Ist meine Hand nun so kurz geworden, daß sie nicht erlösen kann? Oder
ist bei mir keine Kraft zu erretten? (Jesaja 50, 2)
Ach, wie tun ähnliche göttliche Erinnerungen einer bedrängten Seele so
ungemein wohl, und setzen ihre Füße aus dem Schlamm auf’s Trockne.
Es kann eine Seele zagend niedersinken über ihre Sündenmenge. O,
wie wohltuend ist’s ihr da, wenn sie innerlich und kräftig an das Blut Christi
erinnert wird, das zu unsrer Versöhnung rann, wenn sie im Gefühl ihrer
Schwachheit an seine Kraft, im Gefühl ihres Elendes an seine Durchhülfe
erinnert wird. Alsdann bekommt sie Flügel und verjüngt sich wie ein Adler.
Wie angenehm beschirmt wird eine trauernde Christenseele, wenn sie nur
einsieht, wie sie in ihrem Kummer das Blut, die Gerechtigkeit, die Gnade und
Kraft Jesu Christi so übersehen und so wenig oder gar nicht in Anschlag
gebracht und bei ihrem Turmbau mit in Anrechnung gebracht hat. Da wird
der Unglaube wohl mit sehr süßen Tränen beweint und abgeschworen, oder
doch geschrien: Ich glaube, lieber Herr, komm zu Hülfe meinem Unglauben! –
oder mit Hiob gesagt: Ich will’s nicht mehr tun. (Hiob 40, 5.)
O wie vergelt ich Gott, was er mir tat,
Da Wohltat mich auf Wohltat überhäufen;
Wohlan, ich will den Kelch des Heils ergreifen,
Gelobet sei sein Name früh und spat!
Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 75. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)
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