Achtzehnte Bibelstunde
Die 144000 auf Zion
1 Und ich sah das Lamm stehen auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihre Stirn. (Offenbarung 3, 12) (Offenbarung 7, 4)
2 Und ich hörte eine Stimme vom Himmel wie eines großen Wassers und wie eine Stimme eines großen Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen. (Offenbarung 1, 15)
3 Und sie sangen ein neues Lied vor dem Stuhl und vor den vier Tieren und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen denn die hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde.
4 Diese sind’s, die mit Weibern nicht befleckt sind, denn sie sind Jungfrauen- und folgen dem Lamme nach, wo es hingeht. Diese sind erkauft aus den Menschen zu Erstlingen Gott und dem Lamm; (1. Korinther 7, 1) (1. Korinther 7, 8)
5 und in ihrem Munde ist kein Falsch gefunden; denn sie sind unsträflich vor dem Stuhl Gottes.
6 Und ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern,
7 und sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre; denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und Wasserbrunnen.
8 Und ein anderer Engel folgte nach, der sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt; denn sie hat mit dem Wein der Hurerei getränkt alle Heiden. (Jesaja 21, 9) (Jeremia 25, 15-16) (Jeremia 51, 7) (Offenbarung 18, 1)
9 Und der dritte Engel folgte diesem nach und sprach mit großer Stimme: So jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt sein Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand, (Offenbarung 13, 12)
10 der wird vom Wein des Zorns Gottes trinken, der lauter eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch, und wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm; (Psalm 75, 9)
11 und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier haben angebetet und sein Bild, und so jemand hat das Malzeichen seines Namens angenommen.
12 Hier ist Geduld der Heiligen; hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesum. (Offenbarung 13, 10)
13 Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem HERRN sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach. (Jesaja 57, 2) (Philipper 1, 23) (Hebräer 4, 10)
14 Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke. Und auf der Wolke saß einer, der gleich war eines Menschen Sohn; der hatte eine goldene Krone auf seinem Haupt und in seiner Hand eine scharfe Sichel. (Markus 13, 26)
15 Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel und schrie mit großer Stimme zu dem, der auf der Wolke saß: Schlag an mit deiner Sichel und ernte; denn die Zeit zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist dürr geworden! (Matthäus 13, 39) (Joel 4, 13)
16 Und der auf der Wolke saß, schlug mit seiner Sichel an die Erde, und die Erde ward geerntet.
17 Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel, der hatte eine scharfe Hippe.
18 Und ein anderer Engel ging aus vom Altar, der hatte Macht über das Feuer und rief mit großem Geschrei zu dem, der die scharfe Hippe hatte, und sprach: Schlag an mit deiner scharfen Hippe und schneide die Trauben vom Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind reif!
19 Und der Engel schlug an mit seiner Hippe an die Erde und schnitt die Trauben der Erde und warf sie in die große Kelter des Zorns Gottes. 20 Und die Kelter ward draußen vor der Stadt getreten; und das Blut ging von der Kelter bis an die Zäume der Pferde durch tausend sechshundert Feld Wegs. (Jesaja 63, 3)
Die 144 000 auf Zion.
_ 1. Das Wüten des Antichrists und seines Propheten und die von ihnen beherrschte und verführte Menschenwelt stand in Kap. 13 vor dem Auge des Sehers. Nun wird ihm ein neues, durchaus anderes Bild gezeigt. Er sieht die Gottesgemeinde versammelt um ihren Christus. Weit und breit ist auf Erden keine Stätte mehr, wo man die wollte leben lassen, die sich nicht dem Tier verschreiben. Aber e i n Friedensort ist geblieben und e i n Gottesvolk bleibt bewahrt. Schon im 7. Kapitel hat Johannes gehört, daß vor dem Einbruch der letzten Gerichtszeit ein christgläubiges Israel als Gottes Volk erwählt, gezählt, versiegelt und verwahrt bleiben soll auf Erden. Er hörte dort auch die Zahl: 144000. Was er dort hörte, das sieht er jetzt: 144000, eine kleine, aber wohlgezählte Herde, und das Lamm in ihrer Mitte, das Sorge tragen wird, daß ihrer keines verloren werde. Sie sind gesammelt „auf dem Berg Zion“. „Zion“ ist dort, wo der Erlöser Israels unter seinem Volke stehen wird (Joel 3, 5; Röm. 11, 26). Es liegt außerordentlich nahe, zu denken, daß dieses Zion der Endzeit sich im heiligen Lande Israels, an der Stätte des zertretenen Jerusalems wieder erheben wird; nur daß wir dabei nicht vergessen: entscheidend ist nicht der geographische Ort; sondern der König Israels und die vor ihm knieende Gemeinde aus Israel, die sind es, welche das Zion der Endzeit darstellen werden, selbst wenn Gott einen anderen Ort als das alte Jerusalem für sie erwählen wollte. – Wir denken hier zurück an Kap. 11, wo eine Stätte der Anbetung mitten im Getümmel der Völker ausgeschieden wird, die von den Völkern nicht zertreten werden darf; wir denken vor allem an den Anfang der zusammengehörigen Reihe von Gesichten, zu der auch dieses Gesicht noch gehört: „das Weib“, die Gottesgemeinde aus Israel, hat ihren „Ort“ gefunden, darin sie die Zeit der antichristlichen Verfolgung überstehen kann (12, 14).
_ „Gottes Siegel“ (7, 2) ist den Gliedern dieses heiligen Volkes aufgedrückt, d.h. sie sind als Gottes Eigentum gekennzeichnet; dasselbe sagt noch ausdrücklicher das Bild, das hier gebraucht ist: Der Name des Lammes, das sie durch seinen Opfertod erkauft hat, und der Name des Vaters, dem sie zum Volk des Eigentums erkauft sind, zeichnet sie an ihren Stirnen.
_ Das alles ist sinnbildlich. Ihr König wohnt nicht sichtbar auf dem Berg zu Zion, sondern herrscht unsichtbar unter ihnen, die nicht an ihren Stirnen, sondern in ihren Herzen und in ihrem Wandel das Siegel tragen, daß sie Christo und durch ihn seinem Vater als auserwähltes Volk angehören (2. Kor. 1, 22).
_ Das schaut Johannes auf Erden; aber vom Himmel her hört er es wie gewaltiges Wasserrauschen, ja wie starkes Donnerrollen, dabei aber voll Wohllaut und Lieblichkeit, wie wenn viele Haufen zusammenklingen. Und er hört himmlische Sänger ein neues Lied anstimmen vor dem Thron und den Thronwesen und den Ältesten: es sind Unzählbare Scharen seliger Geister, die schon drüben sind, nämlich die, welche in der antichristlichen Trübsal der Verfolgung zum Opfer gefallen sind (7, 9; 12, 17, 13, 7), aber nun als triumphierende Gemeinde im Himmel ein „neues Lied“ singen. Ein neues Lied sang Israel bei seiner Rettung aus Ägypten, ein neues Lied singt David, da er aus der grausamen Grube errettet ist (Psalm 40). So ist das neue Lied der seligen Scharen ein Lied von der Erlösung aus allem Übel und vom Gewinn der ewigen Herrlichkeit, und die auf Erden noch von Feinden und Kämpfen und Todesnöten umgebene Gemeinde lernt auch schon in Hoffnung der kommenden Rettung in das Triumphlied mit einstimmen, im Glauben dessen gewiß, daß der Sieg ihres Königs über die antichristliche Macht vor der Tür steht. Wir haben von den Schicksalen, die diese Gemeinde unter dem Druck der antichristlichen Weltherrschaft und unter der wunderbaren göttlichen Bewahrung erleben soll, von Kapitel 11 an schon gehört; hier aber tun wir einen Blick in ihren inneren Stand. „Erkauft von der Erde“ ist sie also zum Eigentum Gottes, erworben um den Kaufpreis, von dem es 1. Petri 1 heißt, „nicht mit Gold oder Silber, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines Unschuldigen und unbefleckten Lammes“; sie sind herausgenommen aus den Erdbewohnern, nicht als ob sie eine Bevorzugung verdient hätten, sondern durchs Erbarmen des unwandelbar Treuen (Römer 11, 29).
„Jungfrauen sind sie.“
_ Und nun stehen sie da, gewaschen durch die Vergebuungsgnade, rein geworden durch die heiligende Gnade als die Erstlingsgemeinde, die den Kern bilden soll für die große Gemeinde, die nach dem Sturze des Antichristen noch auf dieser Erde Gott in Heiligkeit und Gerechtigkeit dienen soll, die Ihm gefällig ist (Kap. 20) Sie sind „jungfräulich“, ein Volk, das sich nicht mit Weibern befleckt hat, während ringsum unter denen, „die auf Erden wohnen“ ungezügelte Sinnenlust im Schwange geht; sind doch Abgötterei und Hurerei, Menschenvergötterung und Fleischesdienst nach der heiligen Schrift und nach dem Zeugnis der Völkergeschichte aufs engste verknüpft.
_ Unser Herr Jesus Christus spricht Matth. 19, 4: „Der im Anfang den Menschen gemacht hat, der machte, daß ein Mann und ein Weib sein sollte“, und wie im Alten Testament die Einehe das Bild des Bundes Jehovas mit Israel ist, so hat auch Jesus Brautfreude und Hochzeitsfest zu heiligen Sinnbildern geweiht. Paulus ist ihm darin nachgefolgt: Epheser 5, 22ff., und die Heerscharen des Himmels jubeln Offb. 19, 7: „Halleluja! denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen und sein Weib hat sich bereitet!“ – Wie also die Ehe das Bild des unaussprechlich Heiligen und Seligen in der h. Schrift ist, da ist eben darum „Befleckung mit Weibern“, d. h. unsaubere Gemeinschaft mit ihnen, „Hurerei“, der Inbegriff der Unreinigkeit, auf der Gottes Abscheu und Gericht lastet.
_ Schon in unseren Tagen und unter unsrem Volk hat man reichlich über Enthaltung von Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe als über beschränkte Torheit oder gar physische Unmöglichkeit gehöhnt; in der Endzeit wird „keuscher Jüngling“, „keusche Jungfrau“ vollends ein Schimpfwort sein, und wenn man vielleicht noch etwas wie „Ehe“ kennt, so wird doch der „freie Verkehr der Geschlechter vor der Ehe und neben der Ehe“ als selbstverständlich gelten*).
*) Diese Bibelstunde wurde im Jahr 1916 gehalten; die Genauigkeit dieser Voraussage von Chr. Römer kann als prophetisch bezeichnet werden. (Anm. des blogmasters)
_ Schon in diesem Stücke, der Keuschheit, wird es ernsten Entschluß und vielen Kampf kosten, dem Lamm nachzufolgen; aber das ganze Leben wird ein Losgelöstsein von der Welt Art und der Welt Brauch werden müssen, und man wird Christo nachfolgen müssen auch ins tiefste, unerträglichste und schaurigste Dunkel hinein, wo man schmecken und erleben muß und darf, was dazu gehört: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh. 20, 29b). Und wie diese Nachfolge sich in dem Wandel ausprägt, der sich von der in der Welt gang und gäben Unreinigkeit fern hält, so auch im Wort, das sich von der Lüge frei hält. Wie schwer es ist, alle Halbwahrheit, Unwahrhaftigkeit und Täuscherei zu meiden, wo der Welt Ton herrscht, das wissen wir jetzt schon, und noch schwerer wird es werden gegenüber der Macht der Lüge, die im Antichrist und durch seinen Propheten die Weltherrschaft übt. Aber Christus wird auch hier in die Seinigen bewahren, daß sie im Lichte ihm nachfolgen mitten in der Finsternis und daß es von ihnen heißen kann: „unsträflich sind sie“. *)
*) Die Worte „vor dem Stuhl Gottes“ stehen nicht in den griechischen Handschriften.
_ 2. Ist die Gottesgemeinde also geborgen durch die versöhnende und heiligende Gnade „des Lamms“, so naht gleichzeitig über die Welt das Gericht. Aber nicht ohne daß ihnen allen, wo sie wohnen und wer sie seien, noch das Heil angeboten würde. Ein Engel fliegt in der Mittagshöhe des Himmels über die Erde hin, so daß ihn alle sehen und hören können, die auf Erden sitzen in guter Ruhe, als ob sie sicher wären und nichts zu fürchten hätten.
Gottes Bußruf und der Fall Babylons.
Es wird vor dem Gericht, das über die Völker ergehen wird, noch ein allüberall verständlicher Ruf Gottes ergehen, ein Ruf zur Umkehr und damit zur Errettung, also eine Heilsanerbietung, ein Evangelium. Was fordert Gott von den Völkern, damit sie dem Gericht entgehen? Sprüche 14 heißt es: „Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Nationen Verderben“, und Römer 1, 18-21 ist als die Sünde der Völkerwelt, die den Zorn Gottes über sie bringt, bezeichnet, daß sie Gott nicht ehren als einen Gott, obwohl sie in seiner Schöpfung leben und ihn finden könnten. Und hier ist nun gefordert: „Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre, denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen! Und betet den an, der Himmel und Erde, Meer und alle Wasserquellen gemacht hat“ (Offenbarung 14, 7). Diese Furcht Gottes, die aller Weisheit Anfang ist, ist das einzige, was Gott von den Völkern fordert, um ihnen in seiner Schöpfung Raum und Wohnung zu lassen. So steht es in der Bibel, so sehen wir es in der Geschichte. Nicht, daß das Christentum in seiner ganzen Tiefe und Fülle Gemeingut der ganzen Volksmasse geworden sei, fordert Gott, um ein Volk auf Erden zu segnen, aber daß Gottesfurcht die Herrschaft im Volksleben habe und Gerechtigkeit geübt werde im Volksganzen. Wo das fehlt, wird Gottes Zorn vom Himmel her sich offenbaren, und was dann aus der Wohnstätte werden kann, die er den Völkern gegeben hat, das sehen wir an den Gerichten, welche die 4 ersten Posaunen über den Himmel, die Erde, das Meer und die Wasserbrunnen bringen (8, 6ff.)
_ 3. Das Gericht ist vor der Tür, hat der erste Engel ausgerufen; es hat bereits begonnen, spricht der zweite: „Sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt!“ Babel ist (1. Mose 11) der Mittelpunkt, um den sich die Menschheit zu einem Volk für immer zusammen schließen will. Nicht ein Tempel zur Ehre Gottes, sondern ein Turm zur Verherrlichung der Menschenwelt soll den Mittelpunkt bilden. Babel ist dann in den Propheten des Alten Bundes der Mittelpunkt und die Hauptstadt des Weltreichs, das fallen muß, damit Gottes Volk frei werde sah (Jes. 13. 14. 47; Jer. 50. 51). Dadurch ist Babel der sinnbildliche Name geworden für den Herrschersitz des antichristischen Reichs und für die Hauptstadt, in welcher alle verderblichen Mächte der Welt zusammenfließen, und von wo ihr verstörender Einfluß ausgeht über die Völker: der ganze Fluch einer gottentfremdeten Kultur, die doch immer in Fleischeslust, Augenlust und hoffärtigem Leben endigt, geht von hier aus; und wenn die Welt am Becher dieser Lust sich berauscht, den Babel ihr einschenkt, so ahnt sie so lange nicht, daß sie damit den Becher des Zornes Gottes trinkt, bis das Gericht über Babel hereinbricht.
_ Jetzt aber, da sie Babel stürzen sehen, gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn die Menschen doch noch festhalten am Dienst des Antichrists, dessen Herrschaft sie doch schon im Herzpunkt getroffen sehen. Wird es denn möglich sein, daß sie auch da noch nicht sich von ihm losmachen? Ja, es gibt eine Verblendung, da man die Hand Gottes auch in keinem Wunder mehr sieht, sondern sich dagegen völlig verstockt, wie der Hohe Rat, als Lazarus aus dem Grab erstnden war (Joh. 11, 47-53). Darum der Ruf des dritten Engels: wer immer noch dem Tiere dient, der wird den starken, „unvermischten“ Wein des durch keine Gnade gemilderten Zorns Gottes trinken müssen. Was wird das sein? Ein furchtbares Bild! Feuer und Schwefel sollen ihn quälen ruhelos fort und fort ohne Ende, und dabei muß er die Engel Gottes und Christum den Erlöser schauen, ohne daß dessen Erlösung ihm mehr zugut käme oder ein Engel seine Qual mildern dürfte. Wohl nirgends sonst in der h. Schrift lesen wir Drohworte so voll des Entsetzens wie diese. Aber feststellen und beherzigen müssen wir dabei, daß die hier ausgespochene furchtbare Drohung in den Drohungen Jesu Mark. 9, 44.46.48 und Matth. 12, 31.32 ihre unerschütterliche Grundlage hat.
Wie die Schriftgelehrten Matth. 12, 22ff. den Heiligen Geist zu lästern in Gefahr standen, so wird zur antichristlichen Zeit die Versuchung kommen, daß man den unverhüllt und unverkennbar sich offenbarenden Satansgeist als Gottesgeist anbete. Daher hier wie dort die Drohung endgültiger Auslieferung an den Satan durch Gottes Gericht. Vor solch furchtbarem Wort können wir nur zitternd und um Gnade flehend stille stehen. Wir unterschätzen immer wieder, was das bedeutet: der allmächtigen Liebe und der ewigen Wahrheit gegenüber sich in sein „Nein“ verbohren.
Die Geduld der Heiligen.
_ 4. Die drei Engelsbotschaften, welche zur Buße riefen, den Fall Babels verkündigten, mit furchtbarem Drohen vor dem Dienste des Tieres warnten, sind verklungen. Sie haben sich an die weite Welt gewendet. Was soll die Gemeinde Christi für sich heraushören? Das sagt ihr Johannes, indem er beifügt: Hier gilt es ausharrende Geduld und Treue, die festhält an Gottes Gebot und am Glauben, der sich in Tun und Leiden, in Hoffen und Fürchten an den Heiland klammert, an sein Wort im Evangelium, an sein heilschaffendes Leben und Sterben, an Ihn, den Auferstandenen, der für uns im Himmel ist und bei uns sein will alle Tage – und gehe es auch in den Tod hinein. Ja, es wird Blut der Heiligen in Strömen fließen in jener Zeit des verzweifelten Kampfs der satanischen Macht. Aber Gott will, daß sie in ihrer Bedrängnis den Trost haben, daß er schon lange zuvor auch an diese schwerste Zeit seiner Gemeinde ausdrücklich gedacht hat. Darum wird dem Seher befohlen, ihnen zugut das Trostwort niederzuschreiben: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn von nun an sterben“ (Offb. 14, 13).
Es wird das große Sterben in dieser letzten Verfolgungszeit für die Christusgläubigen kommen; aber eben damit beginnt die Zeit, in der es „von nun an“ in besonderem Sinn gilt: „Sterben ist Gewinn“ für jeden, der „in dem Herrn stirbt“, im Glauben und Gehorsam in die Arme seines Versöhners und seines Königs sich legend „auf frohes Wiedersehen“ (Joh. 16, 22). So spricht die Stimme vom Himmel zum sehr, und der in diesem wirkende Gottesgeist treibt ihn zu der Antwort: ja gewiss sich sterben damit sie erquickt werden mit Ruhe nach ihrem Bücher; ihr Leben ist zwar Jählings abgebrochen aber darum nicht vergeblich; was sie gewirkt haben bleibt und wirkt hinüber in die Ewigkeit, bis hinein in die neue, künftige Schöpfung; Sie haben nicht umsonst gelebt und sind nicht umsonst gestorben: der Tag wird’s klarmachen, und über ihnen gilt Jesaja 57, 1+2.
Das Gericht über die Weltmacht.
_ 5. Was beide, die Welt und die Gemeinde, wissen sollen, wenn das Gericht vor der Tür steht, haben wir nun gehört. Jetzt folgt in einem neuen Gesicht das Gericht über die Welt des Antichrists in einem doppelten Bild: im Bild der Ernte, wenn der Sommer die Frucht gezeitigt hat; und im Bild des Herbsts, wenn die Trauben gereift sind.
_ Auf lichtglänzender Wolke erscheint im Königsschmuck und zugleich gerüstet , das Gericht nicht nur zu sprechen, sondern zu vollziehen, Jesus Christus. Noch ist es nicht das letzte Gericht, bei dem Christus sichtbar erscheinen wird und Himmel und Erde vergehen werden, sondern es ist das Gericht über die widerspenstige Weltmacht, welche die Erde beherrscht. Ein Engel (ein „anderer“ als die drei vorher genannten) kommt aus der heiligen Wohnung Gottes , dem, der einem „Menschensohn“ gleicht, dem von Gott bestellten Richter (Joh. 5, 27) zu melden, daß nun die Zeit gekommen ist: „Und der auf der Wolke saß, warf seine Sichel auf die Erde, und die Erde ward geerntet“ (Offb. 14, 16). Es geht also nach dem Wort: „So er spricht, so geschieht’s, so er gebeut, so stehet’s da“ (Psalm 33, 9). Und nun folgt das zweite Bild, das erst die entsetzlichen Schrecken der Vernichtung der antichristlichen Weltmacht vor Augen malt._ Wir sehen wieder einen anderen Engel aus Gottes heiliger Wohnung kommen, eine scharfe Hippe in seiner Hand. Er wirft sie nicht einfach zur Erde, wie der auf der Wolke Thronende in königlicher Vollmacht tat, sondern er ist ein dienstbarer Geist, der ausführt, was ihm befohlen wird. Ein Engel, der macht hat über das Feuer des Altars, erscheint. Auf dem Brandopferaltar brennt das Feuer der verzehrenden Heiligkeit Gottes (Offb. 8, 5), und als Bote dieses göttlichen Feuereifers ruft dieser Engel dem anderen zu: „Laß deine scharfe Sichel ausgehen und ernte ab die Trauben des Weinstocks der Erde, denn seine Beeren sind reif“ (V. 18). Und nun werden die Beeren in die Kelter Gottes geworfen und zertreten, daß das Blut fließt wie ein riesiger Strom. Außerhalb der Stadt, in der die Endgemeinde aus Israel geborgen ist, vollzieht sich dieses Gericht; aber rings um sie her, bis an die Grenze des heiligen Lands.
_ Denn von „Dan bis gen Beerseba“ rechnete man ungefähr „1600 Feld Wegs“ (40 deutsche Meilen). Und rings um die Stadt, die Gott verwahrt, schaut der Seher einen Blutstrom sich ergießen übers ganze Land, so furchtbar und so tief, daß kein Entrinnen möglich ist, selbst nicht für Wagen und Reiter. Es muß also alles in diesem Gerichte umkommen, was sich dem Dienst des Antichrists übergeben hat. Das ganze Land bis an die Zäume der Pferde soll vom Blut überschwemmt sein: ein entsetzliches Bild! Aber vergessen wir nicht: Johannes steht in seinem Schauen wie vor einem Gemälde, und wie konnte da das unaussprechlich Furchtbare sprechender und erschütternder ihm gezeigt werden als im Bild der im Blut watenden Pferde des vorher so stolzen, weltüberschwemmenden antichristlichen Heers?
_ Es ist eine unsagbar schreckliche Zukunft, die hier gemalt ist; aber erleben wir nicht in unsern Tagen*) so Schreckliches, daß man’s unerhört und unsagbar zugleich nennen möchte? Und wie, wenn nun „die Ernte der Erde“ (Offb. 14, 15) völlig ausgereift, das Gute und das Böse, das Göttliche und das Satanische hüben und drüben zu voller Entwicklung gediehen und den letzten Höhepunkt erreicht haben wird? Das teuflische Böse ist schrecklicher als wir ahnen, und auch Gottes Gericht wird schrecklicher sein, als wir’s uns denken.
*) Die diesem Text zugrunde liegenden Bibelstunden wurden im Zeitraum von Ende August 1914 bis Anfang März 1915 gehalten und hinterher schriftlich ausgearbeitet.
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Quelle: Christian Römer, weil. Prälat und Stiftsprediger zu Stuttgart: Die Offenbarung des Johannes, in Bibelstunden erläutert, S. 142-152 (Verlag von D. Gundert, Stuttgart 1916)
Suche Jesum und sein Licht,
Alles andre hilft dir nicht!
Bibeltext: Luther 1912, aus: bibel-online.net
Verweise zu den angegebenen Bibelstellen: bibeltext.com
Übersicht der 30 Bibelstunden
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Übersicht/Register: Die Offenbarung des Johannes
Schriftstellen
Denn wie der Vater hat das Leben in Ihm selber, also hat Er dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in Ihm selber, und hat Ihm Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum daß Er des Menschen Sohn ist.
(Johannes 5, 26+27)
Und der auf der Wolke saß, schlug mit seiner Sichel an die Erde, und die Erde ward geerntet. (Offenbarung 14, 16)
Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da. (Psalm 33, 9)
Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem HERRN sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach. (Offenbarung 14, 13)
Denn der HERR hat einen Becher in der Hand, mit starkem Wein voll eingeschenkt. Er schenkt daraus ein, und die Frevler auf Erden müssen alle trinken und auch noch die Hefe schlürfen. (Psalm 75, 9)