Apostelgeschichte 7, 54-59 (Christlieb)

Der Tod des Stephanus

Da sie solches hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie bissen die Zähne zusammen über ihn. Wie er aber voll heiligen Geistes war, sah er auf gen Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesum stehen zur Rechten Gottes; und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen. Sie schrieen aber laut und hielten ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.
Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu den Füßen eines Jünglings, der hieß Saulus, und steinigten Stephanus, der anrief und sprach: HERR Jesu, nimm meinen Geist auf! Er kniete aber nieder und schrie laut: HERR, behalte ihnen diese Sünde nicht! Und als er das gesagt, entschlief er. (Apostelgeschichte 7, 54–59)

Die erste Erwähnung des Saulus.

Zum ersten Mal begegnen wir Saulus bei dem Tode des Stephanus. Das, was Saulus dort aus nächster Nähe angeschaut hat, war recht dazu angetan, einen tiefen Stachel in sein Herz zu drücken.

Was sah er da? Er sah…

1. einen Mann, der  G l a u b e n  hatte. Es trat ihm eine felsenfeste, unerschütterliche Überzeugung entgegen, die mit dem geschriebenen Worte Gottes in Einklang stand und die Kraft gab, das Schwerste zu leiden.

2. einen Mann, der  L i e b e  übte, der für seine Feinde, die ihn steinigten, die beste Gabe herabflehte, nämlich die Vergebung der Sünden.

3. einen Mann, der mit fröhlicher  H o f f n u n g  in den Tod gehen konnte, der den Himmel offen sah und mit verklärtem Antlitz triumphierend heimging.

Von solchen Menschen, die glauben, was sie sagen, die wahre Liebe besitzen, die fröhliche Hoffnung zeigen, geht immer eine Anziehungskraft aus auf die arme, blinde Welt, der alle diese Dinge fehlen. Wie oft ist es bei den späteren Christenverfolgungen vorgekommen, daß die bei der Hinrichtung tätigen Gerichtsbeamten durch den Anblick der Glaubensfreudigkeit der Märtyrer selbst zum Glauben kamen.

Wie viele, die zum lebendigen Glauben kamen, haben später bekannt, daß sie den ersten Anstoß zum Nachdenken durch den Anblick wahrer, fröhlicher Gotteskinder bekommen haben! Verklärte Stephanusgesichter, inbrünstige Stephanusgebete vergißt keiner leicht. Wenn Saulus auch vorläufig noch an der Meinung festhielt, Stephanus sei ein Irrlehrer, der das väterliche Gesetz verlassen habe, so mußte er sich doch sagen: Dieser Mann besitzt etwas Herrliches, was mir fehlt.

Quelle: P. Alfred Christlieb, Der Apostel Paulus, S. 11f.
Druck und Verlag: Adolf Reuter, Wiehl (Bez. Köln), 1936.

Pastor Alfred Christlieb
(*1866 1934)

Bild: Galerie christlicher Männer und Frauen / Glaubensstimme

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Eingestellt am 6. Juni 2020 – Letzte Überarbeitung am 10.09.2024