„Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.“
(Sprüche 4, 23)
Wir behüten unsere Gärten und verwahren das Haus. Das Menschenherz ist auch ein Garten, in dem der himmlische Gärtner edle Pflanzen heranziehen möchte. Da gibt es allerlei gefährliche Schädlinge und Eindringlinge. Das Menschenherz gleicht einem Haus, in dem der Herr Jesus Wohnung machen will. Da gibt es Diebe und Räuber, die das Haus plündern und das Beste davontragen. Noch mehr als sein Eigentum behütet der Mensch seinen Leib und seine Gesundheit. Er schützt sich, soviel er kann, gegen Krankheit und Unfall.
Die Seele, das Kostbarste, was ein Mensch besitzt, wird leider von den meisten sehr vernachlässigt. Sie lassen sie verwahrlosen und verkommen. Und doch gibt es nichts Wertvolleres als eine Menschenseele. Der Besitz der ganzen Welt kann ihren Verlust nicht aufwiegen. Ist die Seele gewonnen, können alle Verluste, auch die schwersten, verschmerzt werden. Wird die Seele geschädigt und verletzt, hilft kein Arzt. Ist sie verloren, dann ist alles verloren. Allein das kostbare Blut des Lammes Gottes kann den verzweifelt bösen Schaden und die unheilbaren Wunden heilen und die Seele zur Genesung bringen.
B e h ü t e d e i n H e r z ! Sei wachsam auf deine Augen, daß sie nirgends hinschauen, wo dein Herz zu böser Lust entzündet wird. Habe acht auf deine Ohren, daß sie nicht hinhorchen auf leichtfertige Reden und faules Geschwätz, wodurch das Herz verdorben wird! Hüte dich vor deiner Lieblingssünde! Habe acht auf deine schwache Seite!
Ein Christ hatte nach seiner Bekehrung einen merkwürdigen Traum. Es war ihm, als ob allerlei verderbenbringende Tiere: Löwen, Tiger, Schlangen auf ihn losgehen wollten. In seiner Hilflosigkeit und großen Angst erblickte er neben sich einen Engel, der ihm ein Stäbchen in die Hand gab. „Sooft eines der gefährlichen Tiere auf dich losgeht, berühre es mit dem Stäbchen! Dann wird es ohnmächtig vor dir niedersinken. Aber habe auch acht auf den hohlen Baumstumpf, der hinter dir ist!“
Wie der Engel sagte, so war es. Das Stäbchen machte alle Angriffe unschädlich. Bald wurde er aber etwas zu sicher und achtete nicht genug auf den hohlen Baumstumpf. Da – plötzlich huschelte aus demselben eine Schlange hervor und versetzte ihm einen Biß. Er erwachte. Die gefährlichen Tiere sind die Lüste und Begierden. Das Stäbchen bedeutet den lebendigen Glauben. Die Schlange in dem Baumstumpf ist das Bild der Lieblingssünde. Einige Zeit nach diesem Traum ließ er sich vom Trunk noch einmal übermannen. Das war früher seine Lieblingssünde.
Zur Wachsamkeit muß hinzukommen Wort Gottes und Gebet: „Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige“ (Psalm 119, 11).
Gebrauche das Wort als Waffe gegen die Versuchung, aber auch als Speise, deine Seele zu nähren! Sonst geht es dir wie einem, dessen Leib infolge Unterernährung blutarm und kraftlos wird. Wird deine Seele nicht reichlich mit Himmelskost genährt, hat sie keine Widerstandskraft gegen das Böse.
Durch das Gebet aber kommst du in Berührung mit Gott. Je näher bei Gott, desto ferner von der Sünde! Wenn du in anhaltendem Gebet zu Gott hindurchdringst, verlieren die bösen Gedanken und Triebe ihre bestrickende Macht. Wenn du dich in den Herrn Jesus gleichsam hineinbetest, dann bist du sicher verwahrt. Denn wer in Ihm bleibt, sündigt nicht (1. Johannes 3, 6).
Nirgends als in Ihm allein
Kann ich recht bewahret sein.
(Dr. Carl Eichhorn: Das Werk Gottes an der Seele)
Bildnachweis: Portrait Dr. Carl Eichhorn – Photograph unbek., in: 100 Jahre Kirche Haag (1923-2023) – Festabend am 13.5.2023 in Haag [pdf-Format]
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Herz und Blut – Träger und Bild des Lebens. Das Herz, das in der Brust sein treuliches Tagewerk klopft – ein Bild der inneren geistigen Persönlichkeit. Das soll man behüten, denn das Leben steht still, wenn das Ich verloren und die Persönlichkeit verdarb. Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seinem Ich – denn dann wäre niemand mehr da, diesen Gewinn zu genießen oder sich seiner zu freuen. Eine unbewachte Minute kann den großen Fall in Sünde und Gottesferne bringen. Es wäre mir angst, wenn ich allein mein Herz zu behüten hätte; ich kann’s nicht. Da ist ein anderer für meine Seele eingetreten, Jesus, und nun atme ich auf. Er trägt die Verantwortlichkeit; er hat mein Herz und Leben in seinen starken Händen und sieht sich um in aller Welt, wer sie ihm streitig machen wollte: „Niemand soll euch aus meiner Hand reißen“. Das gehört bisweilen zu meinem Abendsegen, daß mich die Geborgenheit überkommt, wie Wärme und Stille in der trauten Stube, wenn draußen der Herbststurm Regengüsse an die Scheiben schleudert. Geborgen in Jesu Arm! Kann ich sonst nichts – Gott sei Dank, das kann ich glauben!
Gelobt seist du, O Christus, daß du mir diesen Glauben schenktest, diesen reichen Glauben; denn er hat dich mir gebracht und bringt dich heute wieder und scheucht alles andere Empfinden von der Schwelle, bis ich jauchze über deiner Liebe! Halte mich fest, Hand, die nicht läßt. Heute und ewig!
Amen.
Bildnachweis: Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf; aus Bestand: AEKR Bibliothek BK3005
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Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn ihm entspringt die Quelle 1) des Lebens.
Wer sein Herz „behütet“, der bewacht es, wie man einen Gefangen bewacht, und „bewahrt“ es, wie die Wachen einer Stadt die Einwohner vor Überfällen bewahren. Mein Herz ist das wichtigste „Organ“ meines Körpers! Mehr als alles andere gilt es, auf das Zentrum meines Denkens und meiner Moral (s. Exkurs: Das Herz) zu achten. Was sich in meinen Gedanken (und meinen Emotionen) abspielt, wird zur Tat, dann zur Gewohnheit, dann zum Charakter und schließlich zum Schicksal (Talmud); deshalb muß ich mein Herz davor bewahren, Falsches zu denken (vgl. Philipper 4, 8) sowie Böses (Sprüche 6, 14) und „heillose Anschläge“ zu schmieden (Sprüche 6, 18). Eine Lüge, die mein Denken, Fühlen und Träumen gefangen nimmt, nimmt mich gefangen. Von Anfang an unterstreichen „Die Sprüche“, daß ich mein Herz dem „Verständnis“ (Sprüche 2, 2), den „Geboten“ (Sprüche 3, 1), der „Güte und Wahrheit“ (Sprüche 3, 3) und dem „Gottvertrauen“ (Sprüche 3, 5) zuwenden soll. Diese Dinge gilt es „im Innern“ des Herzens (Sprüche 4, 21) zu bewahren, denn im Herzen entspringt die Quelle des Lebens, d.h. das Herz ist der Ursprung aller (körperlichen) Aktivitäten, seien es Phantasiegebilde, Worte oder Taten. Wörtlich steht im Text nicht „Quelle“ (Singular), sondern „Ausflüsse“ (s. FN, Plural), was darauf hinweist, daß das Herz auf die unterschiedlichsten Aspekte des Lebens Auswirkungen hat. Das ganze Leben wird vom Herzen dirigiert und in die Richtung geleitet, in die das Herz will 2).
Wann hast du in der letzten Woche dein Herz nicht behütet? Welche Gedanken hast du zugelassen, die falsch waren?
1) Wörtlich: von ihm aus sind die Ausflüsse
2) Deshalb ist es so dramatisch, wenn ich nicht merke, wie sich mein Herz mit bösen Gedanken beschäftigt, die eigentlich falsch sind, aber die ich nicht als Lüge erkenne. Ein Geschäftsmann, der nicht mehr erkennt, daß sich sein Denken um Habsucht und Erfolg dreht, eine Ehefrau, die sich in Tagträumereien an fremde Männer verliert, und diese Gedankenn nicht mehr als Ehebruch identifiziert, ein Kinobesucher, der beim Anblick von Folterszenen an Grausamkeiten Gefallen findet, sie alle behüten nicht ihr Herz. Und leider ist unser Herz offen für falsche Einflüsse und Prägungen. Literaturtipp: Härry, Thomas (2009): Echt und stark. 4. Aufl. SCM R. Brockhaus. Ein ganz wertvolles Buch zur Reflektion über die Quellen unserer Spiritualität.
Quelle: FROGWORDS
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Diese Schriftstelle ist der Tagesvers vom 29. August 2024