1) Laß dich nicht den Frühling täuschen,
Herz, der dich mit Lust umringt,
Wo mit wonnigen Geräuschen
Wald und Flur vom Leben klingt!
Diese Welt – sie muß vergehen;
früher noch, der Lüfte Raub,
Wirst als Asche du verwehen,
Herz, wie flücht’ger Blumenstaub.
2) Willst du bis zum Wesen dringen:
Wende vom Erschaff’nen dich!
Willst du dich ins Leben schwingen –
Einer zeigt als Führer sich;
Der an solchem Frühlingsmorgen
Hinter sich ließ die Natur,
Und, dem ird´schen Blick verborgen,
In der Himmel Himmel fuhr!
3) Was die Jünger dort empfanden,
Als ihr Auge flog empor,
Fühl es, Herz, und aus den Banden
Flüchte durch des Glaubens Tor!
Mit den Ewigkeitsgedanken
Bist du doch von Erde nur,
Führt nicht er dich aus den Schranken
Über alle Kreatur.
4) Was auf Erden Ihn umgeben,
Ward Ihm Bild und Ahnung bloß,
Und er atmete sein Leben
Stets nur in des Vaters Schoß.
Sieh auch du im Glanz der Erde
Nur vom Himmel einen Traum;
Gleichnis dir des Höchsten werde
Haus und Herde, Blum‘ und Baum!
5) Deines innern Lebens Schwingen
Wachsen aus dem Erdentod;
Eh´ er konnt´ ins Leben dringen,
Hat auch Ihm das Grab gedroht.
Wenn auf´s Leben du verzichtet,
dann beginnt dein Lebenslauf;
Wenn du dich als Staub vernichtet,
Stehst du erst als Wesen auf!
Liedtext: Gustav Schwab (1792-1850)
Melodie: 1745, bei J. Thommen „O du Liebe meiner Liebe“
Choralbuch 142 (73)
Schriftstellen:
Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; aber das Wort unsres Gottes bleibt ewiglich.
(Jesaja 40, 8)
Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. (1. Joh. 2, 17)
Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden. (Matth. 10, 39)
Es wird gesät verweslich, und wird auferstehen unverweslich. (1. Kor. 15, 42)
Verweise:
Lied Nr. 486: Gesangbuch für die evangelische Kirche in Württemberg, Schmuckausgabe 1912, S. 339f (Verlagskontor des evangelischen Gesangbuchs, Stuttgart)
Notensatz 4stimmig „O du Liebe meiner Liebe“ (externer Link zu Hymnary.org)