O daß ich tausend Zungen hätte (Mentzer, EG für die Provinz Pommern #562)

Lob und Dank.

1) O daß ich tausend Zungen hätte
und einen tausendfachen Mund,
so stimmt ich damit um die Wette
aus allertiefstem Herzensgrund
ein Loblied nach dem andern an
von dem, was Gott an mir gethan.

2) O daß doch meine Stimme schallte
bis dahin, wo die Sonne steht!
O daß mein Blut mit Jauchzen wallte,
solang es noch im Laufe geht!
Ach wäre jeder Puls ein Dank
und jeder Odem ein Gesang!

3) Was schweigt ihr denn, ihr meine Kräfte?
Auf, auf, braucht allen euren Fleiß
und stehet munter im Geschäfte
zu Gottes, meines Herren, Preis.
Mein Leib und Seele schicke dich
und lobe Gott herzinniglich.

4) Ihr grünen Blätter in den Wäldern,
bewegt und regt euch doch mit mir,
ihr schwanken Gräschen in den Feldern,
ihr Blumen, lasst doch eure Zier
zu Gottes Ruhm belebet sein
und stimmet lieblich mit mir ein!

5) Ach alles, alles, was ein Leben
und einem Odem in sich hat,
soll sich mir zum Gehülfen geben;
denn mein Vermögen ist zu matt,
die großen Wunder zu erhöhn,
die allenthalben um mich stehn.

6) Lob sei dir, allerliebster Vater,
für Leib und Seel und was ich hab;
Lob sei dir, mildester Berater,
für jede Freud und jede Gab,
die du mir in der ganzen Welt
zu meinem Nutzen hast bestellt.

7) Mein treuster Jesu, sei gepriesen,
daß dein erbarmungsvolles Herz
sich mir so hülfreich hat erwiesen
und mich durch Blut und Todesschmerz
von Satans List und Grausamkeit
zu deinem Eigentum befreit.

8) Auch dir sei ewig Ruhm und Ehre,
o heilig werter Gottesgeist,
für deines Trostes süße Lehre,
die mich ein Kind des Lebens heißt.
Ach wo was Guts von mir geschicht,
das wirket nur dein göttlich Licht.

9) Wer überströmet mich mit Segen?
Bist du es nicht, o reicher Gott?
Wer schützet mich auf meinen Wegen?
Du, du, o Herr Gott Zebaoth!
Du trägtst mit meiner Sündenschuld
unsäglich gnädige Geduld.

10) Vor andern küß ich deine Rute,
die du mir aufgebunden hast,
Wie viel thut sie mir doch zugute
und ist mir eine sanfte Last;
sie macht mich fromm und zeugt dabei,
daß ich von deinen Liebsten sei.

11) Ich hab es ja mein Lebetage
schon so manch liebes Mal gespürt,
daß du mich unter vieler Plage
recht wunderbarlich hast geführt;
denn in der größesten Gefahr
ward ich dein Trostlicht stets gewahr.

12) Wie sollt ich nun nicht voller Freuden
in deinem steten Lobe stehn?
Wie sollt ich auch im tiefsten Leiden
nicht triumphierend einhergehn?
Und fiele auch der Himmel ein,
so will ich doch nicht traurig sein.

13) Ich will von deiner Güte singen,
solange sich die Zunge regt;
ich will dir Freudenopfer bringen,
solange sich mein Herz bewegt.
Ja, wenn der Mund wird kraftlos sein,
so stimm ich doch mit Seufzen ein.

14) Ach nimm das arme Lob auf Erden,
mein Gott, in allen Gnaden hin!
Im Himmel soll es besser werden,
wenn ich bei deinen Engeln bin;
Da sing ich dir im höhern Chor
viel tausend Hallelujah vor.

Liedtext: 1704, Johann Mentzer (1658-1734)
Melodie: 1738, Johann Balthasar König (1691-1758);
Wilhelm Baumgartner (1820-1867)

Quelle:

Lied Nr. 562, in:  Evangelisches Gesangbuch für die Provinz Pommern, Stettin 1918.
(Abschnitt Lob- und Danklieder, S. 264f., Hrsg.: Pommersche Provinzial-Synode)

Ursprünglich erschienen im Freylinghausenschen Gesangbuch von 1704, Lied Nr. 496:

EG 329 enthält noch 7 Strophen (nach obiger Zählweise: Str. 1+2, 4+5, 9, 13+14)

Weblinks und Verweise

Eingesungen: Liedvortrag von Kantor Arnd Pohlmann (EG 330, 2 Strophen, jeweils externe Links)

Liedeintrag bei Christliche Liederdatenbank

Liedeintrag bei Hymnary.org

Liedeintrag bei Christliche Gedichte und Lieder

Notensatz, 4stimmig, ohne Liedtext (pdf-Datei, König 1738, externer Link zu ccel.org)
Audiofiles (midi-Datei, mp3, König 1738, externe Links zu Hymnary.org)

Lied Nr. 27, in: Gesangbuch für die evangelische Kirche in Württemberg, Schmuckausgabe, S. 41f. (Verlagskontor des evangelischen Gesangbuchs, Stuttgart 1912;
enthält 13 Strophen, nach obiger Zählweise ohne die Strophe 2)


Eingestellt am 22. November 2024 – Letzte Überarbeitung am 24. November 2024