Der gläubige Christ betet zur Zeit einer Seuche (Starck)

Aufmunterung.

Wenn du der Stimme des HErrn, deines Gottes, nicht gehorchen wirst, so werden alle diese Flüche über dich kommen. Der HErr wird dir die Sterbedrüse anhängen, bis daß er dich vertilge. Der HErr wird dich schlagen mit Schwulst, Fieber, Hitze, Brunst, Dürre, giftiger Luft und Gelbsucht und wird dich verfolgen, bis er dich umbringe. 5. Mose 28, 15+21.22

Wenn über diejenigen, welche Böses tun, Zorn, Trübsal und Angst kommen sollen, Röm. 2 8.9,  so gehören zu solcher Angst ansteckende Krankheiten und Pest. Diese Plage kommt mehrenteils

1) wenn die Menschen dem Worte der Warnung und Ermahnung keinen Glauben beimessen, 4. Mose 14, 12.
2) Wenn man Gott nur äußerlich und nicht von Herzen dient, Jer. 14, 12.
3) Gott gar durch Ungehorsam aus den Augen setzt, Jer. 24, 14; 27, 8.
4) Die Diener Gottes verachtet, Jer. 20, 18.
5) Wenn das Volk frech und unbändig wird, Hesek. 12, 19.
6) Wenn Hurerei und Mord im Schwange geht, Hesek. 33, 26.27.
7) Wenn keine Bußermahnungen mehr angenommen werden, Amos 4, 10.
8) Um Ehebruchs willen, 4. Mose 25, 9.
9) Um Gotteslästerung willen, 2. Kön. 19, 35.
10) Um Hochmut, 2. Sam. 24, 25 und um anderer Sünden willen.

Wo nun diese Strafe einreißt, da ist notwendig, daß man Buße tut, weil doch der HErr sich nach seiner Barmherzigkeit erbitten läßt, weswegen auch David unter den drei Plagen lieber diese erwählte.

Gebet.

Starker und allmächtiger Gott, groß ist dein Zorn gegen die mutwilligen Sünder, welche sich durch deine Wohltaten nicht zur Buße leiten lassen. Du handelst eine Zeitlang mit den Menschenkindern als ein liebreicher Vater, der die Ungehorsamen mit vielem Versöhnen zu sich lockt, nachher aber, wenn sie deine Gnade auf Mutwillen ziehen, so beweisest du dich auch als ein strenger Richter. Dieses erfahren wir jetzt auch.

Gerechter Gott, wir hören, daß an vielen Orten sich eine ansteckende Seuche zeigt, welche viele tausend Menschen dahinrafft, so daß beinahe in jedem Hause Tote sind und sich nicht Hände genug finden, sie zu begraben. Dieses macht dein Zorn, daß sie so verderben, und dein Grimm, daß sie so plötzlich dahin müssen. Haben wir nicht hohe Ursache, zu fürchten, du werdest auch das um sich reißende Uebel in unsere Grenzen und in unsern Ort schicken? Wir dürfen, o eifriger Gott, gar nicht meinen, daß Jene allein Sünder vor Andern sind, welche du diese scharfe Rute empfinden lässest; wir müssen vielmehr bekennen, daß wir wert sind, Alle so wie Jene umzukommen. Es findet sich bei uns Sicherheit, Verachtung deines heiligen Worts und der heiligen Sakramente, Halsstarrigkeit, Ueppigkeit, Hurerei, Ungerechtigkeit, Wollust, Stolz, ja es ist fast keine Furcht Gottes im Lande, die Heiligen haben abgenommen und der Gläubigen ist wenig unter den Menschen. Willst du nun Sünde zurechnen, HErr, wer wird vor dir bestehen? Ach! HErr HErr! wir halten dir dein Wort vor: ihr sollt mein Antlitz suchen; darum suchen wir auch, HErr, dein Antlitz. Du willst nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe, darum schuldigen wir uns und tun Buße im Staube und in der Asche.

Sieh nicht an unsere Sünden groß,
Sprich uns derselben aus Gnaden los,
Steh uns in unserm Elend bei
Und mach uns aller Strafen frei.