1. Könige 17, 7

Und es geschah nach etlicher Zeit, daß der Bach vertrocknete; denn es war kein Regen im Lande. (1. Könige 17, 7)

Wir wollen uns in den Aufenthalt Elias am Bach Krith versenken. Er kämpfte hier nicht vor Volk und König gegen den Abfall einer ganzen Nation. Es galt hier einen anderen Kampf. Ehe Elia oben auf dem Karmel vor aller Öffentlichkeit jene gewaltige Schlacht schlug, aus der sein Glaube siegreich hervorging, hatte er vorher in der Stille, wo kein Mensch ihn beobachtete, Feinde im eigenen Herzen überwinden müssen. Zwei Gefahren lagen ihm dort ganz nahe: Sorgengeist und Ungeduld.

Zuerst der Sorgengeist. Er hatte nichts weniger, als eine menschlich gesicherte Stellung. Sein Unterhalt wurde ihm durch Raben gebracht. Der Bach, aus dem er das im Morgenland besonders wichtige Trinkwasser holte, wurde durch die Dürre täglich kleiner. Schaute Elias nur auf die immer spärlicher fließenden Wassertropfen, so konnte er in die Macht des Sorgenteufels geraten. Da galt es, von menschlichen Garantien weg auf den Herrn zu schauen. Er gibt schon zur rechten Zeit, wenn der letzte Tropfen verschwindet, einen neuen Wink zur Versorgung (V. 7 u. 8).

Die zweite Gefahr war die Ungeduld. Er, der kräftige Mann, der später am Karmel Volksmassen mit seinem Wort im Zaun hielt, musste hier Tag für Tag ohne jede Tätigkeit in Israel still liegen! Wie mochte neben dem Sorgengeist auch die Ungeduld des eigenen Herzens ihn fortzureißen suchen! Elia blieb still. Er lief nicht eigenmächtig vom Krith an den Königshof, um Ahab zu bekehren. Wenn Gott Zeit hatte, so hatte er auch Zeit. Wenn Gott seine Tätigkeit nach außen jetzt nicht brauchte, so drängte er sich nicht in die Arbeit, sondern wartete auf Gottes Stunde. Wohl uns, wenn wir in solchen verborgenen Proben auch überwinden.

(Alfred Christlieb)

Eingestellt am 20. Mai 2020