Lukas 17, 32

„Gedenket an des Lot Weib!“ (Lukas 17, 32)

Der HErr Jesus sagte diese Worte, als Er von dem jüdischen Krieg, worin Jerusalem zerstört wurde, geredet, und gesprochen hatte: an demselben Tage wer auf dem Dache ist, und sein Hausrat in dem Hause, der steige nicht hernieder, denselbigen zu holen; desselbigen gleichen wer auf dem Felde ist, der wende nicht um nach dem, was hinter ihm ist. Hierauf sagte ER: Gedenket an des Lots Weib, und setzte hinzu: Wer da sucht seine Seele zu erhalten, der wird sie verlieren, und wer sie verlieren wird, der wird ihr zum Leben verhelfen. Was nun des Lots Weib anbelangt, so gibt Moses, als er die Vertilgung Sodoms beschrieb, diese kurze Nachricht von ihr: sie sah hinter sich, und ward zur Salzsäule 1. Mose 19, 26. Indem dieses Weib hinter sich sah, sündigte sie wider das Wort des HErrn, das ihr und ihrem Mann durch den Engel gesagt ward, welcher sprach: Errette deine Seele, und sieh nicht hinter dich, auch stehe nicht in dieser ganzen Gegend, V. 17.

Man darf auch nicht meinen, sie habe nur deswegen hinter sich gesehen, damit sie sehen möchte, wie es der Stadt Sodom gehe; denn Christus führt das Beispiel des Weibes an, um Seine Jünger zu warnen, daß sie zur Zeit, da sie eilend fliehen sollten, nicht noch etwas aus dem Hause holen, oder zu demjenigen, was hinter ihnen sei, sich umwenden sollen: da dann nicht Wißbegierde oder Fürwitz, sondern Habsucht und Anhänglichkeit des Herzens an zeitliche Güter der Grund gewesen wäre. Er sagt auch in der allgemeinen Nutzanwendung: Wer seine Seele oder Person zu erhalten suche, werde sie verlieren, und setzt also voraus, daß es des Lots Weib, und so auch diejenigen, die zur Zeit des jüdischen Krieges bei dem Einbruch der Feinde sich zu ihrer Habe umwenden werden, um ihre Erhaltung oder Versorgung zu tun gewesen sei. Lots Weib hing mit ihrem Herzen an ihren Freunden und Gütern, die sie in Sodom zurückgelassen hatte. Da sie also aus dieser Stadt ausgegangen war, sah sie mit einer Sehnsucht zurück. Sie stand zugleich still, sie verweilte sich, sie besann sich, ob sie dem Wort des Engels glauben, ob sie nicht zurückgehen, ob sie nicht von ihrem zurückgelassenen Gut noch etwas holen sollte. Die Vorstellung der Armut, worin sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern hinfort leben müsse, machte sie, weil es ihr am Glauben mangelte, bestürzt. Ihr Gemüt schwebte also hin und her. Ihr Mann ermahnte sie ohne Zweifel fortzugehen: allein sie gehorchte ihm nicht. Plötzlich aber nahm der Feuer- und Schwefelregen seinen Anfang, und erstickte sie, und sie blieb mit einer salzigen Materie überzogen, steif und tot wie eine Säule, stehen.

Auf diese Weise konnte auch ein Christ bei dem jüdischen Krieg umkommen, der sich aus Geiz mit Rettung seiner Habe verweilte. Doch reicht die Ermahnung Jesu noch weiter. Gott heißt mich von der Welt durch eine gründliche Bekehrung ausgehen. Wie aber? Wenn ich angefangen habe, dem himmlischen Beruf zu folgen, und die Sehnsucht nach der eitlen Lust der Welt wacht wieder in mir auf, und ich stehe still, zaudere, besinne mich, lasse mich’s reuen, daß ich von der Welt auszugehen angefangen habe? Was wird’s endlich werden? Ich werde endlich von dem Zorn Gottes ergriffen werden, und mit der Welt, die mir so lieb ist, zu Grunde gehen.

Wer seine Hand an den Pflug legt, und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.

(Magnus Friedrich Roos)

Siehe auch:

Predigt zum Vers

Eingestellt am 6. November 2022