen der Verwundeten, das Seufzen der Fieberkranken – und aus aller Angst und Gefahr kehren wir zurück zu diesem Buch und vernehmen: „Diese Bibel war mein Halt und mein Trost!“ Muß das nicht ein wunderbares Buch sein? Ob es wohl ein zweites gibt, das sich ihm an die Seite stellen ließe?

Nein, wahrlich nein; und „Himmel und Erde werden vergehen, aber Gottes Wort wird nicht vergehen“.

Teurer Leser, nimm es zu Herzen. Einmal, sei’s nun in dieser Zeit, sei es in der Ewigkeit, mußt du dich und dein Leben vor Gott sehen in seinem Lichte und dich verurteilen. Geschieht’s  j e t z t,  am Tage des Heils, so kannst du in Jesu Blut Vergebung und Rettung finden. Nach dem  T o d e  aber ist das Gericht!  O, so laß Gott heute noch in seinem Worte zu dir reden! ─

Verlag: Geschw. Dönges, Dillenburg
Druck von A. Richter, Dillenburg

Quelle: Traktat von Emil Dönges. Abrufbar im pdf-Format bei Martin Arhelger (martin-arhelger.de)

Eingestellt am 20. Februar 2023