Offenbarung 14, 1-19: Die Erretteten auf Zion und das Gericht über Babel

Achtzehnte Bibelstunde

Die 144000 auf Zion

1 Und ich sah das Lamm stehen auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihre Stirn. (Offenbarung 3, 12) (Offenbarung 7, 4) 2 Und ich hörte eine Stimme vom Himmel wie eines großen Wassers und wie eine Stimme eines großen Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen. (Offenbarung 1, 15) 3 Und sie sangen ein neues Lied vor dem Stuhl und vor den vier Tieren und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen denn die hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde. 4 Diese sind’s, die mit Weibern nicht befleckt sind, denn sie sind Jungfrauen- und folgen dem Lamme nach, wo es hingeht. Diese sind erkauft aus den Menschen zu Erstlingen Gott und dem Lamm; (1. Korinther 7, 1) (1. Korinther 7, 8) 5 und in ihrem Munde ist kein Falsch gefunden; denn sie sind unsträflich vor dem Stuhl Gottes.

6 Und ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern,
7 und sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre; denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und Wasserbrunnen. 8 Und ein anderer Engel folgte nach, der sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt; denn sie hat mit dem Wein der Hurerei getränkt alle Heiden. (Jesaja 21, 9) (Jeremia 25, 15-16) (Jeremia 51, 7) (Offenbarung 18, 1)
9 Und der dritte Engel folgte diesem nach und sprach mit großer Stimme: So jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt sein Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand, (Offenbarung 13, 12)
10 der wird vom Wein des Zorns Gottes trinken, der lauter eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch, und wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm; (Psalm 75, 9) 11 und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier haben angebetet und sein Bild, und so jemand hat das Malzeichen seines Namens angenommen. 12 Hier ist Geduld der Heiligen; hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesum. (Offenbarung 13, 10) 13 Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem HERRN sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach. (Jesaja 57.2) (Philipper 1, 23) (Hebräer 4, 10)

14 Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke. Und auf der Wolke saß einer, der gleich war eines Menschen Sohn; der hatte eine goldene Krone auf seinem Haupt und in seiner Hand eine scharfe Sichel. (Markus 13, 26)
15 Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel und schrie mit großer Stimme zu dem, der auf der Wolke saß: Schlag an mit deiner Sichel und ernte; denn die Zeit zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist dürr geworden! (Matthäus 13, 39) (Joel 4, 13)
16 Und der auf der Wolke saß, schlug mit seiner Sichel an die Erde, und die Erde ward geerntet.
17 Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel, der hatte eine scharfe Hippe.
18 Und ein anderer Engel ging aus vom Altar, der hatte Macht über das Feuer und rief mit großem Geschrei zu dem, der die scharfe Hippe hatte, und sprach: Schlag an mit deiner scharfen Hippe und schneide die Trauben vom Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind reif!
19 Und der Engel schlug an mit seiner Hippe an die Erde und schnitt die Trauben der Erde und warf sie in die große Kelter des Zorns Gottes. 20 Und die Kelter ward draußen vor der Stadt getreten; und das Blut ging von der Kelter bis an die Zäume der Pferde durch tausend sechshundert Feld Wegs. (Jesaja 63, 3)

1. Das Wüten des Antichrists und seines Propheten und die von ihnen beherrschte und verführte Menschenwelt stand in Kap. 13 vor dem Auge des Sehers. Nun wird ihm ein neues, durchaus anderes Bild gezeigt. Er sieht die Gottesgemeinde versammelt um ihren Christus. Weit und breit ist auf erden keine Stätte mehr, wo man die wollte leben lassen, die sich nicht dem Tier verschreiben. Aber  e i n  Friedensort ist geblieben und  e i n  Gottesvolk bleibt bewahrt. Schon im 7. Kapitel hat Johannes gehört, daß vor dem Einbruch der letzten Gerichtszeit ein christgläubiges Israel als Gottes Volk erwählt, gezählt, versiegelt und verwahrt bleiben soll auf Erden. Er hörte dort auch die Zahl: 144000. Was er dort hörte, das sieht er jetzt: 144000, eine kleine, aber wohlgezählte Herde, und das Lamm in ihrer Mitte, das Sorge tragen wird, daß ihrer keines verloren werde. Sie sind gesammelt „auf dem Berg Zion“. „Zion“ ist dort, wo der Erlöser Israels unter seinem Volke stehen wird (Joel 3, 5; Röm 11, 26). Es liegt außerordentlich nahe, zu denken, daß dieses Zion der Endzeit sich im heiligen Lande Israels, an der Stätte des zertretenen Jerusalems wieder erheben wird; nur daß wir dabei nicht vergessen: entscjheidend ist nicht der geographische Ort; sondern der König Israels und die vor ihm knieende Gemeinde aus Israel, die sind es, weloche das Zion der Endzeit darstellen werden, selbst wenn Gott einen anderen Ort als das alte Jerusalem für sie erwählen wollte. – Wir denken hier zurück an Kap. 11, wo eine Stätte der Anbetung mitten im Getümmel der Völker ausgeschieden wird, die von den Völkern nicht zertreten werden darf; wir denken vor allem an den Anfang der zusammengehörigen reihe von gesichten, zu der auch dieses Gesicht noch gehört: „das Weib“, die Gottesgemeinde aus Israel, hat ihren „Ort“ gefunden, darin sie die Zeit der antichristlichen Verfolgung überstehen kann (12, 14).

„Gottes Siegel“ (7, 2) ist den Gliedern dieses heiligen Volkes aufgedrückt, d.h. sie sind als Gottes Eigentum gekennzeichnet; dasselbe sagt noch ausdrücklicher das Bild, das hier gebraucht ist: Der Name des Lammes, das sie durch seinen Opfertod erkauft hat, und der Name des Vaters, dem sie zum Volk des Eigentums erkauft sind, zeichnet sie an ihren Stirnen.

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Auslegung: Christian Römer, weil. Prälat und Stiftsprediger zu Stuttgart: Die Offenbarung des Johannes, in Bibelstunden erläutert, S. 142-152 (Verlag von D. Gundert, Stuttgart 1916)

Bibeltext: Luther 1912, aus: bibel-online.net
Verweise zu den angegebenen Bibelstellen: bibeltext.com

Eingestellt am 10. Juli 2022