Martin Luther (1483-1546)

Martin Luther (* 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld; † 18. Februar 1546 ebenda), ein Augustinereremit, Prediger und Theologieprofessor, war der Initiator der Reformation. Er fand in Gottes Gnadenzusage und der Rechtfertigung durch Jesus Christus allein das Wesen des christlichen Glaubens. Auf dieser Basis wollte er damalige Fehlentwicklungen der römisch-katholischen Kirche beseitigen und sie in ihrer ursprünglichen evangelischen Gestalt wiederherstellen („re-formieren“). Entgegen Luthers Absicht kam es zu einer Kirchenspaltung, aus der evangelisch-lutherische Kirchen und im Lauf der Reformation weitere Konfessionen des Protestantismus entstanden.

Die Lutherbibel, Luthers Theologie und Kirchenpolitik trugen zu tiefgreifenden Veränderungen der europäischen Gesellschaft und Kultur in der Frühen Neuzeit bei. Nicht zuletzt hat Luther die Entwicklung der neuhochdeutschen Sprache entscheidend beeinflusst.

Im Oktober 1512 war Martin Luther durch Andreas Bodenstein (genannt Karlstadt) an der Leucorea zu Wittenberg in Kursachsen zum doctor theologiae promoviert worden, wo er bis zu seinem Tode (1546) lehrte. Als der große Reformator der Kirche ist Luther auch der Vater und Stifter des deutschen Kirchenlieds und Kirchengesangs. Wie Luthers Wirken die Herrschaft des Papstes und der römischen Kurie in Deutschland brach, so brach er auch die Herrschaft der römischen Liturgie und mit ihr die Herrschaft der lateinischen Kirchensprache. Als Luther am 31. Oktober 1517 am Hauptportal der Schloßkirche zu Wittenberg jene fünfundneunzig Sätze gegen den schreiendsten Mißbrauch des Papsttums, den Ablaß, angeschlagen hatte, da war es, wie ein Zeitgenosse erzählt, als wären die Engel Gottes selbst Botenläufer und trügen’s vor aller Menschen Augen.

Das Wort Gottes war seine Wehr und Waffe, womit er nun einen Mißbrauch in der Kirche nach dem andern angriff, dessen gewiß: »das Wort Gottes ist die rechte Kriegswaffe, dadurch wir den Teufel schlagen und siegen müssen«. Auf das Wort Gottes sollte der kirchliche Glaube und das ganze kirchliche Leben zurückgeführt werden. »Wir sollen sein Wort herrlich und hoch halten als eine allmächtige Kraft, denn wer es hat, der hat und kann Alles«, das war sein Sinnen und Meinen, und so ward auch durch ihn das seit Jahrhunderten dem Volke vorenthaltene Wort Gottes nun eine neue, alle Verhältnisse der Kirche durchdringende und alle Gemüter mächtig ergreifende Lebenskraft. Er hat es als ein Licht wieder auf den Leuchter gesetzt, daß es leuchtete denen Allen. die im Hause sind (Matth. 5, 15). Mit der Predigt von der Gerechtigkeit im Glauben an Christum, den alleinigen Mittler zwischen Gott und Menschen wurde ein neues Leben in den Herzen des ganzen Volkes geweckt, und so auch für die Dichtung geistlicher und kirchlicher Lieder ein neuer Lebensbrunnen gegraben. Daraus mußten bei der mächtigen, durch die Reformation hervorgerufenen Erregung der Gemüter auf dem kirchlichen Glaubensgebiet, und bei dem nun endlich errungenen freien Gebrauch des göttlichen Wortes, wodurch das fromme Gefühl Befriedigung, Leben und volle Genüge fand, geistliche Gesänge zum Preis der neuerkannten Heilswahrheiten und zum Bekenntnis des neuen und doch so alten Glaubens an die freie, unverdiente Gnade Gottes in Christo Jesu sich in reicher Menge ergießen. Ja, man kann sagen, daß die ganze poetische Literatur des deutschen Volkes aus dem geistigen Aufschwung herstammt, den die Nation durch die Reformation gewonnen hat.

Eine der hauptsächlichsten Bibelwahrheiten aber nun, welche durch die Reformation wieder hergestellt wurde, war das allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Dadurch wurde das christliche Volk wieder in seine vollen Rechte eingesetzt. Das Recht aller Glieder der christlichen Kirche, die da ist der Leib Christi, des alleinigen unsichtbaren Hauptes, Gott zu opfern Gebete und geistliche liebliche Lieder, trat nun klar im Bewußtsein Aller hervor. Was seither nur hie und da das Volk sich wie durch einen glücklichen Zufall oder unter der Nachsicht einzelner Kirchenhäupter errungen hatte, das wurde nun als allgemeines Recht geltend gemacht und mußte zur allgemeinen Volkssache werden. Christlicher Volksgesang mußte nun nicht bloß außerhalb der Kirchen, sondern in den Kirchen selbst frei ertönen und als wesentlicher Bestandteil des Gottesdienstes sich darstellen.

Quellen:

SeiteMartin Luther in der deutschsprachigen Wikipedia (DE)

Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Von Eduard Emil Koch, Dekan, ordentlichem Mitglied der historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig. Erster Haupttheil: Die Dichter und Sänger. Erster Band. Dritte, umgearbeitete, durchaus vermehrte Auflage. Stuttgart. Druck und Verlag der Chr. Belser’schen Buchhandlung. 1866 [S. 230ff.; Digitalisat]

Werke

  • Weimarer Ausgabe (WA): D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. 120 Bände, Weimar 1883–2009 (Sonderedition 2000–2007), ISBN 3-7400-0945-4.
  • Kurt Aland (Hrsg.): Luther deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für die Gegenwart, 10 Bände, ein Registerband, ein Ergänzungsband. (ab 1957) 4. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991, ISBN 3-8252-1656-X. – Als CD-Rom: Martin Luther, Gesammelte Werke. Digitale Bibliothek Band 63. Directmedia, Berlin 2002, ISBN 3-89853-639-4.
  • Martin Luther. Studienausgabe in 6 Bänden. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, 1987–1999.
  • Martin Luthers Sermon vom Ablaß und Gnade (Bibliothek der Kirchenväter)
  • Luther, Martinus: Gründlicher Bericht der seligen Geschicht / Von Er Leonhart Keiser in Beiern umbs Evangelii willen verbrand / durch in selbs zum mehrer teil im Gefengnis geschrieben. Anno MDXXVII [Digitalisat bei Google Buchsuche]

Weblinks und Verweise

Gerhard MüllerLuther, Martin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 549–561 [Digitalisat]

Manfred SchulzeLuther, Martin. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 447–482. [Archivfassung, Stand 18.02.2009]

Luther-Predigt. Von Charles Haddon Spurgeon (Download im pdf-Format im Schriftenarchiv)

J. M. Lies (Hrsg.). (2021). Wahrheit – Geschwindigkeit – Pluralität: Chancen und Herausforderungen durch den Buchdruck im Zeitalter der Reformation. (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beihefte,
132). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. https://doi.org/10.13109/9783666560378

Lieder

„Singet dem Herrn ein neues Lied, singet dem Herrn alle Welt. Denn Gott hat unser Herz und Mut fröhlich gemacht durch seinen lieben Sohn, welchen er für uns gegeben hat zur Erlösung von Sünden, Tod und Teufel. Wer solchs mit Ernst gläubet, der kann’s nicht lassen, er muß fröhlich und mit Lust davon singen und sagen, daß es andere auch hören und herzukommen.“

(Aus der Vorrede Martin Luthers zum Babstschen Gesangbuch 1545)

Ach Gott, vom Himmel sieh darein (EG 273)

Agnus dei

Aus tiefer Not schrei ich zu Dir (EG 299)

Christ lag in Todesbanden

Christ, unser Herr, zum Jordan kam

Christe, du Lamm Gottes (Agnus dei)

Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362)

Erhalt uns, Herr, nach Deinem Wort (EG 193)

Herr, Gott, dich loben wir (Deutsches Tedeum, Württ. Gesangbuch)

Mit Fried und Freud fahr ich dahin (Württ. Gesangbuch)

Mitten wir im Leben sind (EG 518)

Nun freut euch, lieben Christen g’mein (EG 341)

Nun komm, der Heiden Heiland (EG 4)

Vater unser im Himmelreich (EG 344)

Verleih uns Frieden gnädiglich

Vom Himmel hoch, da komm ich her (EG 24)

Wär‘ Gott nicht mit uns diese Zeit

Wir glauben all an einen Gott (EG 183)

Wo Gott der Herr nicht bei uns hält (EG 297)

Wohl dem, der in Gottes Furcht steht

Ich sei, wer ich wolle, so frage ich nichts danach; denn ob ich gleich ein Sünder bin, so weiß ich doch, daß darum mein Herr Christus nicht ein Sünder ist, sondern er bleibt gerecht und gnädig. Darum will ich getrost zu ihm rufen und schreien, und mich sonst an nichts kehren, denn ich habe jetzt nicht Weile zu disputiren, ob ich erwählet sei oder nicht; das aber fühle ich, daß ich Hülfe bedarf, komme derhalben und suche sie in aller Demuth. Lieber Gott, das Cananäische Weiblein war eine Heidin, konnte derhalben, ja sie mußte wohl schließen, sie wäre nicht erwählet. Tritt sie nun vor den Herrn Jesum, und läßt solchen Gedanken am Gebet sich nicht hindern, so thue ich auch also und spreche: Herr, ich komme jetzt, und muß dies und anders haben; wo will ich’s sonst nehmen oder suchen, denn bei dir im Himmel, durch deinen Sohn, meinen Erlöser, Christum Jesum. Amen.

(Martin Luther)

Weitere Zitate von Martin Luther

Biblische Betrachtungen

Psalm 127, 1

Jesaja 1, 3

Lukas 21, 34

Matthäus 24, 13

Johannes 6, 29

Römer 9, 11ff.

Römer 12, 15

Vorrede auf die Epistel S. Paul an die Römer


Eingestellt am 4. Januar 2019 – Letzte Überarbeitung am 1. Mai 2025