Offenbarung 8, 13

Und ich sah und hörte einen Engel* fliegen mitten durch den Himmel und sagen mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen, vor den andern Stimmen der Posaune der drei Engel, die noch posaunen sollen!

(Offenbarung 8, 13)

Wir erleben mitunter Gerichtszeiten, in denen Donnerschlag auf Donnerschlag folgt; wir staunen zunächst über die abmessende Verschonung Gottes, aber das Gewitter rückt näher und wird immer schwerer und schließlich treffen die Blitze den Herzpunkt unserer Existenz.

So ist es im kleinen Kreis, so im Großen, im Völkerleben und in der Geschichte der Menschheit. So war bei den Plagen der 4 ersten Posaunen noch viele Verschonung: Sie trafen noch nicht die Menschenwelt selbst, sondern schädigten ihre Wohnstätten und ihre Existenzbedingungen bis zu einem wohlabgemessenen Grade. Jetzt aber erblickt Johannes einen  A d l e r*.  Er hört seinen Flügelschlag und sieht ihn in der Mittagslinie, hoch oben am Himmel hinfliegen, so daß ihn alle Erdbewohner sehen und seinen Ruf hören können.

*) Hinweis: Statt  „Engel“  haben die griechischen Handschriften in Kap. 8, 13 überwiegend „Adler“.

Es ist der Aasgeier, den die Alten zum Adlergeschlecht rechneten (Habakuk 1, 8; Matthäus 24, 28). Krächzend stößt er sein „Wehe, wehe, wehe“ hervor, und furchtbare Gerichte droht er an, die kommen sollen, wenn die Stimmen der drei letzten Posaunen erschallen.

(Christian Römer)


Unter den sieben Siegeln ist das siebente das größte und wichtigste. Das haben wir an der Vorbereitung desselben merken können, die im siebenten Kapitel erzählt ist, und nun auch an der ehrfurchtsvollen Stille, die bei seiner Eröffnung im Himmel eintrat. Alles laute Loben und Danken hörte auf; Alles war in stiller, gespannter Erwartung, und gerade dieses Stillschweigen war die tiefste Verehrung Gottes und seines heiligen Rats. Merken wir es uns wohl: die Verehrung des Herrn besteht nicht nur im Loben und Danken, sondern auch im Stillschweigen, in der wahren innern Stille. – Und warum ist es so still geworden in der obern Gemeinde? Man erwartete neue Aufschlüsse und Offenbarungen Gottes. Ohne innere Stille kommt kein Mensch zu einem reinen Wahrheitsgrund. –

Aber es gehört auch eine gespannte und unablässige Aufmerksamkeit dazu. Bei allen Seligen war nur ein Blick, der war auf das Lamm gerichtet; Alles sah gleichsam Christo auf die Hände, der die Eröffnung und Ausführung dieser Siegel bis zum letzten übernommen hatte. Da blasen die Posaunen: es gilt jetzt die Vernichtung des Weltreichs, die Wegräumung aller der Hindernisse, die dem Reiche Gottes entgegenstehen. Bei jeder Posaune bekommt das Weltreich einen neuen Schlag. Wo der Herr Jesus einziehen will, da geht es auf die Vernichtung des alten Menschen los, und das geht nicht ohne Krieg ab. Aber was wird auch alles geschehen müssen, bis die so tief verfallene Christenheit gereinigt ist! Wir können es an uns wahrnehmen: wie viel Kaltsinn und Lauheit ist noch unter uns, wie sind wir so fleischlich und irdisch beim Anhören des Wortes Gottes! Immer wieder laufen unsere Sinne in die Welt hinaus. Das wird noch viele Versuchungsstunden und Gerichte geben müssen, bis das Reich des Herrn in die Welt kommen kann und alle Reiche der Welt Gottes und seines Christus werden. Wir haben alle zu beten, daß wir der Aufsicht des Herrn Jesu nicht entrissen werden.

Das hilf uns, Herr Jesu! Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

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Eingestellt am 29. April 2020 – Letzte Überarbeitung am 30. Januar 2024