23. Februar

Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. (Matthäus 11, 30)

Man hat von dem Christentum irrige Vorstellungen, wenn man meint, es bestehe nur in Beschwerden, Lasten und Kämpfen. Freilich heißt es: „kämpfet;“ aber dieser Kampf ist doch ein guter Kampf, und hat ein herrliches Ende; freilich heißt es: Ringet darnach, dass ihr durch die enge Pforte eingehet.Einer erlanget das Kleinod, laufet nun also, daß ihr es ergreifetdas Himmelreich leidet Gewalt, und die Gewalt tun, reißen es zu
sich. – Das ist alles wahr, aber eben so wahr ist es auch, wenn Jesus sagt: Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. Schwer machen wir uns dieses Joch, wenn wir trachten, unsere eigene Gerechtigkeit aufzurichten; durch Wollen und Laufen erschweren wir uns den Dienst des Herrn Jesu, der gesagt hat: „In mir habt ihr den Frieden!“ Irrig ist es aber auch, wenn man meint, in lauter angenehmen Empfindungen und Erquickungen zum
gewünschten Ziel zu kommen, und sich darin nicht finden kann. Wenn man zuweilen eine Zeitlang auf den Herrn harren muß, und daraus allerlei irrige Schlüsse macht, als ob ein Christ lauter angenehme und gute Tage haben müsse. Freilich wollte die stolze Natur dieses gern, die wünscht, es nicht nötig zu haben, alle Tage und in allen Vorkommenheiten dieses Lebens so arm, elend, jämmerlich, blind und bloß zu Jesu zu kommen, und seinem Rate zu folgen, Gold zu kaufen von Ihm. Aber dies ist der einzige wahre Weg, den uns das Evangelium zeiget. Wenn wir auch zuweilen getröstet und erquickt, gar entzücket würden bis in den dritten Himmel – immer müssen wir’s doch wieder bei dem suchen, der gesagt hat: „Ich will euch erquicken.“ Er muß wachsen, wir aber müssen abnehmen.

O, wüßten das doch alle Leute,
Die er mit seinem Blut erkauft,
Wie schad‘ es ist, daß nicht noch heute
Ihm alles in die Arme lauft,
Und wie so gut es Jedermann
Bei dir, mein Heiland, haben kann!

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 54. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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Eingestellt am 6. Februar 2022 – Letzte Überarbeitung am 22. Februar 2022