HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz! (Psalm 18, 2)
Als David von der Hand seiner Feinde und von der Hand Sauls errettet war, so überdachte er seinen zurückgelegten Lauf vor dem HErrn, und weil bei der Gesetzgebung auf dem Berg Sinai die deutlichste Offenbarung Gottes, die man zu seiner Zeit wußte, geschehen war, so erinnerte er sich derselben, und beschrieb sie V. 8 – 16. Nun war zwar dasjenige, was Gott auf dem Berg Sinai redete, wenn man das Verheißungswort: Ich bin der HErr, dein Gott, wegließ, ein verdammendes Gesetz, ein tötender Buchstabe für den Sünder, und Alles, was man dabei sah, waren schreckende Zeichen. Wenn man aber, wie David, Alles zusammennahm, wenn man das Liebliche und das Schreckliche, die Verheißung und die Gebote in Einen Blick zusammenfaßte, so war Alles erträglich und heilsam. Man erkannte alsdann, daß Gott ein starker, eifriger Gott sei, er doch geliebt sein wolle, und dessen Gebote man halten müsse und könne. Nun sagte David: Gott hat Sich so auch an mir bewiesen, wie Er Sich auf dem Berg Sinai geoffenbart hat; Er hat mit Seiner Stärke mich Schwachen gestärkt und mich aus großen Nöthn herausgerissen. Er ist in Seinem Eifer meinen starken Feinden schrecklich geworden, und hat sie gestürzt. Er hat dabei auf mein Verhalten gesehen und mir Gutes getan, weil ich Seine Gebote halte; Er ist hingegen gegen diejenigen verkehrt, oder handelt denjenigen gerade entgegen, die in ihnen selbst verkehrt sind. Auf Ihn will ich bei der Lauterkeit meines Herzens ferner Alles wagen u.s.w. Die Summe aber von allen Eindrücken, welche David bei dieser Betrachtung bekam, ist diese: Herzlich lieb hab’ ich Dich, HErr.
Ich bin ein Christ und habe auch die Offenbarungen Gottes vor Augen, welche zu Bethlehem, zu Nazareth, an allen Orten, da Jesus gewohnt und gewandelt hat, insonderheit aber auf dem Verklärungsberg, an und auf dem Oelberg, in der Stadt Jerusalem und auf dem Hügel Golgatha, endlich aber zu Jerusalem bei der Ausgießung des Heiligen Geistes geschehen sind. Hier offenbarte sich Gott auch als ein starker eifriger Gott, denn Seine Kraft führte Alles aus und Sein Eifer zeigte sich an Seinem Sohn, der ein Fluch für mich wurde, zur Ueberwindung der Sünde und des Satans. Es war aber noch mehr Licht dabei, als auf dem Berg Sinai. Die Liebe Gottes erschien viel heller, die Versöhnung der Welt geschah durch das rechte Opfer, worauf man schon lange gewartet hatte. Christus war ein sichtbares Bild des unsichtbaren Gottes und ein wesentlicher Abdruck des Gesetzes. Es wurde deutlich entdeckt, daß nichts Fleischliches, Sichtbares und Vergängliches, keine Zeremonie, kein Land, keine steinernen Tempel die Menschen glücklich machen, sondern daß das Reich des Messias ein Himmelreich sei, und daß alle Vorzüge der Glaubigen geistlich und himmlisch seien. Wie Sich nun Gott in Christo geoffenbart hat, so will Er von mir erkannt sein. Nach dieser neutestamentlichen Offenbarung, welche die alttestamentliche nicht umstößt, sondern ergänzt und erklärt, will Er meine und meiner Mitchristen Führung einrichten. Er tut es auch, und ich soll, wenn ich meinen zurückgelegten Weg betrachte, sagen:
Herzlich lieb habe ich Dich, HErr. Ich habe Dich lieb wegen der Erlösung, welche Du durch Deinen eingebornen Sohn ausgeführt, und wodurch Du Dich auf’s Deutlichste als Liebe geoffenbart hast. Ich habe Dich aber auch lieb wegen der treuen und heilsamen Führung, die Du mir bisher hast widerfahren lassen und endlich auch wegen der mir geschenkten Hoffnung eines ewigen Lebens.
Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter