Johann Heermann (1585-1647)

Johann Heermann, auch Johannes Heermann (* 11. Oktober 1585 in Raudten, Herzogtum Glogau, Schlesien; † 17. Februar 1647 in Lissa) war ein deutscher Kirchenliederdichter der Barockzeit.

Der Sohn eines Kürschners besuchte zunächst die Lateinschule in Fraustadt und 1602–1604 das Breslauer Elisabet-Gymnasium. Anschließend studierte er Theologie an der Universität Straßburg, und 1608 wurde er in Brieg zum poeta laureatus gekrönt. Ab 1611 hatte er das Pfarramt in Köben bei Glogau inne. Stadtbrand, Pest, Kriegsplünderungen, Familienleid, und die Gegenreformation prägten diese Zeit in Schlesien, so dass er schon 1638 sein Köbener Amt aufgeben mußte und sich nach Lissa zurückzog.

Als Liederdichter ist er von Martin Opitz und dessen Dichtungsreform beeinflußt. Sein Werk wirkt prägend für Andreas Gryphius, Paul Gerhardt und andere. Er dichtete etwa 400 Lieder. Heermann wird als „Sänger der Trübsal und des Kampfes, doch auch des ungebrochenen Glaubensmuts“ beschrieben.

Erste Veröffentlichungen finden sich in Devota musica cordis, Hauß- und Hertz-Musica; Choräle wie O Gott, du frommer Gott, Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen und O Jesu Christe, wahres Licht sind in die evangelischen wie auch katholischen Gesangbücher übergegangen und noch heute im Gebrauch. Von Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen existieren auch mehrere englische Übersetzungen, unter anderem von Catherine Winkworth aus dem Jahr 1863 unter dem Titel O dearest Jesus, what law hast thou broken? – Was willst du dich betrüben wurde 1724 Grundlage für Bachs Choralkantate Was willst du dich betrüben, BWV 107.

Außerdem erschienen von Heermann asketische Schriften, z. B. Heptalogus Christi (Berlin 1856) und die Lehrdichtungen: Praecepta moralia et sententiae und Exercitium pietatis (lat. u. dt., Breslau 1886), sowie die Gedichtsammlung Teutsche Poemata (1640).

In Bielefeld-Brackwede wurde das Seniorenheim Johann-Heermann-Haus (fertiggestellt 1968) nach ihm benannt.

Quelle: Seite „Johann Heermann (Kirchenlieddichter)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. September 2019, 14:56 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johann_Heermann_(Kirchenlieddichter)&oldid=192225369 (Abgerufen: 12. März 2020, 22:39 UTC)
Bild: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon

Verweise:

Eintrag »Johann Heermann«, in: Die bedeutendsten Kanzelredner der lutherschen Kirche des Reformationszeitalters, in Biographien und einer Auswahl ihrer Predigten dargestellt von Wilhelm Beste, Doctor der Theologie, Ritter vom Orden Heinrichs des Löwen I. Classe, General- und Superintendent in Braunschweig. III. Band: Die lutherschen Kanzelredner des XVII. Jahrhunderts von Arndt bis Spener.
Dresden, Verlag von A. Dieckmann. 1886. [S. 141-147; Digitalisat]

Rudolf Irmler: Johann Heermann – Der schlesische Hiob (Band 136 der Sammlung Zeugen des gegenwärtigen Gottes): (Download des Buches als pdf von sermon-online.de). Aus diesem Buch stammt der nachfolgende Klappentext, der Auszug aus dem Vorwort und die abschließenden Verse.

Das Leben des schlesischen Pfarrers und Kirchenliederdichters ist von viel Leid ge­zeichnet. Schon als Kind ist er zart und anfällig, aber von reichen Geistesgaben und von den Eltern von vornherein für den geistlichen Stand bestimmt. Bereits in jungen Jahren erwacht seine dichterische Begabung, die er ganz in den Dienst seines himmlischen Herrn stellt. In der nieder­schlesischen Gemeinde Köben darf er 28 Jahre als Pfarrer wirken, eine lange Zeit, in der er im Tiegel des Leidens aus­reift zum „schlesischen Hiob“. Im Jahre 1617 – nach nur fünfjähriger glücklicher Ehe – muß er seine Gattin zu Grabe tragen. 1618 beginnt der Dreißigjährige Krieg, der gerade auch in Schlesien mit all seinen Schrecken sich austobt. Dazu kommt persönliche Krankheitsnot, ein all­mähliches Versagen seiner Stimme, das schließlich eine weitere Ausübung des ge­liebten Predigtamtes unmöglich macht. Aber gerade in diesen schweren Jahren fließt um so reicher der Quell seiner Lieder, die in mancherlei Sammlungen auch ge­druckt werden. Eine ganze Anzahl von ihnen wird immer zu den unverlierbaren Schätzen des evangelischen Kirchenliedes gehören. 1647, nach schweren Jahren des Siechtums, ruft Gott den „schlesischen Hiob“ heim ins ewige Vaterhaus.

Die Zeit der Not ist noch nicht zu Ende. Neue Gefahren umlauern uns. So wird es bleiben bis ans Ende der Welt. Johann Heermann ist mit seinem Beispiel und seinem Lied auch weiter unter uns zur Stärkung und Aufrichtung unserer schwachen Herzen. Nimm in einer Stunde, wenn es dir schwer ums Herz ist, dein Gesangbuch, in dem jetzt elf Heermann-Lieder stehen, und lies einige Verse des schlesischen Hiob! Du wirst merken: hier steht ein ganzer Christ mit seinem Bekennen, seinem Glauben und seiner Liebe zu dem, der Himmel und Erde geschaffen hat und doch nicht zu groß ist, um sich in seiner Barmherzigkeit in der Menschwerdung Christi zu uns zu neigen, unser Bruder zu werden und uns sein Herz zu öffnen. Um dieses gnadenvolle Wunder geht es bei Johann Heermann. Davon singt er.

(Rudolf Irmler)

O Jesu Christe, wahres Licht,
erleuchte, die dich kennen nicht,
und bringe sie zu deiner Herd‘,
daß ihre Seel‘ auch selig werd‘!

Erfülle mit dem Gnadenschein,
die in Irrtum verführet sein,
auch die, so heimlich ficht noch an
in ihrem Sinn ein falscher Wahn!

Und was sich sonst verlaufen hat
von dir, das suche du mit Gnad‘,
und ihr verwund’t Gewissen heil,
laß sie am Himmel haben teil!

Den Tauben öffne das Gehör,
die Stummen richtig reden lehr,
die nicht bekennen wollen frei,
was ihres Herzens Glaube sei!

Lieder von Johann Heermann

Ach traure nicht, du frommer Christ

Gott Lob, die Stund‘ ist kommen

Herr, unser Gott, laß nicht zu Schanden werden

Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen (EG 81)

Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen (Ev.-luth. Gesangbuch)

O God Thou Faithful God

O Gott, du frommer Gott (EG 495)

O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72)

So wahr ich lebe, spricht dein Gott (EG 169)

Zion klagt mit Angst und Schmerzen


Eingestellt am 13. März 2020 – Letzte Änderung am 18. März 2024