Hebräer 5, 11

Davon hätten wir wohl viel zu reden; aber es ist schwer, weil ihr so unverständig seid. Und die ihr solltet längst Meister sein, bedürft wiederum, daß man euch die ersten Buchstaben der göttlichen Worte lehre und daß man euch Milch gebe und nicht starke Speise.

Vom Hohenpriestertum Christi wäre nun viel zu reden, aber durch einen leidigen Rückschritt sind die Leser schwerhörig geworden. Statt lehrfähig, lernbedürftig zu werden, während doch die jugendliche Frische fort ist, stellt einem Christenhäuflein ein schlechtes Zeugnis aus; namentlich wenn es solche Bevorzugung erfahren hat wie die Hebräer. Statt sich aber dabei aufzuhalten, fordert der Verfasser (in V. 6, 1) lieber auf, nach Mündigkeit zu streben und will, selbst lehrend, sie zur Vollkommenheit mitziehen. Er übergeht also die grundlegenden Lehren und Handlungen, die Milch:

a) Bekehrung von toten Werken, Kap. 9, 14 zum
b) Dienst des lebendigen Gottes;
c) Lehre vom Unterschied jüdischer und johanneischer Reinigungen, Kap. 9, 14; Mark. 7, 8 und der christlichen Taufe, während andere „Lehrtaufen „übersetzen;
d) Handauflegung, als Bestätigung und Vollendung der Taufe, Apg. 8, 15; 19, 15 mit anderen Weihen;
e) f) die nötigste Zukunftslehre.

Unter fester Speise versteht er augenscheinlich das Priestertum Christi, wie es den Tempeldienst beseitigt, und er weiß, daß diese nur Eingang findet, wenn Gott die Leser vor einem drohenden Abfall bewahrt.

Quelle: Handbuch der Bibelerklärung. Zweiter Band: Das Neue Testament. Mit zwei Karten. 5., umgearbeitete Auflage. Calw und Stuttgart, Verlag der Vereinsbuchhandlung, 1878.

Eingestellt am 22. April 2021 – Letzte Überarbeitung am 9. August 2021