Carl Gustav Jung (1875-1961)

Carl Gustav Jung (* 26. Juli 1875 in Kesswil, Schweiz; † 6. Juni 1961 in Küsnacht/Kanton Zürich), meist kurz C. G. Jung genannt, war ein Schweizer Psychiater und der Begründer der analytischen Psychologie.

Carl Gustav Jung wurde als zweiter Sohn des reformierten Pfarrers Johann Paul Achilles Jung (1842–1896) und seiner Frau Emilie (1848–1923), Tochter des Basler Antistes Samuel Preiswerk in Kesswil, Kanton Thurgau, geboren.

1928 lernte Jung durch den befreundeten Sinologen Richard Wilhelm die taoistische Alchemie kennen, und schrieb 1929 eine psychologische Einführung zu Wilhelms Werk über dieses Thema. Dies regte Jung an, sich auch mit der abendländischen Alchemie zu beschäftigen. Jung entdeckte, daß seine Träume und die seiner Patienten Parallelmotive zur Alchemie enthielten, und fühlte sich von seinen Träumen gedrängt, sich tiefer mit alchemistischen Schriften zu befassen.

Seine Doktorarbeit schrieb Jung über spiritistische Experimente, die er mit seiner Cousine Helene „Helly“ Preiswerk (Bild links) durchführte. Die Arbeit („Zur Psychologie und Pathologie sogenannter occulter Phänomene“, 1902) entstand aus seinen Beobachtungen des Phänomens der gespaltenen Persönlichkeit, die er in diesem Rahmen gemacht hatte. Er beschäftigte sich intensiv mit Parapsychologie, Okkultismus und den Ritualen der verschiedenen Religionen. Ebenfalls über Jahrzehnte beschäftigte sich C. G. Jung nach eigener Aussage mit der Astrologie. Zu seinen Lehren von dem „kollektiven Unbewußten“ und den „Archetypen“ gelangte er durch Träume, in denen ihm Ahnen- und Totengeister erschienen. (Quellen: Handbuch Orientierung; dt. Wikipedia)

Carl Gustav Jung war der Begründer der ideologisch sehr einflussreichen Tiefenpsychologie oder analytischen Psychologie. Im Jahr 1910 war Jung zum Präsidenten der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung gewählt worden. Mit dem Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, mit dem Jung 1906 in einen Briefwechsel eingetreten war, kam es im Zeitraum 1913/1914 zum Bruch.

Einige bekanntere Psychotherapeuten haben eine eigenständige Neuformung der Analytischen Psychologie vorgenommen. Zu ihnen zählen:

Karlfried Graf Dürckheim: Mit seiner initiatischen Therapie erweiterte er Jungs analytische Psychologie um Aspekte der Gestaltpsychologie und Körperpsychotherapie. Dürckheim gilt neben C. G. Jung ebenfalls als Klassiker der Transpersonalen Psychologie.

Paul Watzlawick: Einer der bekanntesten Vertreter der systemischen Psychologie. Watzlawick wurde am C. G.-Jung-Institut in Zürich als Psychotherapeut ausgebildet (nach Wikipedia)

Jungs Forschungen behaupten das Konzept eines unpersönlichen oder „kollektiven Unbewussten“ (eine Art Bibliothek, die alles enthält, was jemals bekannt war, vgl. die Akasha-Chronik von R. Steiner), das im Unbewussten eines jeden Menschen vorhanden sein soll. Die Inspiration dazu erhielt Jung durch den Kontakt mit der Geisterwelt (Spiritismus). Jung behauptete, daß sein Geistführer Philemon eine Informationsquelle war, die ihm entscheidende Einsichten verschaffte. Jung stellte diese okkulten Phänomene und mystischen Erfahrungen auf eine „wissenschaftliche“ Grundlage. Jung beschäftigte sich intensiv mit dem Okkulten und schrieb seine Doktorarbeit über Parapsychologie. Er interessierte sich auch für die katholische Mystik und hielt Seminare über die Lehren des Ignatius von Loyola.

(Quelle: Carl Jung: Psychologist or Sorceror?, by Marsha West).

Bemerkenswert ist auch der Zusammenhang von Jungs Lehren und Praktiken mit den Inhalten eines zur damaligen Zeit weitbekannten Buches von Justinus Kerner:

Friederike Hauffe (1801-1829), die „Seherin von Prevorst“, bekannt geworden durch das gleichnamige Buch des württembergischen Arztes und Dichters Justinus Kerner, war die  bekannteste Somnambule des 19. Jahrhunderts… […] …Friederike Hauffe, das wird sich zeigen, war in jedem Fall das Leitmedium bei der Geburt der Tiefenpsychologie aus der Geisterbeschwörung. Die Lektüre von Kerners Bericht sollte in Leben und Werk von Carl Gustav Jung eine zentrale Rolle spielen.“

Das Buch über die „Seherin von Prevorst“ hatte Jung seiner Cousine Helly Preiswerk lange vor Beginn der Untersuchungen geschenkt.

Quelle: Brumlik, Micha, C.G. Jung zur Einführung

Beurteilung aus biblischer Sicht

Carl Gustav Jung hat den stellvertretenden Kreuzestod Christi und damit die biblische Botschaft von der Erlösung nicht anerkannt.

Jung schrieb:

„Anstatt daß wir uns selber, d.h. unser Kreuz selber tragen, beladen wir Christus mit unseren ungelösten Konflikten… […] Das Kreuz Christi wurde von ihm selber getragen und war sein eigenes“ (Jaffé A. und Adler, G., Hrsg., Jung-Briefe, 13d, II, 290)

Allerdings erkannte Jung, daß die christliche Glaubenslehre den Anspruch erhebt, die Wahrheit zu vertreten (denn die Offenbarung Gottes in Jesus Christus ist nach biblischem Zeugnis exklusiv, also mit Ausschließlichkeitsanspruch):

„Das Christentum gab eine bestimmte Richtung unter Ausschließung aller anderen möglichen Richtungen.“  (Jung, Gesammelte Werke, Band 6)

Jung glaubte im Gegensatz dazu, Gottes Wort sei keine objektive Wahrheit, ja, es gebe überhaupt keine objektive Wahrheit:

„Wer in der Welt von heute noch von absoluter und einziger Wahrheit redet, der spricht einen obsoleten Dialekt, aber keinesfalls die Sprache der Menschheit“  (Jung, C.G., Warum adoptiere ich nicht die katholische Wahrheit?, GW XVIII,II, 692)

Die Heilige Schrift war für ihn nicht Gottes Wort, sondern er reduzierte es zu einer bloß menschlichen Aussage:

„Ich bin allerdings der Auffassung, daß die Bibel von Menschen verfaßt wurde und deshalb ‚mythologisch‘, d.h. anthropomorph [d.h. menschengestaltig] ist“  (Jaffé A. und Adler, G., Hrsg., Jung-Briefe, 13d, II, 289)

In „Septem Sermones ad mortuos“ (Sermo 2, 1916) spricht Jung von einer gnostischen Gottheit, die Abraxas heißt:

„Gott über Gott… ein Gott, von dem Ihr nicht wusstet, denn die Menschen vergaßen ihn. Wir nennen ihn mit seinem Namen Abraxas. Er ist noch unbestimmter als Gott und Teufel.“

Umso erstaunlicher und problematischer ist es daher, daß die Tiefenpsychologie heute auf breiter Front als Methode in die christliche Seelsorge – auch in früher klarstehend bibeltreuen Einrichtungen – eingedrungen ist.

“Denn viele leben so, daß ich auch oft von ihnen gesagt habe, nun aber sage ich’s auch unter Tränen; sie sind die Feinde des Kreuzes Christi.“ (Philipper 3, 18)

„Sehet zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen, und nicht nach Christo.“ (Kolosser 2, 8)

In Bibel und Gemeinde 3/92, S. 178 berichtet Johannes Lange über C.G. Jung:

„Er beschäftigte sich sein ganzes Leben lang mit Parapsychologie und Okkultismus. Jung schreibt: »So seltsam und zweifelhaft sie mir auch vorkamen, waren die Beobachtungen der Spiritisten für mich doch die ersten Berichte über objektive psychische Phänomene […] Ich las sozusagen die ganze mir damals erreichbare Literatur über Spiritismus…«

Später schrieb er dann seine Dissertation über die von ihm selbst durchgeführten spiritistischen Experimente mit seiner Kusine.

Er schreibt weiter: »Alle meine Schriften sind sozusagen Aufträge von innen her, sie entstanden unter einem schicksalhaften Zwang. Was ich schrieb, hat mich von innen überfallen. Den Geist, der mich bewegte, ließ ich zu Worte kommen.« … »Es war ein Dämon in mir, und der war in letzter Linie ausschlaggebend« … »Im Jahre 1916 verspürte ich einen Drang zur Gestaltung: Ich wurde sozusagen von innen her gezwungen … So kamen die ›Septem Sermones ad Mortuos‹ [„Sieben Reden an die Toten“, Anm. d. Verf.] zustande. Es begann damit, dass eine Unruhe in mir war … Es war eine seltsam geladene Atmosphäre um mich herum, und ich hatte das Gefühl, als sei die Luft erfüllt von gespenstischen Entitäten [= Wesenheiten, Anm. d. Verf.]. Dann fing es an, im Haus zu spuken. Die Luft war dick, sage ich Ihnen! Da wusste ich: Jetzt muss etwas geschehen. Das ganze Haus war angefüllt wie von einer Volksmenge, dicht voll von Geistern … Dann fing es an, aus mir herauszufließen, und in drei Abenden war die Sache geschrieben … So bildeten die ›Septem Sermones‹ eine Art Vorspiel zu dem, was ich der Welt über das Unbewusste mitzuteilen hatte: eine Art von Ordnungsschema und Deutung der allgemeinen Inhalte des Unbewussten.«

Die Lehre Jungs über das kollektive Unbewusste und die Archetypen entstammt also okkulter Inspiration!“ (vgl. 1. Tim. 4, 1)

Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und Lehren von Dämonen anhängen.  (1. Tim. 4, 1)

Wer ist ein Lügner, wenn nicht, der da leugnet, daß Jesus der Christus sei? Das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet. (1. Joh. 2, 23)

Literatur

Zur Psychologie und Pathologie sogenannter occulter Phänomene: eine psychiatrische Studie von Dr. med. C. G. Jung, I. Assistenzarzt der psychiatrischen Universitätsklinik in Zürich. Leipzig, Druck und Verlag von Oswald Mutze, 1902.
Source: Wellcome Collection. Downloadbar im PDF-Format. Public Domain Mark (Liz.: PDM 1.0).

Wehr, Gerhard: Carl Gustav Jung – Leben, Werk, Wirkung (Kösel-Verlag GmbH & Co., München 1985 [ISBN 3-466-34112-4]

Kritische Literatur

Eine kritische Beurteilung des Jungianismus aus biblischer Sicht findet man im Handbuch Orientierung – Artikel Tiefenpsychologie (Jungianismus).

Deppe, Werner und Monika: Auswege oder Wege ins Aus? – Weltreligionen, Esoterik, Sekten, S. 190 (clv 2002, Download  als pdf)

Nannen, Els: C. G. Jung – der getriebene Visionär
(CLV, Bielefeld 2003, Download als pdf)

Nicht nur die Tiefenpsychologie und die Psychoanalyse, auch die Theologie und – seit neuester Zeit – die New-Age-Bewegung wurden nachhaltig von C.G. Jung beeinflusst. Aus seinen rein subjektiven Erlebnissen und Erfahrungen leitete er allgemeingültige Verhaltensnormen ab und entwickelte seine »Therapien«. Es wird aber offenbar, daß Jungs Psychologie eine Heilslehre und seine Psychotherapie ein Heilsweg ist. Manche versuchen, Gottes Wort damit zu erklären oder zu ergänzen, anderen geht es vor allem um »eine Reise nach innen« in Jung’schem Sinn. Doch für Jung lag das Heil in der »Kollektivseele«, die ihm »Dämon« oder »Gott« bedeutete, was für ihn Synonyme waren.

Charet, F. X.: Spiritualism and the Foundations of C. G. Jung’s Psychology. State University of New York Press, Albany 1993. Eingeschränkte Ansicht in der Google Buchsuche

Zitat aus diesem Buch (p. 37) im Hinblick auf die ablehnende Haltung der Spiritualisten zu verschiedenen christlichen Lehraussagen:

„Im Allgemeinen hatten die Spiritualisten eine Abneigung gegen die christliche Orthodoxie mit ihrem Beharren auf der Sichtweise der Gottheit als Dreifaltigkeit, der calvinistischen Prädestinationslehre, der stellvertretenden Sühne durch den Kreuzestod Jesu, dem Endgericht und insbesondere dem Glauben an eine ewige Hölle. Der Himmel, so die Spiritualisten, sei nur eine Fortsetzung des gegenwärtigen Lebens, und Jesus Christus sei in Wirklichkeit ein höher entwickeltes Wesen, das in eine fortgeschrittene Stufe aufgestiegen sei.“

Shamdasani, Shonu (University College, London): ‘S. W.’ and C. G. Jung: mediumship, psychiatry and serial exemplarity. History of Psychiatry, 26 (3), pp. 288-302. Englischsprachiger Artikel, downloadbar im PDF-Format bei discovery.ucl.ac.uk

Zumstein-Preiswerk, Stefanie: C. G. Jungs Medium: die Geschichte der Helly Preiswerk.
Band 2209 von Kindler Taschenbücher. Verlag: Kindler, 1975 (ISBN-10: 3463006170, ISBN-13: 9783463006178)

Zumstein-Preiswerk, Stefanie: Materialien zu „C. G. Jungs Medium: die Geschichte der Helly Preiswerk“ (München, 1975). Handschriften und Autographen der ETH-Bibliothek 144 / Wissenschaftshistorische Sammlungen der ETH-Bibliothek, Zürich 1991 – Ansicht/Download (pdf) zum nichtkommerziellen Gebrauch bei ETH Zürich (InC-NC/1.0)

Bildnachweise:

Portraitbild Carl Gustav Jung: Unknown, upload by Adrian Michael, Public domain, via Wikimedia Commons
Portraitbild Hélène Preiswerk: Unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

Erstellt am 10. März 2019 – Letzte Überarbeitung am 24. August 2024

Quelle: © Netzwerk Esoterik-Ausstieg 2019-2024