2. Könige 13, 18+19: Wo stehe ich? (1)

Und er sprach: Nimm die Pfeile! Und da er sie nahm, sprach er zum König Israels: Schlage die Erde! Und er schlug dreimal und stand still. Da ward der Mann Gottes zornig auf ihn und sprach: Hättest du fünf-oder sechsmal geschlagen, so würdest du die Syrer geschlagen haben, bis sie aufgerieben wären; nun aber wirst du sie dreimal schlagen. (2. Kön. 13, 18.19)

Leider bleiben schon viele auf der ersten Station stehen. Sie werden keine Gnadenmenschen, kein ganzer Halm mit voller Ähre. Sie haben nur die eine Seite der Gnade erfaßt, nämlich die, die unser vergangenes Leben gutmacht; aber die andere Seite der Gnade, die auch unser gegenwärtiges Leben gutmacht, die Gnade, die den ganzen Menschen durchdringt und in die göttlichen Bahnen bringt, kennen sie nicht.

Viele machen es wie der König Joas (2. Kön. 13, 10-19), der anfing, als es bereits zu spät war (er fragte erst dann nach Elisa, als dieser am Sterben lag), und aufhörte, als es noch viel zu früh war. Statt fünf- oder sechsmal mit seinem Bogen zu schlagen, schlug er nur dreimal. So machen viele hinter die drei Erfahrungen — Vergebung der Sünden, Frieden mit Gott, Hoffnung des ewigen Lebens — einen Punkt. Sie haben genug! Sie lassen die Arme sinken, statt daß sie weiterschlagen würden, bis dass die Syrer, d.h. die Sünde, kraftlos gemacht wäre.

Darum bleiben sie wie Joas ein Leben lang im Streit und sind beständig die Überwundenen, statt die Überwinder. Ihr Leben ist ein Leben von Fallen und Aufstehen. Solche stehen noch auf eigenen Füßen, und wer auf eigenen Füßen steht, kann jeden Augenblick fallen. Sie sind nur bis an die Knöchel in den Strom gegangen. Das wenigste von ihnen steht in der Gnade. Je tiefer man in den Strom geht, desto geringer ist die Gefahr des Fallens. Und wer so tief hineingegangen ist, daß er getragen wird, der kann überhaupt nicht fallen. Aber ein Leben von Fallen und Aufstehen ist das Leben in den Kinderschuhen. Man nimmt es einem Kind von ein bis zwei Jahren nicht übel, wenn es am Tag zehnmal fallt; aber wenn es bei einem zehnjährigen oder gar noch älteren vorkommen würde, müßte man da nicht mit Recht sagen: Das ist ein anormales Kind?

Sie sind wie Ephraim „ein unweiser Sohn; denn wenn es Zeit ist, tritt er nicht in den Durchbruch der Kinder“ (Hos. 13, 13).

Sie sind gleich den Israeliten, die in elf Tagesreisen von Horeb bis Kades-Barnea zogen, d.h. bis an die Grenze des Landes Kanaan, aber dann wieder umkehrten in die Wüste und in der Wüste starben, also nicht in das Land der Ruhe kamen. Ihr Leben ist ein Wüstenleben, statt ein Leben der Ruhe, des Genusses und des Sieges.

Diesen Stehengebliebenen läßt Gott heute sagen:

„Ihr seid lang genug an diesem Berg gewesen; wendet euch und ziehet hin. Siehe da, Ich habe euch das Land, das da vor euch liegt, gegeben; gehet hinein und nehmet es ein“ (5. Mose 1, 6-8).

Du fragst vielleicht: Wie kann ein Stehengebliebener vorwärtskommen?

Durch Gehorsam, durch Gehen der Wege, die im Worte Gottes so klar gezeigt sind. Jesus kann nur denen helfen, die Ihm gehorsam werden (Hebr. 5, 9). Warte nicht auf etwas Außerordentliches, sondern gehe sogleich mit deinem Herzen in den völligen Gehorsam ein. Gib Gott dein Ohr; gib Ihm den Willen deines Herzens; gib Ihm deine Hände, so wird Er dich tausend Ellen weiterführen in den Strom der Gnade.

(Aus: Georg SteinbergerDer Gnadenstrom)


Übersicht: 2. Könige

Eingestellt am 15. Juli 2022