Evangelisches Seminar Schöntal

Das Zisterzienserkloster Schöntal wurde im Jahre 1157 gegründet. Zwischen 1708 und 1736 wurde die Klosterkirche errichtet; 1802 wurde das Kloster säkularisiert. Ebenfalls 1802 kamen alle heutigen Ortsteile von Schöntal (außer Winzenhofen) zu Württemberg. Das ehemals kurmainzische Winzenhofen ging 1806 an das Großherzogtum Baden und gehörte ab 1939 zum Landkreis Buchen. Nach der Gründung des Königreichs Württemberg waren die württembergischen Ortsteile noch bis 1810 im Amt Schöntal zusammengefasst, wurden dann aber nach der Auflösung dieses Amtes auf verschiedene Ämter verteilt. Schöntal selbst kam zum Oberamt Künzelsau.

Von 1810 bis 1975 beherbergte Kloster Schöntal das Evangelisch-theologische Seminar, eine evangelische Klosterschule für bagabte Jungen aus Württemberg. Die Seminaristen wurden dort vier Jahre lang auf die Berufe eines evangelischen Pfarrers oder eines württembergischen Beamten vorbereitet. Der harte Alltag im Seminar verlangte den Jugendlichen Einiges ab. Der Tag begann mit einer Andacht und schloß auch mit einer solchen ab. Zum Frühstück gab es schwarze Brotsuppe, sonntags Milchsuppe. Morgens war ein intensiver Unterricht zu absolvieren, und es gab viele Hausaufgaben. Schwänzen wurde mit Strafdiensten geahndet. Der weitere Ausbildungsweg nach dem Seminar führte meist zum Studium ins Tübinger Evangelische Stift.

Herzog Christoph von Württemberg (1515-1568) hatte ursprünglich 13 Klosterschulen gegründet, die er in allen württembergischen Männerklöstern einrichtete, um männlichen Jugendlichen – und zwar unabhängig vom Stand und Vermögen der Familie – eine erstklassige Ausbildung zu ermöglichen, und auf diese Weise seinem zu der Zeit mit sonstigen Reichtümern nicht gesegneten Land eine Bildungselite, die so genannte Ehrbarkeit, zu verschaffen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Klosterschulen im Zuge der neuhumanistischen Reformen neu geordnet und unter dem Namen Seminare als humanistische Gymnasien eingerichtet. Von den alten Klosterschulen überdauerte diesen Prozeß nur die Schule in Maulbronn. Blaubeuren wurde zunächst geschlossen und 1817 wiedereröffnet. Neu hinzu kamen dann Schöntal (1810–1975) und Urach (1818–1977).

Quellen:

Seiten Kloster Schöntal“ (Wikipedia), „Evangelische Seminare Maulbronn und Blaubeuren“ (Wikipedia), zisterzienserkloster-schoental.de

Bildquellen:

Kloster Schöntal (Tor), p.schmelzle, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons;
Herzog Christoph von Württemberg: Kunsthistorisches Museum, Public domain, via Wikimedia Commons

Eingestellt am 7. Oktober 2023