Gebete in Leiden

Gebet in mancherlei Kreuz und Leiden.

O Gott, dessen Barmherzigkeit kein Ende hat, dessen Güte alle Morgen neu wird, siehe, ich trete vor dein Angesicht und schütte meinen großen Kummer vor dir aus. Mein Elend ist dir bekannt, meine Seele ist betrübt, mein Geist ist geängstet, und schweres Leiden drücket mich. Ich sehe mich um nach Helfern und finde keinen; dir aber, o Gott, klage ich mein Leiden, denn du bist barmherzig und lässest dich unser Elend jammern. Darum komme ich zu dir und spreche: ach erbarme dich über mich; ich bin dein Geschöpf, darum wirst du das Werk deiner Hände nicht lassen. Ja, Vater, erbarme dich deines verlassenen Kindes. Mein Jesu, ich bin erkaufet mit deinem Blute, erbarme dich deines Eigentums. Laß deinen Geist das Zeugnis in mein Herz geben, daß ich als ein begnadigtes Kind Gottes leide, und wenn ich im Gebet ermatte, so laß ihn mich vertreten mit unaussprechlichen Seufzern. Herr, hilf mir! Herr, stehe mir bei! Rufe in meine Seele: ich bin bei dir in der Not, ich will dich herausreißen. Ach Herr, gib, daß mein Glaube nicht aufhöre, und meine Hoffnung nicht sinke, du hast mich ja noch nie verlassen; ach, so verlaß mich auch jetzt nicht; hilf deinem Kinde, komm zu mir, nach dir schmachtet mein Herz und Auge.

Amen.

Ein anderes Gebet in Kreuz und Not.

Mein Gott, du führest mich durch das dunkle Tal der Leiden,  aber ich will mich nicht fürchten, denn du bist bei mir. Meine Seele sei stille zu dir, und deine Liebe sei mein Trost. Nach deinem weisen Rate geschiehet es, daß wir auch durch Trübsale in dein Reich geführt werden, und du lässest uns nicht umkommen noch verderben, wenn wir dir treu bleiben. O so erhalte mich dir getreu! Wenn mich nichts mehr trösten kann, so sei du bei mir und erquicke die müde Seele. Sei du meine Zuflucht, daß ich auch im Leiden deinen Namen preise. Will ich mutlos und verzagt werden, und dünkt mir die Last zu groß, die du mir auflegst, so ermutige mich durch den Aufblick zu Jesu, der dir gehorsam geworden ist bis zum Tode am Kreuze, der auch meine Last getragen hat. Laß mich mit ihm überwinden und geduldig auf die Stunde der Erlösung harren. Läutere mich durch das Feuer der Prüfung, daß ich vor dir bestehe in Treue und Wahrheit. Du wirst mich reichlich trösten, wenn ich mit Christo leide. Meinest du es doch gut mit mir, wenn du mich demütigest und deine Hilfe zu verziehen scheinest. Du willst mich losreißen von der Liebe der Welt, von aller sündigen Lust und meine Seele zu dir ziehen und heiligen. O so laß meine Trübsal dazu gesegnet sein, führe alles hinaus zum Preise deines väterlichen und weisen Rates. Sind doch die Leiden dieser Zeit nichts gegen die Herrlichkeit, die du einst an uns offenbaren willst. Laß mich geduldig ausharren in der Anfechtung und darin bewähret werden, damit ich die Krone des Lebens empfange, die du verheißen hast denen, die dich über alles lieben, und mit Freuden ernte was ich mit Tränen gesäet habe.

Amen.

Schriftstellen

Die Güte des HERRN ist’s, daß wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. (Klgl. 3, 22f.)

Der HERR wird’s für mich vollführen. HERR, deine Güte ist ewig. Das Werk deiner Hände wollest du nicht lassen. (Ps. 138, 8)

Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer. (Ps. 22, 11)

Desgleichen auch der Geist hilft unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen. (Röm. 8, 26)

Meine Seele sei stille zu Gott, der mir hilft. (Ps. 62, 1)

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich. (Ps. 23, 4)

Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, daß sie im Glauben blieben, und daß wir durch viel Trübsale müssen in das Reich Gottes gehen. (Apg. 14, 22)

Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott verheißen hat denen, die ihn liebhaben.
(Jak. 1, 12)

Lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens; welcher, da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten auf den Stuhl Gottes. (Hebr. 12, 1b.2)

Der HERR züchtigt mich wohl; aber er gibt mich dem Tode nicht. Ich danke dir, daß du mich demütigst und hilfst mir. (Ps. 118, 18+21)

Weil nun Christus im Fleisch für uns gelitten hat, so wappnet euch auch mit demselben Sinn; denn wer am Fleisch leidet, der hört auf von Sünden; (1. Petrus 4, 1)

Denn ich halte es dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden. (Röm. 8, 18)

Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. (Offb. 2, 10)

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. (Ps. 126, 5)

Quellen

Gebete: Gesangbuch für die Evangelische Kirche in Württemberg, Stuttgart 1842. Verlags-Comptoir der ersten Auflage des neuen evangelischen Gesangbuchs, Stuttgart.
[Digitalisat]

Bibelverse: Luther 1912 (bibeltext.com)

Eingestellt am 9. Juni 2022