Markus 8, 35

Denn wer sein Leben behalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s behalten. (Markus 8, 35)

Querverweise: Lukas 17, 33; Matthäus 10, 39; 19, 29; Johannes 12, 25

Bei obigem Spruch müssen wir nicht immer nur an das letzte Sterben denken, und an das gewaltsame Sterben durch Verfolgers Hand; sondern es gibt ein tägliches Sterben, ein tägliches Verleugnen und Abtöten von allerlei Dingen in uns und an uns, die wider den HErrn sind. Haben wir Jesum kennen gelernt, wie Er für uns geblutet hat und gestorben ist, so sollen wir um Seinetwillen alles meiden und abtun, was Ihm den Tod gebracht hat. Ist uns die Gnade des seligmachenden Evangeliums zu Teil geworden, so sollten wir um dieses Evangeliums willen alles hingeben und verleugnen können. Wie schnöde wäre es doch, zu hören, wie sanftmütig und demütig, wie mitleidsvoll und barmherzig Er gewesen ist, und doch nicht um Seinetwillen, dem wir angehören sollen, Ihm ähnlich zu werden trachten? Welch ein Widerspruch wäre es, eine Gnade, die uns Christus nur mit Aufopferung Seines Leibes und Lebens erwerben konnte, in Anspruch nehmen, und doch, als ob es etwas Wertvolleres geben könnte, als was Er hingab, auch nur etwas nicht opfern zu wollen?

Sicher gilt es auch hier, daß uns, was wir über Gebühr festhalten, in einen Verlust bringt, und was wir aufopfern und in den Tod geben, nichts als Gewinn eintragen kann. Beides aber, der Verlust und der Gewinn, kann groß sein, und selbst das ewige Leben uns gefährden oder sichern. Darum, je bereiter wir sind, das eigene Wesen zu ertöten, desto gewisser ist das Leben, wie wir hier schon innerlich fühlen können. Möchten wir klug und vorsichtig werden!

Zusatz: Kommt aber die Zeit, wie sie ja wohl kommen kann, daß man auch sein Leben um JEsu willen auf’s Spiel setzen muß, so wirds wohl noch größeren Kampf kosten, und bei vielen vieles Besinnen; und doch ist’s dann das Allerwichtigste, sich lieber mit Jesu kreuzigen, als mit Barnabas lossprechen zu lassen. Denn wer da sein Leben schont, und den HErrn verleugnet, also Ihn dran gibt, der hat viel, ja alles verloren. Wer aber sich selbst verleugnen und dran geben kann, also JEsum behält, der wird an der Krone sich erfreuen und erquicken, die die Überwinder bekommen sollen.

(Christoph Blumhardt)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

Eingestellt am 17. Oktober 2022