4. Die ehrliche Pracht. (Psalm 145, 12)

Daß den Menschenkindern deine Gewalt kund werde und die herrliche Pracht deines Königreichs. (Psalm 145, 12)

Wie sollte die Pracht des Königreiches keine ehrliche sein, dessen Haupt Christus ist? Wache auf, mein Geist und rühme die schöne Pracht Jesu. Meine Seele, lobe den Herrn.
D u  b i s t  –  spricht Petrus, Matth. 16, 16.

Und das Herz der Jünger war schlüssig und ihre Lenden waren gegürtet, Dir nachzufolgen. Sie folgten keinem Schatten und Traume, da sie Dir, o Jesu folgten.
D u  b i s t.  Es gab nie eine Zeit, in welcher es hieß: Er ist gewesen und wird keine Zeit geben, in welcher man sagen müßte: Er ist nicht mehr. Du bist von Ewigkeit zu Ewigkeit und bist in jedem Augenblicke. Du bist der Erste und Letzte. Das ist die ehrliche Pracht des Königreiches Jesu, daß es keinen erdachten oder geschaffenen, sondern den König hat, der da  i s t.

Als Gott hast Du im Rat gesessen,
Da man der Menschen Elend ausgemessen
Und nichts, das Gott genug war, war erfunden
Als nur das herrliche Verdienst der Todeswunden.

Was erheben sich denn die Menschen? Sind wir nicht alle ein Geschlecht sterbender Schächer, wie jene Beiden auf Golgatha? Das und nichts mehr sind wir.

Aber der Eine unter den beiden Schächern lästert und murrt; der Andere bekennt seine große Schuld – das war und ist der Unterschied auf Erden. Und das ist, mein Heiland, Deine schöne Pracht, daß Du beichtenden Schächern vergibst und Dich ihrer nicht schämst in Deinem Reiche; denn Du kleidest sie mit dem Rock Deiner Gerechtigkeit, Jes. 61, 10. Alle unsere Schuldigkeiten, die Gott von uns fordern kann, sind hinaus auf alle Zeiten schon auf einmal abgetan. Das hast Du getan, Herr Jesu Christe, und nun ist es Deine Ehre und unser Friede, daß wir die Früchte dessen genießen, was Du ausgemacht hast. Und es ist die ehrliche Pracht Deines Königreiches, daß Deine Kinder, ob sie nichts
haben, durch Dich Alles haben, was Gottes ist. O daß mir die ehrliche Pracht Deines Königreiches kund würde! Du stirbst hinfort nicht mehr, Röm. 6, 9.

Du lebst nicht, weil wir leben; Du bist nicht groß, weil wir Dich erheben; Du bist nicht reich, weil wir Dir geben. Vielmehr ist das die Zier Deines Reiches, daß wir leben, weil Du lebst; Deines Angesichtes Leuchten ist unser Genesen und Deiner Hände Segnen unser
Reichtum.

Gott wollte den Engeln Gemeinen bauen,
Darin dies große Wunder zu schauen.

Es bedarf keines Zauberers in Jakob und keines Wahrsagers in Israel, 4. Mos. 23, 23. In Jesu Königreiche ist die lautere Wahrheit, und die Wahrheit macht frei, Joh. 8, 32. Deiner Wahrheit weiche alle Verzauberung, welche uns diese Welt liebenswert und Gott geringe und verächtlich macht. Es sei die Wahrheit des Königreiches Christi unser Licht wie am hellen Mittage, so ist Gott allein groß und sehr löblich und Seine Größe unaussprechlich (Ps. 145, 3) und wir durch viel Vergebung und Barmherzigkeit in Christo Seine freien Kinder! <o welch eine ehrliche Pracht!

Und weil Du, o Jesu, seit der Zeit Du von den Toten auferstanden bist, Dich kräftiglich in uns erweisen willst als Gottes Sohn (Röm. 1, 4), so gib uns, daß das Licht Deines Angesichtes in unsern Herzen seine Strahlen sende in diese dunkle Welt. O Herr, gib Deinen Kindern Kraft und Freudigkeit, einen königlichen Geist; gib ihnen, daß sie sind, was sie sein sollen und sein können – stille, helle, leuchtende Sterne in Deiner Hand, 1. Mos. 15, 5.

Herr, Du bist groß und sehr löblich, Deine Größe ist unaussprechlich und die Pracht Deines Königreiches ist eine ehrliche.

Schenke, Herr auf meine Bitte
Mir ein göttliches Gemüte,
Einen königlichen Geist,
Mich als Dir verlobt zu tragen,
Allem freudig abzusagen,
Was noch Welt und irdisch heißt.

Quelle:

Stille halbe Stunden. Von Th. Schmalenbach. Gütersloh, Druck und Verlag von C. Bertelsmann. 1877.
Bayerische Staatsbibliothek, urn:nbn:debvb:12-bsb11354794-3
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